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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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ihre Autogene Biokontrolle ein. Obwohl sie diesen Prozeß schon viele hundert Mal herbeigeführt, erlebt und geradezu eine Routine darin entwickelt hatte, stellte er doch bei jedem Kranken – ganz gleich, ob der Betreffende an psychischen oder physischen Störungen litt – etwas Neues und Einzigartiges dar. Djamenahs Geist teilte sich in eine rationale Schizophrenie; der eine – empathische – Aspekt verschmolz mit der Kraft der Heilenden Energie und fixierte sich auf ganz konkretes Mitempfinden, und der andere hielt sich bereit, war nur ein stiller Beobachter, jemand im Hintergrund, der eingreifen konnte, sollten sich Schwierigkeiten ergeben.
    Djamenah sah – nicht mit dem Auge, sondern eher mit dem Gefühl – die dunklen Zonen der Infektion im Körper Curcuns, und sie lenkte die Ch'i genau an diese Stellen und entzündete Ektoplasmafeuer, die erhellten und wärmten, und der andere Teil ihres Ichs wurde zufriedener Zeuge, wie Licht Schatten fraß und finstere Höhlen in einem schon sehr geschwächten Körper mit neuem Glanz erfüllte. Dieser Aspekt ihres Selbst spürte auch den Schmerz, der nun durch ihren eigenen Körper flutete, als sich zumindest die Symptome der Krankheit des Mempars auch in ihr selbst auswirkten.
    Djamenah ließ sich davon nicht ablenken, und die Autogene Biokontrolle verhinderte, daß das mentale Echo des Leidens so stark wurde, um ihre Konzentration zu gefährden. Immer mehr schrumpften die Schwarzen Zonen im Körper des Mempars, und die Heilende Energie füllte die ausgefressenen Lücken im Gewebe wieder aus. Die ursprüngliche Infektion, so stellte der lenkende und aktive Teil ihres gespaltenen Ichs fest, war eigentlich unerheblich gewesen und hatte sicher nicht in einer lebensbedrohenden Krankheit resultieren können. Von den Kontaminierungsviren aber waren große Bereiche der organischen Struktur irreparabel geschädigt worden – darum der Restaurator, der den Patienten von den Beinen her langsam vertilgte und gleichzeitig völlig neues Gewebe schuf, das dem individuellen Genmuster entsprach.
    Djamenah ließ auch die letzten dunklen Zonen verschwinden. Erst dann stellte sie fest, daß ihre Bemühungen nicht ausreichten. Zwar litt der Mempar jetzt nicht mehr, aber er war nach wie vor krank; bei dieser Krankheit jedoch handelte es sich um etwas, das als genetische Information in jedem einzelnen Zellkern gespeichert war, und Djamenah sah sich außerstande, die chemische Programmierung der Chromosomen in Billiarden von Zellen zu verändern. Die Schleifenentwicklungen der DNS-Moleküle waren viel zu komplex, als daß sie sie in ihrem ganzen Ausmaß hätte erfassen, geschweige denn manipulieren können.
    Seufzend schlug sie die Augen auf. Das Lenken der Heilenden Energie Ch'i war sehr anstrengend gewesen; sie fühlte sich einerseits müde und erschöpft, empfand andererseits aber auch Freude darüber, ein weiteres Mal ihrer Aufgabe gerecht geworden zu sein. Es machte sie glücklich, auf diese ganz direkte und persönliche Art zu erleben, wie sie jemandem helfen konnte, und als sich die beiden Hälften ihres bis dahin geteilten Ichs vereinten, mußte sie daran denken, daß ihr Präzeptor recht hatte: Das Wahre und Eine, das sie in ihrer Jugend, vor der Ausbildungszeit bei ihrem Messianerlehrer, gesucht hatte – eine Suche, an der sie damals, vor Jahrhunderten, fast verzweifelt wäre –, kam nicht von außen, war keine wunderbare Arznei, die man einfach nur einnehmen mußte; es stellte vielmehr eine Kostbarkeit dar, die jeder für sich entdecken mußte, und zwar in sich selbst. Djamenah glaubte inzwischen in aller Bescheidenheit, daß sie auf dem besten Wege dazu war.
    Der Mempar stöhnte leise, und Djamenah trat an das Sprachmodul, das verbale Anweisungen an alle Geräte und Instrumente des Diagnosezimmers weiterleitete. »Der Patient braucht keine medizinische Überwachung mehr«, sagte sie. Hektisch wirkende Aktivität schloß sich an ihre Worte an: Schläuche ringelten sich wie kleine Schlangen aus dem Leib Curcuns; Sensorfladen lösten sich ab und schwebten in die Bereitschaftsbehälter; die Beatmungs- und Ernährungsmaske erzitterte einige Male, wurde dann von zwei dünnen Servoarmen angehoben und in einer sterilisierten Schublade untergebracht. Der Restaurator summte und sirrte, entwickelte zwei lange Arme aus kleinen Stahlfacetten, griff nach einer an der Decke angebrachten Stange und zog sich in die Höhe.
    Vom Korridor her ertönte das Geräusch hastiger Schritte.
    Djamenah

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