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Aina - Herzorgasmus

Aina - Herzorgasmus

Titel: Aina - Herzorgasmus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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ihrem Ausweis. Und mit ihrem neuen Namen war ein neuer Mensch geboren. In einem neuen Leben.
    »Ist schon gut«, sagte die Kassiererin, als sie kein passendes Kleingeld von Aina bekam. »Es geht auch so.«
    Erst jetzt sah Aina wieder auf und kehrte in die Gegenwart zurück. »Tut mir leid«, sagte sie lachend. »Ich war in Gedanken.«
    Die Kassiererin gab ihr das Wechselgeld und die Zeitung und wünschte ihr noch einen schönen Tag.
    Es war schon sehr warm draußen und die Sonne schien hell vom wolkenlosen Himmel und verbreitete Frühlingsgefühle im Großstadtgetummel. Die Menschen gingen mit glücklichen Gesichtern an ihr vorbei und manche grüßten sie mit einem freundlichen Lächeln. Anna schob den Kinderwagen glücklich an den Schaufenstern vorbei und betrachtete sich manchmal darin. Ihr lockiges, blondes Haar wehte verspielt im warmen Frühlingswind und ihre Kleider betonten dezent, aber reizvoll ihre Figur. Es hatte eine Weile gedauert, bis sich ihr tatsächlicher Kleiderstil, sowie ihre wahre Persönlichkeit gefestigt hatten. Fast zweieinhalb Jahre hatte sie damit verbracht sich selbst kennenzulernen und die neue Aina, ihre Eigenschaften, Talente und Vorlieben auszuleben. Sie hatte in diesen Jahren zu sich selbst gefunden. Denn sie hatte nichts mehr in sich abgelehnt. All ihre Schatten hatte sie zurück ins Licht geholt, alles, was sie gehasst und abgelehnt hatte, angenommen und als Teil von sich akzeptiert. Und so hatte sie sich in die Frau verwandelt, die sie jetzt war. Selbstbewusst, stark, eigenständig und mutig. Sie konnte sich kaum noch an die Frau erinnern, die sie früher einmal gewesen war. Und das war auch gut so.
    Als sie im Park ankam, schob sie den Kinderwagen neben eine Bank und zog erst einmal die Zeitung heraus, um sie ungeduldig aufzufalten. Sie fand ihren Artikel auf Seite drei groß abgedruckt vor. »Liebe – Die Ekstase der Einheit«, hieß er. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihre Worte las. Seit sie nicht mehr gegen das Böse kämpfte und auch das Gute nicht anstrebte, sondern nur noch aus der reinen Freude heraus schrieb und lebte, ohne etwas damit zu bezwecken, druckte fast jedes Blatt, das sie anschrieb, ihre Artikel. Und sie ahnte auch, woran dies lag. Sie schrieb nicht mehr aus einem bestimmten Grund, sondern nur noch, weil es sie erfüllte. Sie kämpfte nicht mehr gegen das Böse und sie wollte die Welt nicht mehr verändern.Sie schrieb nur noch aus der reinen Freude heraus, wobei natürlich auch völlig andere Themen zu Stande kamen. Sie schrieb mit einem Gefühl der Einheit, in der es kein Streben und kein Kämpfen gab und auch kein Gewinnen oder Scheitern, sondern nur die Ekstase. Ein Zustand, in dem sie sich völlig Eins mit dem fühlte, was sie tat und in dem sie sich gleichzeitig völlig verlor. Diesen Zustand hatte sie schon einmal gefühlt. Es war ein Zustand, in dem sie sich mit allem verband. Ein Zustand, der die Trennung aufhob. Die Polarität. Doch sie versuchte schnell ihre Gedanken umzulenken, kniete sich zu ihrer Tochter hinunter und zeigte ihr stolz den Zeitungsartikel.
    »Schau mal, Spätzchen!«, sagte sie glücklich. »Das hat Mama geschrieben.«
    Mia griff nach der Zeitung und lächelte ihre Mutter dabei so glücklich an, dass Aina das Herz aufging. Es gab einfach nichts, das die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind überstieg. Sie war erfüllt von Glückseligkeit und Stolz. Ihr Herz schien einen Sprung zu machen. Und noch einen. Es machte hundert Sprünge! Sie entflammte völlig in Ekstase und lachte glücklich. Sie war Eins mit diesem Kind. Fühlte mit ihr eine Verbindung, die durch das ganze Universum reichte. Mia verkörperte die Einheit und die Verbindung mit allem, was war. Sie verkörperte die Verschmelzung der Gegensätze. Das Eins-sein, das Aina in diesem Moment so deutlich spürte, dass sie eine Welle der Ekstase nach der anderen durchzog. Sie spürte sich mit der Luft verbunden, die sie einatmete, mit dem Boden auf dem sie kniete, mit den Bäumen, die nach Frühling dufteten und mit der Arbeit, die sie tat. Sie war eins mit allem. Und dieses vertraute, ekstatische Gefühl rief ihr etwas in Erinnerung, das sie einmal zu jemandem gesagt hatte.
    »Ich glaube«, flüsterte sie glücklich und stupste das kleine Näschen ihrer Tochter an, »ich habe einen Herzorgasmus.« Dannlachte sie, verstaute die Zeitung und öffnete den Gurt an Mias Körper, um sie aus dem Wagen zu heben. Sie wollte mit ihr spazieren gehen und einfach das Leben genießen.

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