Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
tiefer Ton war zu vernehmen, gefolgt von einem heftigen Schmerz, der Liams Körper durchfuhr. Pein durchfuhr seinen ganzen Leib; im Rachen, an seinen Schläfen, der gesamte Schädel hämmerte und die Glieder brannten in der Kälte. Dann hörte Liam eine Stimme, die seinen Namen rief. Eine vertraute Stimme. Es war Elona und sie versuchte, ihn aus seinem dunklen Traum zu wecken, um ihn vor der Kälte und dem Erfrieren zu bewahren. Der Schmerz konzentrierte sich in seinem Kopf und als Liam die Augen öffnete, erlebte er die schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens. Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzverzerrten Miene und der Schein des Mondes, der am Reif der Gräser reflektierte, blendete Liam regelrecht.
„ Sie sind da. Steh geschwind auf“, rief Elona zu Liam hinüber und als er ihr Gesicht erkannte und wieder halbwegs bei klarem Verstand war, sah er ihren besorgten Ausdruck, der zugleich auch panisch wirkte. Erst jetzt realisierte Liam den hallenden und tiefen Ton und erkannte ihn als Horn der Stadt wieder, der in den Gemäuern des Walls widerhallte. Liam blickte um sich, doch sah er nichts als verwirrte und teilweise noch schlaftrunkene Gesichter, die um sich sahen und versuchten zu verstehen.
„ Wo befindet sich der Feind?“, fragte Liam und sah Elona dabei an, die seinen Blick nicht erwiderte und in die Ferne sah.
„ Ich weiß es nicht. Sie wurden wahrscheinlich zunächst von den Schützen am Wall oder von den Wachtürmen auf dem Gipfel Zulons gesichtet und reiten noch aus der Ferne und Dunkelheit zu uns. Wenn sie überhaupt aus dieser Himmelsrichtung erscheinen, wo wir uns befinden.“
In den nächsten Minuten blickten die Freischärler verdutzt um sich und ein Gewisper tat sich auf. Das Horn war bereits verklungen und allmählich fing es wieder zu schneien an, als die ersten Flocken in der Luft zum Boden hin tänzelten. Langsam und noch etwas schlaftrunken sammelten sich die Krieger zu einer Schar zusammen. Drei Reihen zu Dutzenden Freischärlern stiegen jetzt als Regiment auf den Wall, neben dem dritten Turm der östlichen Seite, und blickten nun starr in die dunkle Ferne, wartend auf den Feind.
Das Schneetreiben verstärkte sich und bildete einen fast undurchschaubaren Vorhang aus Eis vor den Gesichtern der Freischar. Nichts war zu vernehmen außer dem säuselnden Geräusch des Windes in den Ohren der Streitmächte und in den Mauern der Stadt. Der Wind zerrte an den Leibern und Gesichtern der Wartenden, denn allmählich entwickelte er sich mit den bereits rasch tänzelnden Schneeflocken zu einem kalten und energischen Blizzard. Viel Zeit verging, ehe ein paar Krieger der Schar erste dumpfe Schreie in der Ferne zu hören glaubten. Müde und mit nassen und kalten Gewändern blickten sie nach Südosten in die Ferne, doch konnten sie nicht einmal das nächste Regiment sehen, welches nur ein paar Dutzend Fuß fern im Süden auf dem Wall stand, denn der Blizzard nahm ihnen die Sicht. Es gab zwei Haupttürme im Süden. Links und rechts ragten sie neben dem großen Tor in die Höhe. Gut ein Drittel höher waren sie als die restlichen Türme. Selbst vor dem Beginn des Schneesturms nahm man das Regiment nur als dunkle Linie war und auch nur die Schützen in den Türmen sahen sie, doch nicht einmal sie konnten jetzt die nächsten Streitkräfte sehen. Das Geräusch von stählernem Klirren war durch den lauten und pfeifenden Wind schwach zu vernehmen und ließ die gesamte Truppe schweigend aufhorchen. Liam stand auf dem Wall an vorderster Front und als er sich sicher war, den Klang der bevorstehenden Schlacht zu hören, drehte er sich zu seiner Truppe um.
„ Nun ist es soweit, tapfere Männer und Frauen. Für unseren König!“, schrie er und hob dabei sein schimmerndes Schwert hoch. Die Freischar gellte mit einem mächtigen Kriegsruf und Gebrüll in die Nacht, doch sahen sie nur dunkles Grau und den stürzenden Schnee vor sich. Ihre Sicht war so stark getrübt, dass sie nur ein paar Dutzend Fuß nach vorne blicken konnten, obwohl sie viele Dutzend Fuß über dem Erdboden standen. Das Klirren wurde immer lauter und stärker, bald konnte Liam die ersten dunklen Rüstungen des Feindes schwach und blass durch die Schneewände hervorschimmern sehen zwischen dem Schatten der Bäume, die in der Ferne verstohlen blieben. Sie kamen aus dem Südosten, zogen an den Fichten vorbei und liefen blind auf die Stadt zu. Immer mehr Zwerge tauchten jetzt auf dem Wall auf, bis die Regimenter auf den Zinnen trotz des
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