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Akte Atlantis

Akte Atlantis

Titel: Akte Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ganze Welt von dem heulenden Schneesturm verschlungen worden: Myriaden von Eiskristallen wirbelte er auf und blies sie mit solcher Wucht gegen die Windschutzscheibe, dass sie klirrend wie kleine Nägel aufschlugen.
    Pitt fragte sich unwillkürlich, ob das alte, aus Vorkriegszeiten stammende Sicherheitsglas diesen Urgewalten standhalten würde.
    Er wurde nach vorn geschleudert, als der Snow Cruiser über eine Eisrille rumpelte, die er in dem weißen Mahlstrom nicht gesehen hatte. Er wappnete sich gegen einen zweiten Stoß, doch der kam nicht. Das Eis war wieder eben.
    Pitt ging gerade das alte Sprichwort durch den Kopf, wonach ein Unglück selten allein kommt, als Giordino den Kopf aus der Luke zum Maschinenraum steckte. »Überprüf die Anzeigen«, rief er. »Die Motoren laufen immer noch heiß. Hier unten kommt schon der Dampf aus dem Überlaufrohr am Kühler, weil das Wasser nicht mehr richtig zirkuliert.«
    Pitt starrte auf die Temperaturanzeiger am Armaturenbrett. Er hatte sich so darauf konzentriert, das schwere Fahrzeug auf stetem Kurs zu halten, dass er nicht auf die Instrumente geachtet hatte. Der Öldruck war etwas zu niedrig, und die Wassertemperatur lag bereits im roten Bereich. Keine fünf Minuten mehr, dann würde der Kühler überkochen, und danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kolben heiß liefen und sich festfraßen. Er hörte bereits die ersten Fehlzündungen und spürte, dass die Motoren wegen der Hitze nicht mehr rund liefen.
    »Zieh deine Polarklamotten an«, rief Pitt. »Wenn du so weit bist, machst du die Tür auf. Die kalte Luft von draußen sollte die Motoren abkühlen.«
    »Und wir gefrieren dabei zu Eiszapfen«, versetzte Giordino.
    »Das müssen wir über uns ergehen lassen, bis sie wieder halbwegs normale Temperatur haben.«
    Beide Männer legten ihre einteiligen Polaranzüge und die Parkas an.
    Pitt, der gleichzeitig den Cruiser auf möglichst geradem Kurs durch den Sturm steuerte, brauchte eine Weile, bis er seine Kapuze verschnürt hatte. Als sie beide fertig und gegen die Kälte geschützt waren, öffnete Giordino die Tür. Pitt duckte sich über das Lenkrad und schaute mit zusammengekniffenen Augen geradeaus, als der Wind heulend und fauchend wie tausend Furien ins Führerhaus fegte und sämtliche Motorengeräusche übertönte.
    Pitt war auf die Kälte vorbereitet, doch auf den jähen Schock, als die Temperatur im Führerhaus innerhalb von dreißig Sekunden um fast fünfzig Grad fiel, war er nicht gefasst. Wenn ein Mensch die entsprechende Schutzkleidung trägt, kann er bis zu einer halben Stunde Temperaturen von minus achtzig Grad aushalten, ohne bleibende Schäden davonzutragen. Weht aber zusätzlich noch ein eisiger Wind, kann man binnen weniger Minuten erfrieren. Pitt war zwar durch seine Polarkleidung vor der schieren Kälte geschützt, trotzdem hatte er das Gefühl, als saugte ihm der Sturm die Körperwärme förmlich aus dem Leib.
    Giordino saß zwischen den beiden Dieselmotoren unten im Maschinenraum und genoss das bisschen Wärme, das die Flammrohre und die Kühlerlüftung abstrahlten. Aber er machte sich Sorgen um Pitt und fragte sich, ob er so lange überleben konnte, bis die Motortemperatur wieder gesunken war.
    Unterhalten konnten sie sich jetzt nicht mehr, denn der heulende Wind übertönte jeden Laut.
    Die nächsten Minuten kamen Pitt geradezu endlos vor. Noch nie hatte er eine derartige Kälte erlebt. Er hatte das Gefühl, als ob der Wind durch ihn hindurchdrang und ihm die Eingeweide zerschnitt. Er starrte auf die Nadeln der beiden Temperaturanzeiger und sah, dass sie quälend langsam zurückgingen. Unentwegt prasselten Eiskristalle an die Windschutzscheibe, stoben ins Führerhaus und überzogen Pitt und das Armaturenbrett in kürzester Zeit wie mit einer weißen Glasur. Die Heizung kam gegen die kalte Luft nicht mehr an, sodass die Fenster im Nu von innen zufroren, während die Scheibenwischer vergebens gegen die Schneemassen ankämpften und schließlich stecken blieben.
    Pitt, der nun überhaupt nichts mehr erkennen konnte, saß wie ein Fels inmitten einer weiß kochenden Brandung und kam sich vor, als würde er von einem Ungeheuer mit tausenden winziger Zähne verschlungen.
    Er biss seinerseits die Zähne zusammen, damit sie nicht heillos aufeinander schlugen. Gegen Kälte anzukämpfen, auf die er keinerlei Einfluss hatte, und sich gleichzeitig darüber im Klaren zu sein, dass möglicherweise Milliarden Menschenleben vom Gelingen ihrer Rettungsaktion

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