Akte Atlantis
fröhlich.
»Ganz meinerseits«, erwiderte Giordino grinsend. »Ich habe gehört, dass du mit Schneebällen ein U-Boot angegriffen hast.«
Pitt lachte. »Die reinste Übertreibung. Wir konnten bloß die Fäuste schütteln und die Typen beschimpfen, bis die Marine dann grade noch rechtzeitig eingetroffen ist.«
»Dr. O’Connell.« Giordino verbeugte sich galant und küsste ihr die Hand, ohne sich um den Handschuh zu scheren. »Endlich ein Lichtblick auf diesem finstern Felsen.«
Pat lächelte und machte einen Knicks. »Freut mich sehr, Sir.«
Pitt drehte sich um und stellte den Archäologen vor. »Al Giordino, Dr. Bradford Hatfield. Brad will die Mumien untersuchen, die ihr beide entdeckt habt.«
»Man hat mir von dem großen Fund berichtet, auf den Sie und Commander Gunn gestoßen sind«, sagte Hatfield. Er war groß und hager, hatte hellbraune Augen, ein glattes, schmales Gesicht und eine angenehme Stimme, war leicht vornüber gebeugt und trug eine kleine, runde Nickelbrille, die aussah, als stammte sie aus den Zwanzigerjahren.
»Kommen Sie mit und überzeugen Sie sich selbst.«
Giordino führte sie durch den Gang in die erste Kammer.
Schon von weitem drang ihnen der Qualm und der Gestank nach verbranntem Fleisch in die Nase, obwohl die SEALs einen Generator mitgebracht hatten, mit dem sie einerseits den Strom für eine Reihe von Strahlern erzeugten und andererseits über einen Schlauch, den sie vom Auspuff zum Höhleneingang gelegt hatten, die Dämpfe absaugten.
Keiner von ihnen war auf eine derartige Verwüstung vorbereitet.
Sämtliche Wände waren schwarz vom Feuer und voller Ruß.
Die wenigen Gegenstände, die sich in der Kammer befunden hatten, waren bei der Explosion verglüht.
»Was hat denn hier eingeschlagen?«, fragte Pitt erstaunt.
»Der Hubschrauberpilot, der uns ans Leder wollte, hielt es für eine gute Idee, eine Rakete in den Gang zu jagen«, erwiderte Giordino so ruhig, als wollte er jemandem erklären, wie man einen Apfel schält.
»Hier drin könnt ihr zwei aber nicht gewesen sein.«
Giordino grinste. »Selbstverständlich nicht. Dort hinten ist noch ein weiterer Gang, der zur nächsten Kammer führt. Die Decke ist stellenweise eingestürzt, und wir sind hinter einem Haufen Steine in Deckung gegangen. Rudi und ich haben reichlich Staub in die Lunge gekriegt und sind vermutlich ein paar Wochen lang schwerhörig, aber wir haben überlebt.«
»Das reinste Wunder, dass ihr nicht ebenso gegrillt worden seid wie unsere Freunde hier«, sagte Pitt, während er die verkohlten Überreste der beiden Angreifer musterte.
»Die SEALs räumen hier noch auf und schaffen die Leichen zum Identifizieren in die Staaten.«
»Wie grässlich«, murmelte Pat, die kreidebleich geworden war. Doch sie besann sich rasch auf ihre eigentliche Aufgabe und strich mit den Fingern über die Inschriften an der Wand.
Betroffen starrte sie auf den geborstenen und zersprungenen Fels. »Sie sind zerstört«, stieß sie kaum hörbar aus. »Vernichtet.
Für eine Entzifferung ist nicht genügend übrig geblieben.«
»Nicht weiter schlimm«, sagte Giordino ungerührt. »Das Beste kommt eh erst in der zweiten Kammer, und dort ist alles heil geblieben. Die Mumien sind ein bisschen eingestaubt, aber ansonsten sehe n sie noch genauso aus wie an dem Tag, als man sie da hingehockt hat.«
»Hingehockt?«, wiederholte Hatfield. »Liegen die Mumien etwa nicht in Sarkophagen«
»Nein, die sitzen aufrecht auf steinernen Stühlen.«
»Sind sie mit Binden umwickelt?«
»Nochmals nein«, erwiderte Giordino. »Die sitzen da, als ob sie eine Konferenz abhalten, in wallende Gewänder gekleidet, mit Hut und Stiefeln.«
Hatfield schüttelte verwundert den Kopf. »Ich habe schon manch eine alte Begräbnisstätte untersucht und viele Mumien gesehen, Mumien, die mit straffen Binden umwickelt im Sarg lagen, andere, die zusammengerollt wie ein Fötus in Tongefäßen ruhten, Mumien, die auf dem Bauch oder am Rücken lagen, mitunter sogar eine stehende. Aber von aufrecht sitzenden Mumien habe ich noch nie gehört.
»Ich habe da drin Lampen aufgestellt, damit Sie alles genau untersuchen können.«
Giordino hatte die langen Stunden bis zum Eintreffen von Pitt und Pat O’Connell genutzt und mit Hilfe der SEALs die Einsturzstelle geräumt, die Steine nach draußen geschleppt und den Hang hinabgeworfen.
Jetzt war die innere Kammer frei zugänglich, ohne dass sie über Geröll hinwegklettern mussten. Zudem waren Strahler aufgebaut, in deren
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