Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte Atlantis

Akte Atlantis

Titel: Akte Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
hinten am Kartentisch stand und in ein Messtischblatt vom Ross-Schelfeis vertieft war.
    »Halte mit der alten Klapperkiste einfach gradeaus auf den höchsten Berggipfel da vorn zu. Ach ja, und pass auf, dass du das Meer immer links liegen lässt.«
    »Aha, das Meer immer links liegen lassen«, wiederholte Pitt bissig.
    »Na ja, wir wollen doch nicht über den Rand geraten und absaufen, oder?«
    »Was ist, wenn das Wetter umschlägt und die Sicht schlechter wird?«
    »Such dir einen Kurs aus«, sagte Giordino spöttisch. »Schau auf den Kompass. Da gibt’s dreihundertsechzig Möglichkeiten.«
    »Ich gebe mich geschlagen«, erwiderte Pitt. »Ich war nicht ganz bei der Sache. Habe vergessen, dass die Kompassnadel hier unten immer nach Norden zeigt.«
    »Damit kommst du aber nicht ins Fernsehen.«
    »Die meisten Quizfragen überfordern meine geistigen Fähigkeiten sowieso.« Mit einem verschmitzten Grinsen wandte er sich Giordino zu. »Ich wette, du erzählst kleinen Kindern für dein Leben gern Gruselgeschichten.«
    Verständnislos schaute Giordino zu Pitt. »Wie?«
    »Die Klippen am Rand des Ross-Schelfeises ragen über fünfzig Meter hoch auf und reichen dreißig Meter tief ins Meer.
    Sie fallen steil ab. Wenn wir über die Kante geraten, bleibt nicht mehr viel übrig, was noch absaufen könnte.«
    »Da hast du Recht«, räumte Giordino widerwillig ein.
    »Außerdem könnten wir natürlich auch in eine tiefe Spalte geraten oder in einem Schneesturm die Orientierung verlieren und erfrieren. Ansonsten besteht nur noch die Gefahr, dass das Eis, auf dem wir fahren, abbricht oder kalbt und mit uns aufs Meer hinaustreibt. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als dazusitzen und abzuwarten, bis uns die große Flutwelle hinwegfegt.«
    »Du brauchst was zu sagen«, versetzte Giordino mit höhnischem Unterton. »Gegen dein Geunke klinge ich ja wie Mutter Bär, wenn sie eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt.«
    »Der Himmel wird dunkler«, sagte Pitt, als er durch die Windschutzscheibe nach oben blickte.
    »Bist du immer noch der Meinung, dass wir’s rechtzeitig schaffen?«, fragte Giordino.
    Pitt warf einen Blick auf den Tacho. »Wir sind in der letzten Stunde knapp vierunddreißig Kilometer vorangekommen. Wenn wir nicht noch auf ein unvorhergesehenes Hindernis stoßen, müssten wir in zwei Stunden dort sein.«
    Sie mussten es rechtzeitig schaffen. Falls das Kommandounternehmen scheiterte, hing alles von ihm und Giordino ab, auch wenn sie noch keine Ahnung hatten, wie sie das bewerkstelligen wollten. Pitt war nicht allzu zuversichtlich.
    Er wusste, dass das Gelände vor ihm jede Menge Hindernisse und Gefahren barg. Daher passte er ständig auf, achtete auf brüchiges Eis und verdächtige Spalten, die viele Meter tief bis zu den südpolaren Meeresfluten aufklaffen konnten. Bislang war die Eiswüste halbwegs eben gewesen, abgesehen von zahllosen Rissen und Rillen, sodass sie einigermaßen gut vorangekommen waren. Ab und zu entdeckte er vor ihnen eine Spalte, worauf er anhielt, die Lage abschätzte und einen Umweg suchte.
    Trotzdem war ihm beim bloßen Gedanken daran, dass sie mit einem fünfunddreißig Tonnen schweren Stahlkoloss über das rundum brüchige und zerklüftete Eis fuhren, mehr als unwohl.
    Ihm war unbeschreiblich mulmig zu Mute. Plötzlich sah er voraus einen Riss im Eis. Fast im letzten Moment schlug er das Lenkrad ein und stellte den Snow Cruiser quer, sodass er keine anderthalb Meter neben der Kante zum Stehen kam. Nachdem sie rund einen halben Kilometer daran entlanggefahren waren, wurde der Spalt allmählich schmäler, und bald darauf stießen sie wieder auf festen Boden.
    Pitt warf einen Blick auf den Tachometer und stellte fest, dass sie inzwischen deutlich Tempo zugelegt hatten und fast vierzig Stundenkilometer fuhren. Giordino war unten im Maschinenraum und bastelte an den beiden schweren Dieselmotoren herum, stellte die Ventile an den Einspritzpumpen nach und sorgte für das richtige Gemisch in dieser dünnen, extrem trockenen und kalten Luft, denn so weit waren Dad und seine Leute noch nicht gekommen. Bei modernen Dieselmotoren wird die Einspritzung elektronisch geregelt, doch bei den sechzig Jahre alten Cummins-Maschinen musste man die Spritzzufuhr noch von Hand einstellen.
    Die Landschaft, die vor ihnen lag, war öde und trostlos, eine eisige, menschenfeindliche Wüstenei, zugleich aber erhaben und herrlich.
    Friedlich und beängstigend in einem. Pitt schrak jäh hoch, trat Bremse und Kupplung durch und

Weitere Kostenlose Bücher