Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
jedes Volk wird fallen. Ihr müsst sie finden!“
„ Doch an welchem Ort?“, fragte Liam, doch der König schüttelte nur den Kopf.
„ Ich weiß es nicht. Vielleicht hier.“
„ Nun müssen wir dennoch die Reiche Elerans verteidigen, ehe wir nach dem Schwert suchen können“, verkündete Renor, doch der König schien auf die Antwort unruhig zu werden.
„ Nein. Nein. Ihr versteht nicht. Kein Ritter und keine Klinge… können ihn aufhalten. Er ist dem Tod voraus und er gebietet über ihn.“
„ Doch wenn wir zusehen, wie Eleran fällt, werden wir es nicht leicht haben, sollten wir die Macht der Klinge je in unseren Hände tragen“, sprach Renor, nun jedoch mit einer deutlicheren und warnenden Stimme. Der König schüttelte nur weiter den Kopf und flüsterte:
„ Es ist bereits alles verloren. Alles verloren. Alles... verloren“, während er aus dem Fenster blickte.
„ Liam. Schickt die Truppen. So viele, wie wir entbehren können. So viele, wie der Wall entbehren kann. Wir müssen König Lendam zur Seite stehen. Als Verbündeter und als Mitglied der Allianz. Wird der Verbündete fallen, so müssen wir mit ihm fallen. Der Feind ist unser aller Feind. Jedes Volk in Kelkaran muss die Tartaren als Feind betrachten, denn ich denke nicht, dass sie andere Völker unter ihrer Rachsucht und Verdorbenheit dulden werden. Schickt auch Boten nach Ghokarn, zu dem Herrscher der Zwerge. Schickt auch Nachrichten an die anderen Kleinvölker. Ob Phuke oder Wichtelbold. Selbst nicht in dem Bund mit einvernommen, sind wir dennoch verpflichtet, sie vor dieser Gefahr und vor diesem Unheil zu warnen. Mein König, ich verspreche, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um die Klinge zu finden. Doch nun müssen unsere Streitkräfte Mideltan und unsere Verbündeten verteidigen.“ Der König hatte die Augen geschlossen gehalten, als Renor den letzten Satz gesprochen hatte.
„ Ich werde mich nun auf den Weg machen, um die Truppen zu befehligen“, sprach Liam rasch und verschwand aus dem Gemach des Königs.
Nachdem Liam gegangen war, beugte sich Renor zu seinem König hinab und sprach noch ein letztes Mal gut zu ihm: „Ich verspreche euch, ich werde das Schwert suchen lassen, solang ich dazu in der Lage bin. Solange aus meinem Mund Worte erschallen und solange auf meiner Brust das Wappen der Allianz prunkt.“
„ Es ist zu spät. Zu spät. Die eigenen Reihen... sind vergiftet“, flüsterte Argor und schüttelte nur schwach den Kopf, während Renor eine tiefe Trauer überkam.
Drachentränen
Der Wind pfiff ohrenbetäubend zwischen den Schuppen des Drachens und durch die tiefgezogene Kapuze Liams. Obwohl der Winter in Eleran nie so hart war wie in Kandor oder noch weiter nördlich, war die Kälte in diesen Höhen unerträglich und sie ließ Liam in diesem Moment alle Erinnerungen an ein grünes und vom Lenz erfülltes Eleran vergessen. Er flog nun über die langen Wiesen östlich von Mideltan, dem Beginn der goldenen Wiesen. Er wusste, nachdem er die langen und von Höhenzügen geprägten Wiesen passiert hatte, dass er nie und nimmer auch nur einen goldenen Schimmer in den Gräsern aus dem Osten Elerans wiederfinden würde. Nachdem er über Mideltan geflogen war, erkannte er nur noch Grautöne und blasses Grün in den Halmen unter sich. Das Land war schon lange von der Sonne fern gehalten, da der Himmel schon seit zwei Tagen gänzlich bewölkt blieb. Liams Ziel war nun das Dorf Raken, welches noch ein paar Flugminuten in der Ferne lag. Er war erst kürzlich über die hohen Zinnen der Stadt Mideltan geflogen war, auf denen die Schützen staunend zum Himmel aufsahen, als dieser sich mit den Flügeln eines Drachens verdunkelte.
Mittlerweile war der Abend wieder herangebrochen und er verdunkelte nun langsam den Horizont, der im Westen noch schwach brannte. Bis zum Nachmittag hin hatte Liam die Truppen zusammenstellen und nach Eleran schicken lassen. Auch in der Stadt wurden Vorkehrungen getroffen, denn man wollte nicht alle Truppen aus Taran absetzen, sondern sie neu verteilen, um ihre Stärke so gut wie möglich auszunutzen. Nun flog Liam schon einige Zeit und er war nicht mehr weit von Raken entfernt, während er dem Abend entgegen kam. Dann sah er allmählich eine blasse Dunkelheit in der Ferne unter dem schwachglühenden Horizont. Wie ein Schatten überzog sie die Ländereien Elerans und nahm ihr das letzte Licht. Nun hatte Liam den Feind vor sich, doch was war mit Raken geschehen? Das Dorf musste
Weitere Kostenlose Bücher