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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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in sich zusammengefallen. Es sah fast aus wie eine lange, abgestreifte Schlangenhaut, die der Wind herangeweht hatte. Aber ich konnte sehen, dass es kroch. Die Tentakel weit ausgestreckt, robbte es zielstrebig über den Boden auf die phrenologische Maschine zu – und auf Barton. Der hatte wohl meine Augen beobachtet und gedacht, ich wollte ihn ablenken, denn er selbst schaute nicht hin.
    »Barton, hinter Ihnen!«, schrie Rath.
    Ich hatte gedacht, das Aerozoon wäre tödlich von den Pistolenkugeln getroffen worden, aber das war nicht der Fall. Unglaublich schnell schwoll sein Ballonsack mit Hydrium an, es schoss nach oben und schwebte nun über Barton.
    Der wirbelte herum. Ein Tentakel schnellte vor und schnalzte neben seinem Stiefel. Barton sprang erstaunlich gelenkig zur Seite, doch im selben Moment schlingerte das Schiff, und er stolperte rückwärts in den Sitz der phrenologischen Maschine. Sofort schaltete die sich ein, klemmte ihm die Gummihaube auf den Kopf, die auch die Augen bedeckte.
    »Rath! Hilfe!«
    Barton feuerte wie wild auf das Aerozoon, doch seine Blindschüsse trafen nicht.
    Er trat mit den Beinen um sich, seine Hände umklammerten den Kopf. Die mechanischen Arme setzten sich in Bewegung, kreisten und stürzten sich mit einer Heftigkeit auf seinen Schädel, wie ich es vorher nicht gesehen hatte.
    Die Messtaster bohrten sich einmal durch die Haube, dann immer wieder und jedes Mal tiefer.
    Vielleicht dachte das Aerozoon, die Maschine wäre ein fremdes neues Raubtier, und schlug mit den Tentakeln danach. Die hölzernen Arme fingen zwar an zu qualmen, stießen aber trotzdem weiter auf Bartons Kopf ein.
    Als Bartons Schreie schwächer wurden und seine Glieder erschlafften, machte das Aerozoon den verhängnisvollen Fehler, sich der Maschine zu nähern. Deren wirbelnde Spinnenarme verstrickten sich mit den Tentakeln und zogen das Aerozoon näher an die Messtaster heran. Es wurde gnadenlos aufgespult, herangezogen wie ein Tintenfisch an der Angelschnur. Die Messtaster durchstießen seinen Ballonsack, das Hydrium entströmte zischend und sein Darm entrollte sich explosionsartig auf dem Boden.
    Als ich aufblickte, sah ich Rath zum Steg rennen. Er trug seine Maske, der Sauerstoff diente ihm als Treibstoff für seine Flucht. Ganz sicher wollte er verzweifelt schnell auf sein Schiff, denn inzwischen wurden wir heftig durchgerüttelt. Ich wusste, was der ungebärdige Rumpf der Hyperion anderen Schiffen zufügen konnte. Auch wenn Rath vom Sauerstoff beflügelt war, würde es doch einige Zeit brauchen, bis er die Leiter zum Krähennest hinaufgestiegen und hochgezogen worden war. Danach würde das Schiff die Verbindung trennen und das Feuer auf uns eröffnen. Ich hatte keine Ahnung, ob die Saga uns davor noch erreichen würde.
    »Alles in Ordnung?«, keuchte Kate plötzlich neben mir.
    Ich nickte und musste husten. Ich konnte unsere Höhe nur schätzen, vermutete aber, dass wir nun bei dreiundzwanzigtausend Fuß waren. Wir brauchten Sauerstoff. Ich war zwar in der Luft geboren, hatte aber auch meine Grenzen. Ich schwankte hinüber zu den toten Männern und nahm ihnen zwei Sauerstoffbehälter ab. Mit dem einen versorgte ich Kate, mit dem anderen mich selbst. Drei kräftige Atemzüge und das bleierne Gewicht verschwand aus meinen Gliedmaßen. Mein Blick wurde schärfer, fast schon schmerzhaft. Alles war nun von einem Strahlenkranz umgeben: die toten Männer, das Aerozoon, Grunels Maschine. Der ganze Raum pulsierte.
    Das Schiff stampfte. Als Kate und ich den Kielsteg zum Bug entlangstolperten, hatte ich plötzlich seltsame Erscheinungen. Ich sah ein Huhn um die Ecke verschwinden. Ein schemenhafter Luftmatrose kletterte eine Leiter hoch, bis er außer Sicht war. Ich hätte geschworen, das Grabsignalhorn hinten im Ingenierium tuten zu hören. Es war so, als hätte das Schiff nun endgültig alle seine Gespenster losgelassen.
    Ich wusste nicht, ob das alles Wirklichkeit oder Wahnvorstellungen meines Gehirns waren. Ich vermutete, dass Kate nicht dasselbe sah, ich fragte auch nicht. Ich nahm Sauerstoff auf wie ein Verdurstender Wasser. Es war mir bewusst, dass wir alle in höchster Gefahr schwebten, doch ich beobachtete einfach nur, geduldig und neugierig darauf, was geschehen würde.
    Während des zermürbenden Gangs zum Bug der Hyperion hatte ich das Gefühl, als hätte sich die Zeit von ihrem Ankerplatz losgerissen. Sie dauerte ewig und verging im Nu. Ich war ein alter, um Atem ringender Mann und ein junger Kerl, der

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