Akasha 02 - Der Attentäter
glaubten dabei mitzuwirken, den Grundstein für eine neue Art von Hyperkultur zu legen, ein Zusammenwachsen der verschiedenen Kosmotopzivilisationen zu fördern. Ihre tatsächliche Funktion aber bestand in einer Tarnung DeTschenris und seiner diversen Unternehmungen – wer rechnete schon damit, daß ausgerechnet das Oberhaupt der Neuen Akashaner einen schwunghaften Drogenhandel betrieb und die anarchistische Niedergangsentwicklung im Kosmotop beschleunigte? –, und außerdem gaben ihm die NAK die Möglichkeit zu weiteren lukrativen Geschäften: Ghostwriter verfaßten Sensibücher, die in einer Auflage von jeweils mehreren Millionen Exemplaren – unter seinem Namen natürlich – vertrieben wurden und das positive Werk der Messianer lobten; in Großserien hergestellte Menetekel fanden bei den Anhängern der Organisation inzwischen reißenden Absatz (die Herstellungskosten waren geradezu lächerlich gering), und viele Neue Akashaner erachteten es als äußerst erstrebenswert, sich mit quasiwissenschaftlichen Erkenntnissets zu beschäftigen, die ebenfalls aus der Produktion DeTschenris stammten. Hinzu kam natürlich, daß sich die Neuen Akashaner nicht nur mittelbar von dem Oberhaupt ihrer angeblich gemeinnützigen Organisation abhängig machten, und das wiederum gab DeTschenri ein nützliches Werkzeug für weitere Manipulationen in die Hand.
Im Ohrhörer des Kommunikators summte es, und die wie immer aufgeregte Stimme Piter Vandenbrechts stieß hastig hervor: »Eine Katastrophe, DeTschenri, jawohl, jetzt geht es uns allen an den Kragen, ich habe es ja immer geahnt, aber nun sind meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen worden ...«
»Um was geht es?« flüsterte DeTschenri so leise, daß die Mikrofone des Sprecherpults vor ihm nicht darauf reagierten. Die Mitglieder des Symposiums der Neuen Akashaner klatschten noch immer und ließen ihn hochleben.
»Der Messianer ... der Attentäter, er ist zurückgekehrt, jawohl, und seine Egoschalen sind völlig durcheinandergeraten, das ist unser Ende, wenn Shangratz Pi wieder zu sich kommt und seine psionischen Fähigkeiten einsetzt und die anderen Messianer benachrichtigt und auf den Plan ruft, ja, dann machen sie kurzen Prozeß mit uns, und wir ...«
»Ich bin unterwegs«, hauchte Patric DeTschenri und unterbrach die Verbindung. Er richtete noch einige Abschiedsworte an die Versammlung – die mit neuem Jubel beantwortet wurden – und verließ den Saal.
Mit einem Turbolift gelangte er in die privaten Bereiche des Gebäudekomplexes, in dem das NAK-Zentrum untergebracht war. Er passierte mehrere Kontrollstellen, die nicht nur seinen Identitätscode abfragten, sondern auch eine rasche Analyse des Hirnwellenmusters und der Gesten- und Bewegungsstruktur vornahmen. Daraufhin schalteten die in den Wänden verborgenen Sensoren die Schutz- und Verteidigungsvorrichtung wieder auf Bereitschaft. Ein Laufband schließlich brachte DeTschenri ins Laboratorium.
Eine weibliche Gestalt lag in einer Tischmulde, und mehrere spezielle Biotiker hatten ihre Stoffwechselsysteme mit dem Metabolismus des Attentäters verbunden. Der helle Schein der in die Decke integrierten Elektrolampen hatte eine sterilisierende Wirkung und spiegelte sich auf dem Metall der automatischen Skalpelle, Scheren und Meßzapfen wider. Piter Vandenbrecht raufte sich das zerzauste Haar, eilte nervös hin und her, beschwor mit schriller Stimme immer neue und noch schrecklichere Katastrophen und war ansonsten damit beschäftigt, sich die dickglasige Brille zurechtzuschieben. Als er DeTschenri erblickte, winkte er ausladend mit den Armen, deutete mehrmals auf die Gestalt in der Tischmulde und rief: »Wir sind erledigt!«
Patric DeTschenri trat an den Attentäter heran, dessen aktives Ego – nach dem Äußeren der Ganzkörpermaske beurteilt – zur Zeit das einer krankhaften Monogamistin namens Alexandra TriFatour war. Aber die organische Ganzkörpermaske kräuselte sich an einigen Stellen, und das war ein sicheres Zeichen für den psychischen Aufruhr, der in der Hirnschale des manipulierten Messianers herrschte. Die an der Stirn und den Schläfen klebenden Sensoren speisten Dutzende verschiedener Meßwerte in bestimmte Instrumente in der Nähe, und zittrige Kurven wanderten über Monitorflächen. Hier und dort blinzelten Leuchtdioden.
»Was ist geschehen?« fragte DeTschenri ruhig.
»Eine Katastrophe«, beharrte Piter Vandenbrecht. »Oh, ich habe es von Anfang an gewußt, es konnte ja nicht gutgehen, nein,
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