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Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Titel: Akasha 03 - Das Exil der Messianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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ihrer Benommenheit und empathischen Abstumpfung spürte Djamenah den Blick, welchen die Morgñon dem Kerl zuwarf, wie einen Blitzschlag.
    Sie konnte nur vermuten, daß der Pfad irgendwo hinführte. Vielleicht jedoch mündete er wieder am Schwerkraftschacht unter den Ergsonnen, deren Licht wie geseiht durch die symbiotische Zuchtvegetation sickerte; zu Fuß mochte es Tage dauern, falls sie keinen Delphikern begegneten, bis sie Klarheit über die hiesigen Verhältnisse gewannen.
    Urplötzlich stand der Alte vor Djamenah, schien direkt aus dem Flimmern, mit dem ihr Fieber ihre Sicht verschwommen machte, Gestalt anzunehmen. Sie verharrte erneut, wankte aus Schwäche. Das Fieber gloste in ihrem Blut wie glutheißes, verflüssigtes Metall.
    »Tcheyen erwartet dich, Djamenah«, sagte der Alte.
    »Wer?« Djamenah fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Der Schatten des Florahybriden-Gestrüpps, allgegenwärtig und unüberschaubar, spendete ihr keinerlei Linderung. »Was?« Wer-was-was-was ...? Sie zwinkerte. Der Alte war wieder fort.
    »Wie meinen?« näselte fran Brigge. Meinen-meinen-meinen.
    »Nichts.« Djamenah schüttelte matt den Kopf. Nichts-nichts-nichts. Nach der Äußerung des Alten hatten die Singmorcheln geschwiegen. Er hatte sich, so wie in Wolffens Habitat im Hybridhaus, nur ihr gezeigt. Es hatte keinen Zweck, fran Brigge oder DeTschenris Leuten irgendeine Erklärung zu geben.
    Sie sahen nichts; sie hörten nichts. Ohne ein weiteres Wort stapfte Djamenah des Weges, mißachtete den Unwillen und die Verwirrung ihrer Begleiter; sie waren ihr gleichgültig: sie hatte sie sich nicht ausgesucht.
    Nach einer Weile mündete der Moospfad auf eine Lichtung. In deren Mitte erhob sich eine Art Iglu; man konnte nicht feststellen, aus welchem Material er bestand, denn Kletterpflanzen mit winzigen weißen Blüten überwucherten ihn ganz und gar, verliehen ihm das Aussehen eines bewachsenen Hügels.
    Eine Gruppe Humanoider blickte Djamenah und ihrer Begleitung entgegen, als sie die Lichtung betraten; ihre runden Schädel wiesen platte Gesichter auf und wirkten daher durchs Gelbgrün der rauhen Haut wie gehälftete Kürbisse; die Augen glichen geschälten Mandeln, widerspiegelten die Tiefe und den Schwermut grüblerischen Eiferns nach Erkenntnis und Einsicht.
    Djamenah versuchte, die Beine fest auf den Untergrund zu stemmen. Erneut brach ein Augenblick der Wahrheit an. Wenn die Delphiker das Rätsel um den Schlüssel zum Exil der Messianer nicht auflösen konnten, blieb ihr nur die Kapitulation. Tod. Zunächst traute sie sich gar nicht, die Delphiker anzusprechen.
    »Worauf warten Sie?« Mißgestimmt starrte fran Brigge sie an. »Reden Sie mit diesen Schraten.« Schraten-raten-raten.
    Djamenahs Kehle war trocken wie ein Wadi der Hoffnungslosigkeit; sie stieß ein Räuspern aus. »Ich suche Tcheyen.« Eyen-eyen-eyen. Das Fieber wütete in ihrem Leib wie ein heißer Quell der Qual. Im Düstergrau des Mandala fand sich keine Verheißung von Trost.
    Ein Delphiker trat vor. »Ich bin Tcheyen.« In ihrer Zerrüttung empfand Djamenah seinen Ernst, seine Überlegenheit und Gefaßtheit wie eine Herabsetzung. »Du bist Djamenah.« Djamenah-Djamenah-Djamenah , sangen die Morcheln.
    »Ich brauche deinen Rat.« Djamenah wagte nur im Flüsterton zu sprechen. Einen-Rat-Rat-Rat. Jetzt hatte sie die letzte Chance. Verliere nie den Mut.
    »Woher kennt er Sie?« zischelte fran Brigge. Er-Sie-Sie. Sie.
    »Du handelst richtig, dich an mich zu wenden«, sagte Tcheyen. »Ich bin das Orakel.«
    Orakel-Orakel-Orakel , raunten die Singmorcheln.

10. Kapitel
     
    Geheimnis des Todes
     
     
    »Halt!« Djamenah kam, als sie sich beim Klang der Stimme auf dem Absatz umdrehen wollte, ins Torkeln, war zu schwach, zu heftig vom Fieber geschüttelt für vehemente Bewegungen, und zu ihrem Grausen sackte sie gegen fran Brigge, umklammerte seinen Arm, erhaschte seinen Gürtel, hing an ihm, als wäre er ihr Retter. Sie versuchte sofort, sich aufzurichten, aber die Anstrengung, die es sie kostete, sich mental einigermaßen wirksam wider das Abstoßende der Emanationen des Ichthyanders abzukapseln, lähmte ihre ohnehin verringerten Körperkräfte so sehr, daß es ihr verwehrt blieb, sich an ihm hochzuziehen.
    »Das ist eine Falle!« Fran Brigge mußte zupacken, sie wieder auf die Füße stellen. Alle-alle-alle.
    Ilsa Morgñon hatte offenbar, weil der Delphiker und Djamenah sich mit ihren Namen anredeten, und aus fran Brigges Bemerkung reichlich voreilige, von

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