Airborn 02 - Wolkenpiraten
Butlers.
»Hendrickson«, sagte ich erstaunt. »Grunels Diener.«
Kein Wunder, dass wir ihn in den Wohnräumen nicht gefunden hatten. Als die Hyperion gejagt wurde, hatte er sich offensichtlich absetzen wollen. Aber wie alle anderen auch hatte er das Bewusstsein verloren, als das Schiff in den Himmel geschleudert wurde.
»Los, raus mit ihm«, krächzte Hal und kam die Tritte hoch.
Hal packte Hendrickson mit dem unverletzten Arm an der einen, ich ihn an der anderen Seite, und zusammen zerrten wir ihn heraus. Mit einem hässlichen Geräusch landete er auf dem Hangarboden.
»Hat jemand ein Problem damit?«, fragte Hal.
Kate sprang vorne in den Pilotensitz und untersuchte schnell Schalter und Anzeigen.
»Und wie funktioniert nun das Ding?«, wollte Hal wissen.
»Kurbelstart«, sagte ich und zeigte auf die Kurbel, die aus dem ledrigen Rumpf herausragte.
»Und dann müssen wir in die Pedale treten«, sagte Kate.
»Pedale?«, rief ich.
»Wenn wir fliegen wollen, schon.«
Sie zeigte auf zwei Pedale über dem Boden des Cockpits. Ich blickte hinunter zu dem Sitz hinter ihr und sah ein identisches Paar.
»Du lieber Gott«, murmelte Hal.
Ich wusste nicht, ob einer von uns noch genügend Luft hatte, für längere Zeit die Pedale zu treten, aber darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken. Es blieb uns keine andere Wahl. In meinen Ohren knackte es, als der Luftdruck anstieg. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn alle einstiegen, bevor der Ornithopter angekurbelt wurde und wir die Startluken öffneten.
Hal und ich halfen Nadira in den hintersten Sitz, bevor Hal sich in den vor ihr setzte.
»Anschnallen«, erinnerte ich sie.
»Also los«, sagte Kate und starrte auf die verschiedenen Hebel, Anzeigen und Schieber.
Ich sprang vom Ornithopter, packte den Griff der Kurbel und drehte sie einmal heftig herum, wie ich das Leute bei Motorkraftwagen hatte machen sehen. Nichts geschah. Ich versuchte es noch einmal voller Angst, doch schwächer zu sein, als ich dachte, denn wieder blieb das befriedigende Geräusch der ersten Zündung aus.
»Nicht so!«, rief Kate zu mir herunter. »Es ist wie bei einer Uhr. Er muss aufgezogen werden.«
»Aufziehen«, brummte ich. Das hatte ich vergessen. Ich nahm den Griff und drehte die Kurbel immer wieder und wieder, wobei ich tatsächlich aus dem Inneren der Maschine ein vertrauenerweckendes leises Klicken vernahm. Während ich nach Luft schnappte, stellte ich mir vor, wie sich all die kleinen Zahnräder drehten und ineinander griffen, und ich fragte mich, wie in aller Welt das ausreichen könnte, dem Fluggerät genügend Kraft zu verleihen. Nach einer Minute ließ sich die Kurbel nicht mehr drehen.
»Fertig«, verkündete ich.
»Gut«, sagte Kate. »Auf geht’s.«
Sie zog und drückte an den verschiedenen Hebeln und Knöpfen, aber es rührte sich nichts. Ich taumelte, als das Heck der Hyperion noch tiefer absackte.
»Jetzt wär’s schon ganz gut«, meinte ich.
»Vielleicht der hier«, sagte sie und plötzlich zuckten die großen, ledrigen Schwingen heftig. Eiskristalle sprangen ab. Mit einem kreischenden Geräusch hoben sich die Flügel gleichzeitig langsam und stockend, als wäre diese Fledermaus arthritisch und stünde kurz vor dem Tode. Ruckartig hoben sich die Schwingen, bis es nicht mehr weiterging. Dann klappten die Flügelvorderkanten nach vorne und zogen langsam wieder nach unten.
Besorgt blickte ich Kate an. »Das würde nicht mal einen Löwenzahnsamen heben.«
»Der wärmt sich nur auf«, sagte Kate unsicher. »Und sieh mal, die Propeller drehen sich.«
Eindeutig, die beiden oben angebrachten Propeller fingen an sich zu drehen, wurden zu einer verschwommenen Scheibe. Die Flügel schlugen wieder, diesmal schneller.
Ich rannte durch den Hangar zur Startluke und ergriff das Rad, mit dem die Tore geöffnet wurden. Es ließ sich nicht drehen, das Metall war vom Eis wie verschweißt. Ich schlug und trat darauf ein, doch ich bekam die Türen nicht auf.
»Cruse, wo liegt das Problem?«, brüllte Hal.
»Fest zugefroren!«
Er langte unter den Sitz, holte seinen Rucksack hervor und warf ihn mir zu.
»Blas die Türen weg!«
Ich löste die Verschlusskordel und zog Hals Explosionskitt, die Drähte und den Auslöser heraus. Dann holte ich tief Luft. Da ich keine Ahnung hatte, wie viel ich nehmen müsste, war ich großzügig und klebte einen großen Klumpen genau in die Mitte, wo die beiden Türen aufeinander stießen, drückte die Drahtenden hinein und entrollte den Draht bis
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