Akte Atlantis
im sechzehnten Gang über die Rocky Mountains fahren will. Die Motoren wurden regelrecht abgewürgt. Wir haben das Getriebe und das Differenzial ein bisschen verändert und fräsen jetzt ein tieferes Profil in die Reifen, weil wir glauben, dass man damit durchaus zum Südpol fahren könnte.«
»Was ist, wenn man auf einen Spalt stößt, der so breit ist, dass man nicht drüberfahren kann?«, fragte Giordino.
»Thomas Poulter, der Erfinder und Konstrukteur, hatte eine geradezu geniale Idee. Ein kurzer Radstand mit Schwerpunkt auf der Mitte des Fahrzeugs, sodass Front- und Heckpartie rund fünfeinhalb Meter überstehen. Außerdem konnten die Räder eingefahren werden. Wenn der Fahrer auf eine Spalte stößt, zieht er die Vorderräder ein und schiebt sich, von den Hinterrädern getrieben, langsam vor. Sobald die Vorderräder auf der anderen Seite sind, fährt er die hinteren ein und zieht sich mit der Frontpartie auf die andere Seite. Wahrhaft genial, und es funktioniert auch.«
»Wo haben Sie die Ersatzteile für ein sechzig Jahre altes Getriebe gefunden?«
»Damals wurde nicht nur dieses eine Getriebe hergestellt. Wir haben uns eingehend mit der Sache befasst und es gelöst, bevor wir herkamen. Wir haben festgestellt, dass es die Firma noch gibt, die seinerzeit die Zahnräder hergestellt hat, und in deren Lager haben wir einen Haufen alter Teile entdeckt. Unter anderem genau die richtigen Zahnräder für Getriebe und Differenzial.«
»Habt ihr ihn schon ausprobiert?«, fragte Giordino.
»Ihr kommt grade zur rechten Zeit«, erwiderte Dad. »In etwa einer Stunde wollen wir zum ersten Mal seit sechzig Jahren wieder mit ihm übers Eis fahren. Mal sehen, was er kann. Wir waren keinen Moment zu früh dran. In zwei Wochen wäre er von dem kalbenden Schelfeis raus aufs Meer geschoben worden und irgendwann untergegangen.«
»Und wie wollen Sie ihn in die Staaten zurückbringen?«, fragte Giordino.
»Ich habe einen kleinen Frachter gechartert, der am Rande des Schelfeises liegt. Wir fahren damit hin und verladen ihn über eine Bordrampe.«
»Wenn er sich als funktionstüchtig erweisen sollte«, sagte Pitt, »dürften wir ihn dann vielleicht zwei Tage lang ausleihen?«
Dad schaute ihn verständnislos an. Dann wandte er sich an Cash. »Will der mich veräppeln?«
Cash schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Die beiden brauchen unbedingt ein Fahrzeug, mit dem sie zu dem Wolfschen Werk gelangen können.«
Dad musterte Pitt mit verkniffenen Augen, während er sich Wein nachgoss. »Ganz bestimmt nicht. Ich habe über dreihunderttausend Dollar ausgegeben, um ihn aus dem Eis zu graben und so weit zu überholen, dass er wieder läuft und ins Smithsonian in Washington gebracht werden kann. Anfangs hat mich jeder ausgelacht, dem ich von meinem Traum erzählt habe, dieses Fahrzeug zu bergen. Meine Leute und ich haben ihn unter den schlimmsten Witterungsbedingungen ausgegraben. Wir haben uns schwer ins Zeug gelegt, um ihn zu bergen, und sind alle mächtig stolz darauf. Ich denke nicht daran, ihn zwei wildfremden Menschen für eine Spritztour übers Packeis zu überlassen.«
»Glauben Sie mir«, versetzte Pitt ernst, »es geht nicht um eine Spritztour. So absurd es auch klingen mag, aber wir versuchen eine weltweite Katastrophe abzuwenden.«
»Trotzdem nein.«
Pitt und Giordino wechselten einen kurzen Blick. Dann holte Pitt einen zusammengefalteten Zettel aus der Brusttasche seines Polaranzuges und schob ihn quer über den Tisch zu Dad. »Da stehen ein paar Telefonnummern drauf. Über die erreichen Sie unter anderem den Präsidenten, den Generalstab im Pentagon, den Leiter der NUMA und den Sicherheitsausschuss im Kongress. Dazu noch ein paar wichtige Leute, die unsere Geschichte bestätigen können.«
»Und was ist das für eine Geschichte?«, fragte Dad.
Pitt erklärte ihm alles.
Anderthalb Stunden später standen Frank Cash, Dad und dessen Leute schweigend draußen auf dem Eis und sahen zu, wie das riesige rote Fahrzeug eine dicke schwarze Qualmwolke ausstieß und bei strahlend blauem Himmel über die endlose Eiswüste davonrollte.
»Ich weiß nicht mal Dads Namen«, sagte Pitt, der sich über das Lenkrad beugte und durch die Windschutzscheibe Ausschau nach Rissen und sonstigen Hindernissen auf dem Eisfeld hielt.
Giordino stand unmittelbar hinter Pitt im Führerhaus des Snow Cruisers und studierte die Karte. »Auf dem Briefumschlag, der aus seiner Brusttasche ragte, stand ›Clive Cussler‹.«
»Komischer Name. Aber
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