Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
Rachel und zog die Augenbrauen hoch.
JoAnna runzelte die Stirn. »Von mir aus. Da war ich ein kleineres Kind als jetzt.«
»Los jetzt, größeres Kind.« Rachel sah auf ihre Uhr. »Mist, halb neun. Mir bleiben fünfzehn Minuten, dich zur Schule zu bringen und nochmal fünfzehn, um zur Arbeit zu kommen. Los jetzt.«
Sie rannten die Treppe hinunter, küssten Hanson zum Abschied und verließen das Haus. Mutter und Tochter waren sich einig, dass er sehr viel besser aussah als zu dem Zeitpunkt, als sie mit ihm gesprochen hatten. Keine von beiden dachte weiter darüber nach. JoAnna war rechtzeitig in der Schule, Rachel kam fünf Minuten zu spät zur Arbeit.
Als die Frauen fort waren, machte Hanson sich eine heiße Schokolade. Er hoffte, dass dies seine Nerven beruhigen und ihm beim Einschlafen helfen würde. Er wusste nicht, was in ihm vorging, als hätte er noch jemand anders in seinem Körper entdeckt. Jemand, der zutiefst verängstigt und besorgt war. Er hatte sich nie mit solchen Dingen befasst, kämpfte sich immer voran, egal, wie. Hanson, die Kraftmaschine.
Aber das war vor dem Mord an Bella. Warum ging ihm der so unter die Haut? Hatte er wie Smokey eine Art sechsten Sinn, der ihn vor drohendem Unheil warnte?
Und dann diese flüchtige Vision von JoAnna. War er nur zu erschöpft … oder hatte er tatsächlich für einen kurzen
Moment einen Blick in die Zukunft getan wie ein Hellseher? Die heiße Schokolade schmeckte bitter wie Seifenlauge. Er goss sie in das Spülbecken und ließ dem Ritus zufolge Wasser in die Tasse laufen.
Er würde nicht zulassen, dass Träume ihn beunruhigten. Sie waren nicht greifbar. Anders verhielt es sich mit Bellas Mörder. Ihn konnte man greifen und festhalten. Blieb nur die Frage nach dem Zeitpunkt - und weiteren möglichen Opfern.
Was beunruhigte ihn dann so?
Nur ein dummer Traum?
Eine böse Ahnung in Bezug auf JoAnna?
Absoluter Blödsinn. Das Verschwinden eines Hundes war das Schlimmste, was seiner Familie bisher zugestoßen war. Ansonsten hatte sich in seinem unmittelbaren familiären Umfeld nichts Tragisches abgespielt. Nichts. Rein gar nichts.
KAPITEL 3
MONTAG BIS FREITAG
Am Montag, als er allein war und die heiße Schokolade irgendwie ihre Wirkung gezeigt hatte, konnte Hanson sich endlich entspannen. Er döste bis in den frühen Nachmittag hinein, stand dann auf, duschte, trank Kaffee und aß noch ein Thunfischsandwich. Er fühlte sich besser, wenn auch nicht völlig erholt. Nachdem er seinen obligatorischen häuslichen Pflichten - Geschirr abspülen und Abtrocknen - nachgekommen war, rief er seinen Partner Joe Clark an.
Nach dem dritten Klingeln hob Clark ab. Hanson bot ihm an, ihn abzuholen und fügte dann aber noch hinzu, dass er seine Adresse brauche, da er noch nie bei Clark gewesen sei. Clark indessen bot Hanson an, ihn abzuholen. Er habe noch geschlafen, als Hanson anrief, und die Fahrt zu Hanson würde ihm guttun und helfen, wieder klar im Kopf zu werden.
Hanson war einverstanden. Clarks Ankunft um kurz nach halb zwei unterbrach die Lektüre von Living the Good Life . Sie fuhren in den Fifth Ward, um mit ihren Ermittlungen zu beginnen. Der Tatort war ihr Ausgangspunkt.
Obwohl das Vorgehen korrekt war, verunsicherte es Hanson, dass er erst auf den Fall angesetzt worden war, nachdem die ersten Ermittlungen bereits stattgefunden hatten. Es erschien ihm idiotisch, dass der Chief ihm den Fall zuteilte, nur weil er aus dem Fifth Ward stammte, und Higgins
abzog, obwohl dieser ebenfalls Erfahrung mit dem Ward besaß. Er tat es mit einem Achselzucken ab und resignierte wie üblich vor der Erkenntnis, dass die Wege der oberen Chargen unergründlich sind.
Der Schauplatz des Mordes war immer noch abgesperrt und nur autorisierten Personen zugänglich. Normalerweise hätte man den Tatort längst freigegeben, doch in einem ungewöhnlichen Fall wie diesem und aufgrund der Tatsache, dass der verantwortliche Officer noch ermitteln musste, wurde die Stelle rund um die Uhr von Uniformierten bewacht.
Hanson und Clark sprachen kurz mit den diensthabenden Polizisten und sahen sich dann um. Die Ermittlungen vor Ort sind von großer Bedeutung. Der Ermittler muss in seine Überlegungen unbedingt einfließen lassen, dass der Ort des Geschehens sich ständig verändert. Wie ein Sandstrand, der sich verlagert und ständig in Bewegung ist. Eine gründliche einleitende Untersuchung ist wichtigster Bestandteil einer Ermittlung, man muss genau observieren und berichten können. In
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