Akte Atlantis
weniger Minuten umgekommen sein. Südostasien versank vermutlich im Wasser.
Zahllose Meerestiere wurden ins Inland geschwemmt, wo sie jämmerlich zu Grunde gingen, als die riesigen Wellen wieder zurückfluteten. Das chemische Gleichgewicht der Meere wurde verändert. Schlamm, Schlick und Trümmer erstickten alles Leben in den Ozeanen. Direkt auf den Aufprall des Kometen folgten gewaltige Erdbeben, die sich mit keiner Richter-Skala erfassen lassen und die Gestalt der Erde für immer veränderten.
Danach brachen rund um den Globus Vulkane aus, tätige wie untätige. Bis zu anderthalb Kilometer dicke Lavaschichten ergossen sich über das Land, soweit es nicht überflutet war.
Wenn ein Astronaut kurz vor der Katastrophe zum Mars geflogen und zwei Jahre später wieder zurückgekehrt wäre, hätte er die Welt nicht wieder erkannt. Abgesehen davon, dass keiner seiner Freunde und Verwandten noch am Leben gewesen wäre.
Womöglich hätte er feststellen müssen, dass er der einzige Mensch auf Erden ist.«
Pitt schaute den Astronomen an. »Ein ziemlich düsteres Bild, das Sie uns da vermitteln.«
»Die Auswirkungen müssen grauenhaft gewesen sein. Als die Fluten zurückwichen, waren Felsbrocken jedweder Größe und Form weit übers Land verstreut, wo sie heute noch liegen und die Geologen vor ein großes Rätsel stellen, weil die sich nicht erklären können, wie sie dorthin gelangten. Unmengen zermalmter Bäume und toter Tiere wurden weit ins Inland geschwemmt und dort abgesetzt. In kalten Regionen findet man diese Lagerstätten noch heute, und auf Grund ihrer Beschaffenheit kann man nachweisen, dass es sich um die Folgen einer gewaltigen Katastrophe handelt. Riesige Wassermassen, die nicht abfließen konnten, bildeten neue Seen.
Die Landbrücke, die einst das von Flüssen und Tälern durchzogene Tiefland zwischen Afrika und Europa vom Atlantischen Ozean trennte, wurde weggerissen, und das Mittelmeer entstand. Alte Gletscher schmolzen, neue entstanden. Wo einst eisige Temperaturen und kalte Winde geherrscht hatten, wuchsen nun tropische Wälder. Die Gobi, die Sahara und die Mojave-Wüste, damals fruchtbares Land, wurden zu Dürregebieten. Der Kontinentalsockel, der einst aus dem Wasser ragte, war nun überflutet. Die magnetische Ausrichtung der Pole kehrte sich um. Bestehende Kulturen versanken bis zu hundertfünfzig Meter tief im Meer. Bis zu zwanzig Jahre dürfte es gedauert haben, ehe sich die Erde wieder beruhigte. Die wenigen Menschen, die irgendwie überlebt hatten, fristeten ein bitteres Dasein, und es grenzt geradezu an ein Wunder, dass überhaupt welche von ihnen all diese Unbilden ertrugen und für den Fortbestand unserer Art sorgten.«
Pat setzte ihre Tasse ab. »Die alten Völker dieser Erde wurden derart dezimiert und in alle Winde zerstreut, dass sie über tausende von Jahren hinweg keinerlei Aufzeichnungen hinterließen. Von den Inschriften der Amenes einmal abgesehen, die größtenteils versunken oder verschollen waren, gab es nur mündliche Überlieferungen von dieser Katastrophe. Erst als die alten Ägypter, die Sumerer und die Indus-Kultur die Schrift wieder erfunden hatten, verbreiteten sich die Berichte und Geschichten von dieser Sintflut.«
»Wer weiß«, sagte Pitt, »welche Städte und Paläste mitsamt ihren Schätzen am tiefsten Meeresgrund verstreut oder unter einer viele Meter dicken Schlick- und Schlammschicht begraben sind. Wir können uns doch, von den Amenes einmal abgesehen, gar keine Vorstellungen von der Größe und Pracht der alten Kulturen in prähistorischer Zeit machen.«
Friend saß schweigend da, während sich die anderen das ganze Ausmaß dieses Albtraumes vorzustellen versuchten. Er ließ den Blick durch die Runde schweifen, die sich hier im Lastwagen versammelt hatte, und bemerkte die betroffenen Mienen, die verstörten Blicke.
Nur Pitt wirkte ruhig und gefasst, fast so, als wäre er mit etwas ganz anderem beschäftigt, etwas, was in weiter Ferne lag.
»Und damit endet die Katastrophe«, sagte Sandecker mit düsterer Miene.
Friend schüttelte bedächtig den Kopf. »Das Schlimmste kommt erst noch«, sagte er. Sein Lächeln war verflogen. »Erst in den letzten paar Jahren sind sich die Wissenschaftler darüber klar geworden, welch gewaltigen Umwälzungen die Erde in der Vergangenheit unterworfen war, mit oder ohne Einwirkung von Himmelskörpern. Wir wissen heute, dass es durch den Einschlag eines großen Kometen oder Asteroiden zu Verschiebungen der Erdkruste kommen kann.
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