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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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vielen Türen. Manchmal hörte sie Stimmen. Ballungen von Mißmut, Unzufriedenheit und Stumpfsinn lauerten jenseits der Wände. Vulkane von Haß und Monstrosität schienen unter dem Fußboden zu schwelen, und es schien, als schwebten über der Decke des Korridors Wolken aus mentaler Konfusion, pathologischem Geschmack und Brutalität. Unwillkürlich fragte sie sich, aus welchen Unnaturen die Guardia wohl rekrutiert sein mochte.
    Danach geleitete der Droide sie in einen Gang mit nur wenigen Türen in größeren Abständen. Vor einer dieser Türen stoppte er schließlich, öffnete sie mit irgendeinem nicht wahrnehmbaren Signalimpuls. »Warten Sie bitte hier«, sagte er mit von Ausdrucksarmut gekennzeichneter Stimme.
    Djamenah betrat das Zimmer. Darin befand sich außer einem ungemütlichen Sessel buchstäblich nichts. Als Djamenah Platz nahm und die Tür zuglitt, hatte sie das unerfreuliche Gefühl, in eine Zelle gesperrt zu werden. Aber sie mochte sich die Chance, gegen den Mörder und seine Komplizen Unterstützung zu bekommen, nicht durch pedantische Kritik verderben, und darum übte sie sich in Geduld.
     
    Man versäumte es nicht, sie in dieser Beziehung auf die Probe zu stellen.
    Ihr ausgeprägter Zeitsinn erlaubte ihr auch ohne Chrono die Einschätzung, daß rund zwei Normstunden verstrichen sein mußten – die sie vorwiegend meditativ verbracht hatte, um sich noch einmal für die bevorstehenden Prüfungen innerlich zu festigen –, bis die Tür aufging und Djamenah, als sie bedächtig, fast widerwillig, die Augen aufschlug, die Umrisse einer humanoiden Gestalt im Türrahmen sah.
    »Ich bitte Sie, die lange Wartezeit zu entschuldigen«, sagte die Gestalt, die Djamenah, als sie sich langsam aufrichtete, als Mann erkannte. Er sprach mit einer Floskelhaftigkeit, die ihr sofort unangenehm auffiel, zumal sie in spürbarem Gegensatz zu der Verbindlichkeit und Liebenswürdigkeit stand, die diese Person als Fassade aufzubauen versuchte.
    »Gestatten Sie: Kondottiere Alefo Lachenal, Kommandant der Guardia. Ihre Meldung, Ciristin, ist so ungewöhnlich, hat ein solches Aufsehen erregt, daß es bedauerlicherweise einige Zeit beansprucht hat, um ihre Glaubwürdigkeit zu verifizieren, ehe wir uns zu konkreten Aktionen entschließen konnten. Inzwischen sind wir aufgrund einer peniblen Analyse des Protokolls sowie sorgsamer, gezielter Nachfragen bei Gewährsleuten in mehreren anderen Habitaten zu der Ansicht gelangt, daß Ihr Bericht unser unverzügliches Eingreifen erforderlich macht.«
    »Freut mich, das zu hören«, meinte Djamenah lasch; insgeheim freute sie sich keineswegs. Eine absonderliche Widersprüchlichkeit beherrschte die empathischen Emanationen des Guardia-Kommandanten, als spräche er zwar die Wahrheit – auf irgendwie vordergründige Weise –, mäße ihr jedoch einen ganz anderen Sinn als jenen bei, den seine Worte an der Oberfläche vermittelten.
    An Lachenals Seite schritt sie, noch leicht benommen, aber auch erfrischt und ermutigt durch die Meditation, durch einen Gang, in dem es keinerlei Türen oder sonst irgend etwas gab. Unterwegs maß sie den Kondottiere aus den Augenwinkeln. Nur der Transmogrifikator, der unter seinem linken Ohr saß, und ein klumpig-amorpher Symbiont unersichtlichen Zwecks, der ungefähr so groß wie eine Walnuß war und in seinem ausrasierten Nacken saß, minderten seine Geschniegeltheit. Die Insignien auf dem Brustteil seiner rauchgrauen Uniform hätte Djamenah selbst unter Folter nicht anders als kitschig geheißen. Seine empathische Aura wies Symptome einer Verderbtheit auf, die einen lediglich gezähmten Anschein erregte. Der Mann war Djamenah suspekt. Aber sie beruhigte sich mit der Mutmaßung, daß es sich bei seinem Syndrom wahrscheinlich nur um die normale Korruptheit eines Beamten handelte.
    »Sie werden umgehend vom Chef-Genetikus des Demos empfangen, Loyer fran Brigge«, teilte Lachenal ihr mit.
    Djamenah nickte. Sie kannte den Namen schon vom Computer-Info.
    »Er ist nicht bloß mit Sicherheit der bedeutendste Genetiker und Genchirurg des gesamten Kosmotops ...« – diese Anschauung vertrat der Kommandant mit merklich vollem Ernst –, »... sondern aufgrund seiner hohen Optimalisierungsstufe und seines außerordentlichen sozialen und individualökonomischen Ranges gleichzeitig das politische Oberhaupt unseres Habitats. Er wird sich persönlich um diesen Fall kümmern.«
    Ein Rapidlift beförderte ihn und Djamenah innerhalb weniger Sekunden auf das Dach des Kolosseums.
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