Akte Atlantis
kann ich die Kontinente erkennen.
Aber sie sehen irgendwie anders aus. Fast so, als wäre die Erde gekippt.«
»Mir leuchtet immer noch nicht ein, wo hier die Antarktis sein soll«, wandte Hatfield ein.
»Direkt vor Ihren Augen.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen?«, fragte Pat.
»Ich würde gern mal wissen, wie Sie zu dieser Feststellung kommen«, sagte Hatfield abschätzig.
Pitt wandte sich an Pat. »Sie haben doch bestimmt ein Stück Kreide in Ihrer Tasche, mit dem man alte Inschriften hervorheben kann.«
Sie lächelte. »Kreide nimmt man nicht mehr. Wir verwenden heute lieber Talkumpuder.«
»Okay, her damit, und ein paar Taschentücher. Alle Frauen haben Taschentücher bei sich.«
Sie kramte in ihrer Jackentasche herum und reichte ihm einen kleinen Packen Papiertücher. Dann durchwühlte sie ihren Schulterbeutel, in dem sie ihre Notizbücher, die Kameraausrüstung und allerlei optische Geräte zum Untersuchen alter Inschriften verstaut hatte, bis sie auf eine Dose Talkumpuder stieß.
Pitt nahm eine Feldflasche, goss ein paar Tropfen Wasser über die Papiertücher und befeuchtete die Umrisse an der Wand, damit das Talkum besser haftete. Dann ließ er sich von Pat das Puder reichen und tupfte es rundum auf dem glatten Gestein auf.
Nach etwa drei Minuten trat er zurück und bewunderte sein Werk.
»Meine Damen und Herren: die Antarktis.«
Forschend betrachteten alle drei die Linien aus weißem Talkumpuder, die zurückgeblieben waren, als Pitt den Puder wieder weggewischt hatte. Sie stellten eindeutig den sechsten Kontinent dar.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Pat verwirrt.
»Das bedeutet«, erklärte Pitt und deutete auf die Mumien, die ringsum stumm auf ihren Stühlen thronten, »dass diese Menschen vor tausenden von Jahren in der Antarktis gewesen sein müssen. Sie haben sie umsegelt und kartografisch erfasst, bevor sie von Schnee und Eis bedeckt war.«
»Unsinn!«, schnaubte Hatfield. »Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass rund siebenundneunzig Prozent des gesamten südpolaren Festlands seit Millionen von Jahren unter einer Eisdecke liegen.«
Pitt schwieg einen Moment lang. Er betrachtete die Gestalten ringsum, als ob sie am Leben wären, schaute von einem Gesicht zum nächsten, so als wollte er mit ihnen sprechen. Schließlich hob er die Hand und deutete auf die Toten aus unvordenklicher Zeit. »Alles Weitere«, sagte er im Brustton der Überzeugung, »werden wir von denen erfahren.«
24
Als Hiram Yeager nach der Mittagspause in sein rechnergestütztes Reich zurückkehrte, hatte er einen Karton unter dem Arm, in dem sich ein Bassetwelpe befand, den er aus dem städtischen Tierheim gerettet hatte, wo man ihn ein paar Stunden später hätte einschläfern wollen.
Nachdem ihr Golden Retriever an Altersschwäche gestorben und im Kreise der Familie zu Grabe getragen worden war, hatte er sich geschworen, so etwas nicht noch einmal mitzumachen, und sich geweigert, einen neuen Hund anzuschaffen. Doch seine beiden halbwüchsigen Töchter hatten so lange gebettelt, ihm sogar mit Schulstreik gedroht, bis er sich hatte breitschlagen lassen. Vermutlich, sagte er sich, bin ich nicht der einzige Vater, dem es so geht.
Ursprünglich hatte er wieder einen Golden Retriever besorgen wollen, aber sobald er in die treuherzigen traurigen Augen geblickt hatte, den unbeholfenen Körper mit den kurzen Beinen gesehen hatte, die riesigen Füße und die langen Hängeohren, hatte er sich nicht mehr von dem Basset losreißen können. Er breitete rund um seinen Schreibtisch ein paar Bogen Zeitungspapier am Boden aus und ließ dem Welpen freien Lauf, doch er blieb immer auf dem Handtuch im offenen Karton liegen und blickte derart traurig zu ihm auf, dass er sich unmöglich abwenden konnte.
Er musste sich regelrecht zur Arbeit zwingen. Schließlich rief er Max auf. Sie warf ihm einen bösen Blick zu, als sie am Monitor auftauchte.
»Musst du mich immer so lange warten lassen?«
Er bückte sich, hob den Welpen hoch und zeigte ihn Max.
»Hat ein bisschen gedauert, weil ich einen Hund für meine Töchter besorgt habe.«
Max wurde sofort umgänglicher. »Niedlich. Die Mädchen werden begeistert sein.«
»Bist du mit dem Entziffern der Inschriften vorangekommen?«, fragte er.
»Die Bedeutung der einzelnen Buchstaben habe ich raus, aber es dauert noch ein bisschen, bis ich sie so weit zusammengefügt habe, dass sie einen Wortsinn ergeben.«
»Was hast du denn bislang rausgekriegt?«
»Eine ganze Menge«,
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