Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
seinen Blick schließlich abwandte und dabei versuchte, sich zu beruhigen, damit sein lauter Atem ihn nicht verraten würde. Nun quälten ihn die Schreie der Frauen und Männer wie Stiche in sein Herz. Immer lauter wurden die Hilfeschreie und immer durchdringender das Getrampel. Geheul und Gebrüll verschmolz mit Geschrei und Winselei zu einer unheilvollen Lautmusik, der Regen war das düstere Trommelspiel dazu. Holz zerbrach wieder und lärmte neben Solan, als offenbar ein Krieger in das Haus neben ihm zu stürmen versuchte. Kein Schrei war zu hören und als der Krieger wieder an ihm vorbei zog, wagte er wieder einen Blick aus der Kerbe des Fasses.
Tote lagen in den roten Lachen, während der Regen das Blut verdünnte und die Nacht es schwarz färbte. Entsetzliches Geschrei und rote Gesichter von Kindern zertrümmerten die Seele eines Mannes, der nun die längsten Minuten seines Lebens in einem kleinen Fass verbrachte. Der Geruch von Blut schien immer unerträglicher und Schwindel überfiel Solan, dem nun Schwärze vor die Augen trat, bis er schließlich ohnmächtig wurde.
Mittlerweile war die Stadt Taran etwas belebter und Renor erlaubte den Bewohnern nicht mehr nur, von morgens bis mittags die Häuser zu verlassen, sondern ließ vom dritten Tag an die Ausgangspeere gänzlich aufheben. Mittlerweile war schon der vierte Tag nach der Schlacht von Zel vergangen und langsam kam der Alltag wieder in die Stadt hinein. Der Morgen graute in der Ferne und drängte die Nacht vom Horizont hinweg. Die blassgrauen Strahlen der Sonne quälten sich durch den bewölkten Himmel und durch das Glas der Fenster des königlichen Gemaches. Renor saß auf einem kleinen Schemel neben dem Bett des Königs, der immer noch kränklich und schwach auf seinen Besucher blickte.
„ Sagt mir, Renor, stehen... Stehen Schild und Klinge noch bereit? Haltet euch… Haltet euch gewappnet. Lasst nicht nach. Sie dürfen… nicht unsereiner überfallen, wenn... wenn wir aufgehört haben…“ Der König hustete mehrmals, ehe er den Satz beendete: „…auf der Hut zu sein.“ Nun blickte der König traurig auf.
„ Natürlich, mein König. Die Augen unserer besten Späher stehen immer noch auf den Ausläufern. Doch ward der Feind bis heute nicht gesehen. Wir sind stets auf der Hut und werden kein müdes Auge zeigen. Indes erkundet unser jüngster Kommandant nun nur noch in den Nächten, um den Feind endlich zu stellen.“ Genau in diesem Moment betrat tatsächlich Liam das Gemach und eilte schwer atmend zu Renor, der erschrocken aufsah.
„ Liam. Was ist geschehen. Habt ihr den Feind erblickt?“
„ In der Tat. Doch nicht in den finsteren Tälern der Bergriesen. Schon weit mehr war die Heerschar gekommen, als ich sie in dieser Nacht erblickte. Ich nahm eine andere Route und betrachtete die Wälder Elerans unter dem Schein des Mondes, als ich ihre Rüstungen zwischen dem Geäste der Wipfel aus den kalten Höhen schimmern sah.“
„ Gut, dass ihr in den letzten zwei Tagen nur noch in der Nacht die Himmel aufgesucht habt. Bei Tag hättet ihr den Schimmer ihrer Rüstungen mitnichten gefunden, denn wie Maden verstecken sie sich in Höhlen.“
„ Nun aber eilen sie zu den Königreichen Elerans. Wir müssen ihnen Einhalt gebieten.“
„ Fürwahr. Schickt umgehend sämtliche Ritter und diesmal auch berittene Schützen. Die Heere dürfen nicht die Königreiche Elerans zum Fall bringen. Sonst sehe ich nur noch Schwarz und dunkel wird die Zukunft für unser Land sein.“
„ Ich lasse umgehend die Vorkehrungen treffen.“ Ehe Liam nach seinem letzten Satz verschwinden konnte, rief der König noch mit all seiner letzten Kraft nach ihm, jedoch war es ein heiserer und kraftloser Schrei:
„ Liam!“
„ Ja, mein König?“, fragte Liam und schritt dabei zum Bett des Monarchen.
„ Ihr... Ihr müsst das... Schwert des Schmiedes finden“, sprach der König mit schwachem Ton, als Liam erneut ratlos über diese Aussage nachdachte. Als er kopfschüttelnd aufsah, fuhr der König fort: „Es ist die einzige Antwort auf... auf die Splitter.“
„ Sprecht ihr über Darans Klinge?“, meldete sich Renor zu Wort. Der König blickte auf und eine Augen schienen groß zu werden.
„ Ja! Ja. Ihr wisst es. Findet sie!“
„ Doch sie wurde über Generationen nicht gefunden. Wie sollten wir sie je finden können?“, fragte Renor.
„ Ihr müsst… sie suchen. Der Herrscher der dunklen Splitter… kann nicht aufgehalten werden... ohne sie. Das Land und
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