Akte Atlantis
und über der Hudson Bay im heutigen Kanada niederging. Er setzte eine Kettenreaktion in Gang, in deren Verlauf nahezu neunundneunzig Prozent der gesamten Flora und Fauna auf diesem Planeten vernichtet wurden, das sind zwanzig Prozent mehr als bei dem Einschlag des Asteroiden, der den Untergang der Dinosaurier verursachte.«
Loren starrte Friend gebannt an. »Zu welchen Verwüstungen kam es in Folge dieser Kettenreaktion?«
»Stellen Sie sich einen fünfzehn Kilometer großen Himmelskörper vor, der mehrere Milliarden Tonnen wiegt und mit einer Geschwindigkeit von über zweihunderttausend Kilometern pro Stunde wie ein riesiger Ball durchs Weltall fliegt, dann können Sie in etwa ermessen, was für einen unvorstellbar gewaltigen Knall es gibt, wenn der aufschlägt. Die Erde würde vermutlich in ihren Grundfesten erschüttert.
Mithilfe von Computersimulationen und neuesten Techniken zur virtuellen Darstellung haben wir festgestellt, dass der Komet schräg auf die Erde zuflog, im südöstlichen Teil der Hudson Bay einschlug und einen Krater mit einem Durchmesser von rund dreihundertfünfzig Kilometern riss. Das entspricht einer Fläche, die etwa doppelt so groß ist wie die Insel Hawaii. Das gesamte Wasser in der Bay verdunstete, als sich der nunmehr auseinander brechende Komet rund drei Kilometer tief in die Erde bohrte. Auf Fotos, die von Astronauten aufgenommen wurden, kann man anhand des Küstenverlaufs deutlich die Umrisse des Ringkraters erkennen.«
»Woher wollen Sie wissen, dass es ein Komet war und nicht etwa ein Asteroid oder Meteor?«, fragte Yeager.
»Ein Asteroid ist ein kleiner Himmelskörper, der sich um die Sonne dreht. Manche sind reich an Kohlenstoff, andere enthalten Eisen, Silizium und andere Rohstoffe. Bei Meteoriten handelt es sich zumeist um kleinere Bruchstücke von Asteroiden, die zusammengestoßen und dabei geborsten sind.
Der größte, den man je gefunden hat, wog siebzig Tonnen. Ganz anders verhält es sich mit Kometen. Sie bestehen aus Eis, gefrorenen Gasen und staub- bis felsgroßen Partikeln und werden häufig mit schmutzigen Schneebällen verglichen. Für gewöhnlich laufen sie auf sehr lang gestreckten, elliptischen Bahne n, die bis zum äußersten Rand des Sonnensystems reichen. Auf Grund der Anziehungskraft der Sonne und der Planeten werden sie manchmal von ihrer Bahn abgelenkt und umlaufen die Sonne. Wenn der Komet sich der Sonne nähert, verdunstet ein Teil des Eises und der gefrorenen Gase, wobei sich eine leuchtende, nebelartige Hülle bildet – der Schweif.
Man nimmt allgemein an, dass es sich um kosmische Abfallprodukte handelt, die bei der Entstehung der Planeten anfielen. Bei Bohrungen und der anschließenden Auswertung der Proben, die man rund um den Krater in der Hudson Bay fand, entdeckten Geophysiker winzige Partikel, die sie als Teile eines Kometen identifizierten, der um siebentausend vor Christus auf der Erde einschlug. Bei den Untersuchungen fand man keine Spuren von Mineralien oder Metallen, wie sie normalerweise in Asteroiden enthalten sind.«
»Da hätten wir also den Einschlag«, sagte Sandecker. »Was ist danach passiert?«
»Eine unvorstellbare Masse aus rot glühendem Gestein, Dampf, Staub und Schutt wurde in die Atmosphäre geschleudert, fiel als feuriger Regen wieder auf die Erde zurück und verursachte weltweit gewaltige Waldbrände. Riesige Mengen Schwefel, erhitzter Stickstoff und Fluor gerieten in die Erdatmosphäre. Die Ozonschicht wurde zerstört, Rauchschwaden verdeckten den Himmel, und gleichzeitig fegten orkanartige Winde über Land und Meer. Unsere Simulationen deuten darauf hin, dass die Wolken aus Rauch, Schutt und Staub mindestens vierzehn Monate um die Erde zogen. Allein dadurch dürfte der Großteil allen Lebens auf der Erde ausgelöscht worden und die Nahrungskette zusammengebrochen sein.«
»Mir graut schon bei der bloßen Vorstellung«, sagte Loren leise.
Friend rang sich ein verkniffenes Lächeln ab. »Leider ist das nur der Auftakt. Da die Hudson Bay mit dem Atlantischen Ozean verbunden war, entstanden zehn bis zwölf Kilometer hohe Flutwellen, die über das gesamte Tiefland hereinbrachen.
Florida dürfte völlig überflutet worden sein, desgleichen die meisten Inseln auf der Welt. Große Teile Europas und Afrikas wurden von Wellen heimgesucht, die hunderte von Kilometern ins Landesinnere vordrangen. Da die australischen Ureinwohner zumeist an oder in der Nähe der Küsten lebten, dürften neunundneunzig Prozent von ihnen binnen
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