Aibon-Teufel
dabei, dass sie nicht nur vor diesem einen Aibon-Teufel Angst haben.«
»Sondern?«
»Vor dem Land Aibon selbst oder vor dem, was es schickt und was von ihm ausgeht.«
»Etwas Böses.«
»Wenn es die Seite des Guywano betrifft, schon.«
»Und die andere Seite?«
Mein Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Die kann wunderbar sein. Da kann man schon von einem Paradies sprechen, falls man den richtigen Draht dazu hat.«
»Hört sich an, als würdest du es gut kennen.«
»Das ist auch so.«
Ich ging nicht weiter auf Einzelheiten ein, denn wir hatten den Geländewagen erreicht, in dem Carlotta auf uns warten sollte. Maxine öffnete die Fahrertür, während ich das Gleiche an der Beifahrerseite tat. Beide bekamen wir große Augen.
Der Wagen war leer.
Von Carlotta gab es keine Spur!
***
Maxine Wells hatte den Wagen nicht direkt vor Holbrooks Haus abgestellt, sondern einige Meter weiter. Carlotta hatte sie hineingehen sehen, und sie dachte daran, dass es auch nicht das Wahre war, hier tatenlos herumzusitzen. Sie wollte ja nicht wegfliegen, sondern sich nur ein wenig die Beine vertreten und frische Luft tanken. Außerdem sah sie keine unmittelbare Gefahr für sich, denn der Aibon-Teufel ließ sich nicht blicken, und Menschen aus dem Ort hielten sich ebenfalls nicht in ihrer Nähe auf. Sie wurde nicht beobachtet.
Deshalb stieg sie aus.
Der Nachmittag war recht weit fortgeschritten, und die Sonne hatte bereits einen großen Teil ihrer Kraft verloren. Schon jetzt hatten sich lange Schatten auf den Ort gelegt.
Da der Geländewagen etwas erhöht stand, hatte sie einen guten Blick über den Ort mit seinen wenigen Häusern. Sie sah auch die einzelnen Scheunen an den Hängen und auf den Buckelwiesen. In ihnen verbrachten die Rinder und Schafe einen Großteil des Winters. Auch jetzt wurden sie noch dort gehalten, denn hin und wieder hörte sie Blöken und Muhen.
Ihr fiel auf, dass sich keine Menschen zeigten. Es fuhren auch keine Autos durch den Ort. Er schien wirklich verlassen zu sein.
Bis sie den Schrei hörte!
Er war nicht in ihrer Nähe abgegeben worden, aber die klare Luft trug das Echo weit, und so konnte sie ihn deutlich vernehmen.
Carlotta war zusammengezuckt und danach wieder starr stehen geblieben. Ein Schrei in dieser so stillen Gegend musste einen besonderen Grund haben. Zudem hatte er sich ängstlich angehört, der Meinung war sie jedenfalls.
Sie wartete darauf, dass sich der Schrei wiederholte. Die Tiere hatte er nicht aus ihrer Lethargie gerissen. Ihr Blöken und Muhen hörte sich nicht anders an als vorher.
Der Schrei wiederholte sich. Carlotta hatte den Eindruck, einen Stromstoß zu erhalten. Diesmal hatte sie deutlich gehört, dass eine Frau den Schrei ausgestoßen hatte. Sie kannte jetzt auch die Richtung. Aus einem der am Hang stehenden alten Bauten war er gedrungen, und ihr war klar, dass sie helfen musste.
Nur war sie gezwungen, sich blitzschnell zu entscheiden. Sie konnte zu Maxine und John laufen, um ihnen Bescheid zu sagen, aber es gab noch eine Möglichkeit, die ihr besser gefiel. Selbst eingreifen, ihre Fähigkeiten ausnutzen.
Dafür entschied sie sich.
Ein schneller Blick in die Runde!
Es war kein Mensch zu sehen, der sie hätte beobachten können. Also konnte sie es riskieren.
Eine schneller Flügelschlag, danach sofort der zweite. Sie stieg hoch und drehte sich in Richtung Westen. Die Luft peitschte kalt gegen ihr Gesicht, was sie nicht weiter störte, denn die Angst um die Person, die geschrien hatte, heizte sie innerlich auf.
Sie brauchte nicht über die Häuser des Dorfes zu fliegen. Unter ihr lag das mit Schneeflecken bedeckte leicht schräge Gelände. Sie hörte die Laute der Tiere deutlicher, als sie in die Nähe der Ställe geriet, aber die waren nicht interessant.
»Ahhh...«
Der Schrei war wieder zu hören. Diesmal war er noch furchtbarer anzuhören. Da musste sich ein Mensch in höchster Todesnot befinden, und sie konnte nur hoffen, nicht zu spät zu kommen.
Die Scheune oder der Schober stand weit von den anderen Bauten weg.
Carlotta sank tiefer. Heftige Flügelschläge trieben sie voran. Sie nahm den Geruch der alten Erde wahr, und wenig später war es dann so weit. Noch in der Luft musste sie abbremsen, sank zu Boden und lief dort aus. Sie hatte sich bewusst die Rückseite der Scheune ausgesucht, denn beim Anflug war ihr schon aufgefallen, dass die vordere Tür nicht völlig geschlossen war. Deshalb hatte sie wohl auch den Schrei hören können.
Sie schlich
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