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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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achtete nicht darauf. Sie beobachtete den Biotiker auf der Liege. Die Anästhesie ging nun allmählich in normalen Genesungsschlaf über, und die von den Sensoren und Schläuchen in seinem Körper verursachten Wunden schlossen sich aufgrund der natürlichen Regenerationsfähigkeiten des Mempars. Ganz deutlich erinnerte sie sich an das empathische Bild der genetischen Deformation, die in jeder einzelnen Körperzelle des Biotikers hauste, die eigentliche Ursache seines Leidens, und es tat ihr sehr leid, daß sie Curcun in dieser Hinsicht nicht helfen konnte. Ihre Befähigung beschränkte sich auf das Ausmerzen von Faktoren, die das Funktionieren eines organischen Körpers beeinträchtigten, aber wenn diese Faktoren integraler Bestandteil des betreffenden Gewebesystems waren, mußte sie passen. Vielleicht, so überlegte sie, wußte ihr Präzeptor einen Rat.
    »Was erdreisten Sie sich ...?« erklang in diesem Augenblick eine zornige Stimme hinter Djamenah. Sie drehte sich um. Ein hochgewachsener Mann mit kahlem Schädel und einer weiten Tunika war eingetreten, und in der einen Hand schwang er einen Äskulapstab wie eine archaische Keule. In den tief in den Höhlen liegenden Augen des Humanoiden glitzerte es wütend, und sein unsteter und aufgebrachter Blick wechselte zwischen dem schlafenden – und nahezu geheilten – Patienten und Djamenah Shara hin und her. »Wer hat Ihnen die Erlaubnis gegeben, dieses Zimmer zu betreten? Wie kommen Sie dazu, sich einfach Zugang zu den Räumen der uns Anvertrauten zu verschaffen und ihre Ruhe zu stören? Wie ...«
    Djamenah wartete, als der Äskulapmeister zischend Luft holte, dann sagte sie: »Ich habe den Mempar von den Infektionen geheilt. Die Behandlung mit den Kontaminierungsviren war falsch, und sicher wäre er binnen weniger Normtage oder Wochen daran gestorben.« Ihre Worte klangen nicht etwa scharf und verurteilend, sondern waren ganz ruhig und höflich.
    »Sie sind ...«
    »Ciristin. Das hat Ihnen der Novize sicher schon gesagt.« Der Zwerg in seinem viel zu großen Gewand stand neben der Tür und hatte den Kopf gesenkt.
    Der Äskulapmeister trat auf Djamenah zu und blieb dicht vor ihr stehen. Seine Tunika war mit Stickmustern versehen, die Sonnen, Sternen und Monden nachempfunden waren, und angesichts des himmelblauen Grundtons sah der Mann eher aus wie die verunglückte Karikatur eines Zauberers, um dessen Stab sich der Leib einer magischen Schlange wand.
    »Sie haben sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in unsere Fakultäten geschlichen«, setzte der Meister zu einer neuen Tirade an. Seine Emanationen waren, das konnte Djamenah ganz deutlich spüren, haßerfüllt, und allem Anschein nach galt sein Zorn in erster Linie der Tatsache, daß er einen Patienten und damit eine Einkommensquelle verloren hatte. Sie bedauerte diesen Mann. Sein Empfinden war verzerrt, und in gewisser Weise stellte es ein emotionales Echo des kulturellen Verfalls dar, der in fast allen Habitaten des Kosmotops zu beobachten war. Djamenah hätte ihm helfen können, aber sie war sicher, daß er sich nicht helfen lassen wollte.
    »Ich habe mich nicht eingeschlichen«, erwiderte sie ruhig. »Und ich habe auch nicht behauptet, jemand anders zu sein als die, die ich bin. Wenn man keine Fragen stellt«, fügte sie freundlich lächelnd hinzu, »bekommt man nur selten Antworten.«
    »Dummes Gerede«, ereiferte sich der Äskulapmeister und schwang seinen Stock mit der Schlange. »Ich verlange, daß Sie dieses Habitat sofort verlassen. Sie sind hier unerwünscht.«
    »Deswegen vielleicht, weil ich Ihre Geschäfte gefährden könnte?«
    Der hagere Mann schnappte nach Luft. »Empörend ist das, einfach unfaßlich! Wie können Sie es wagen, so etwas zu behaupten?« Offenbar befürchtete er, in die Defensive gedrängt zu werden, wenn sich das Gespräch in dieser Richtung fortsetzte, denn er unterbrach sich, starrte Djamenah wutentbrannt an und krächzte dann, mißstimmig wie ein defekter Sprachprozessor: »Ich hoffe, wir haben uns verstanden. Sie werden die Fakultäten unverzüglich verlassen und nie wieder hierher zurückkehren.«
    »Ganz wie Sie wünschen«, fügte sich Djamenah. Sie deutete auf den Schlafenden. »Aber der Mempar wird mich begleiten. Ich habe seine Infektionen zwar geheilt, aber seine eigentliche Krankheit besteht aus einer genetischen Deformation. Mein Präzeptor wird ihm sicher helfen können.«
    Die schmalen Lippen des Äskulapmeisters zitterten und zuckten, aber er gab keine Antwort

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