Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
kleiner gezeichnet und zeigte ein kleines buckliges Wesen mit einem hässlichen, animalischen Gesicht, welches die Kreatur mit ihren kleinen verkümmerten Händen zu verbergen versuchte. Liam wollte umblättern, doch blickte er zuerst auf seine Finger, die sich anfüllten, als wären sie mit einem Flaum überzogen. Seine Fingerkuppen waren nun dunkelgrau, bis er den Staub wieder vom Finger blies. Er wandte sich ab und blickte weiter in die Räumlichkeit. Liam fand einzelne Tränke in einem Regal, das etwas abseits rechts neben dem Tisch stand. In diesem Regal standen außerdem noch Flaschen, worin sich Pulver, Kräuter oder grob geriebene Pflanzen befanden. Dann sah er in dem Regal etwas weiter unten Pfoten von Tieren in Gläsern und als er sie näher betrachten wollte, verspürte er einen kalten Wind, der auf seinen Nacken zog, so als ob ihn die aufgewirbelte Luft eines Flügelschlags treffen würde. Als er sich umdrehte, stand eine alte große Frau mit langem grauem Haar vor ihm und sie blickte ihm direkt in die Augen. Liam erschrak und er fiel fast auf den Tisch, als er einen hastigen Schritt zurück gemacht und den Stuhl, der vor dem Tisch stand, umgeschmissen hatte. Die Frau lächelte sanft, dann nahm sie ihren Stab, der fast dieselbe Länge wie sie selbst besaß, in die andere Hand, während Liam den Stuhl wieder aufhob und zum Tisch stellte. Die alte Frau trug eine Robe in einem alten Grauton gehalten, sie verlief bis zu ihren Füßen hinunter und bedeckte diese gänzlich. Sie war genau so groß wie Liam und unter ihren sanften, graugrünen Augen, bildete sich ein friedliches Lächeln, als sie Liam ansah.
„ Ich grüße euch, Liam. Ich heiße euch willkommen in meinem Haus. Ich bin Graumähne, wie ihr euch denken könnt.“, sprach die grauhaarige Frau mit einer alten, aber dennoch kräftigen Stimme. „Ich sehe, ihr seid interessiert an meinen alten Schriften?“, fragte sie mit einer leicht amüsierten Stimme.
„ Ich habe angeklopft, aber ihr wart nicht hier und die Tür stand offen“, sprach Liam nervös. Graumähne lächelte, während sie Liam ansah, der sich nun wieder langsam gesammelt hatte.
„ Ihr seid mir keine Rechenschaft schuldig, Liam.“
„ Woher wisst ihr denn überhaupt meinen Namen?“, fragte er und blickte dabei die alte Frau misstrauisch an.
„ Nun, ich weiß ziemlich viel über euch. Euren Namen kenne ich nun schon sehr lange, denn ich habe euren Vater gekannt.“
„ Meinen Vater?“, fragte Liam überrascht und blickte verwundert drein. „Woher kennt ihr ihn?“
„ Wir hatten damals des Öfteren miteinander zu tun.“
„ Er hatte nie etwas von einer Graumähne erwähnt.“
„ Mein Kind“, sagte die alte Frau, während sie herzhaft, aber zugleich auch fromm lachte, um sodann fortzufahren: „Ich habe viele Namen. Sehr viele. Ich bin es zwar leid, sie alle zu tragen, doch fürchte ich, bleibt mir keine andere Wahl.“
„ Wovon sprecht ihr?“
„ Man kennt mich an verschiedenen Orten unter verschiedenen Namen. Es ist sicherer, wenn man viel auf Reisen ist.“
„ Ihr wart schon länger nicht in eurem Haus, falls es überhaupt eures ist.“ Graumähne lachte erneut und begann sich zu erklären:
„ Nun das ist wahr. Ich hatte eine lange Zeit überhaupt kein Dach mehr über den Kopf und hier in diesem Haus in Ghokarn war ich schon seit Jahren nicht mehr. Doch dunkle Vorkommnisse lassen mich in die Zwergenstadt zurückkehren.“
„ Besitzt ihr etwa mehrere Häuser?“
„ Nun, einige. An den verschiedensten Orten mit verschiedensten Größen. Dies hier ist eines meiner größten Häuser.“
„ Ihr seid also vermögend?“
„ Ich besitze keinen Reichtum. Jedenfalls keinen, den ihr als solchen ansehen würdet. Nun, ich denke ihr habt nun genug über mich erfahren“, gab die alte Frau von sich und lächelte besonnen.
„ Ich denke, ich hab noch viel mehr zu erfahren. Was wollt ihr von mir und warum wisst ihr, dass ich hier bin? Wer seid ihr wirklich, denn wenn ihr mit mir sprechen wollt, müsst ihr mir euren richtigen Namen verraten.“
„ Meinen wirklichen Namen?“, fragte sie sich selbst und blickte dabei nachdenklich zu Boden. „Wer vermag schon zu wissen, welcher Name echt oder unecht ist. Um ehrlich zu sein, mein Kind, kann ich mich nicht mehr entsinnen. Man nannte mich einst Molina. Dies war mein erster Name, den ich besaß, doch wusste bald niemand mehr von dem Namen und sie gaben mir einen anderen. Hier bevorzuge ich aber Graumähne. Die Zwerge
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