Akte Atlantis
Sicherheitskräften riefen, war es bereits zu spät, um das Werk der Zerstörung noch aufzuhalten.
Der Snow Cruiser bohrte sich in die Tragfläche des zweiten Airbusses.
Doch diesmal erwischte Pitt den Flügel zu weit innen. Mit einem grässlichen Kreischen knickte das malträtierte Blech ab, bog sich vorn um den Reifen des Snow Cruisers und blieb hängen. Pitt legte den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal durch. Der Cruiser rollte zurück, die Maschine mit sich zerrend.
Pitt riss das Lenkrad so weit wie möglich herum und versuchte verzweifelt von dem Flugzeug freizukommen, doch das verbogene Blech hatte sich heillos am Vorderrad verheddert, sodass die mächtigen Reifen des Cruisers keinen Halt mehr fanden und auf dem Eis durchdrehten.
Pitt stieß mit dem Snow Cruiser vor und wieder zurück, als versuchte er ein im Schlamm steckendes Auto wieder flott zu bekommen. Mit einem infernalischen Knirschen und Kreischen gab die Flügelspitze schließlich nach, löste sich von dem Gefährt und blieb wie ein verbogenes Stück Schrott auf dem Eis zurück. Danach steuerte Pitt ungerührt und ohne mit der Wimper zu zucken den Privatjet an.
»Du lässt nichts aus, was?«, sagte Giordino schicksalsergeben und vergnügt zugleich.
»Hör mal!«, knurrte Pitt. »Wenn diese Lumpen schon die Welt untergehen lassen wollen, sollen sie gefälligst hier bleiben und das gleiche Schicksal erleiden wie alle andern.«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als der verbeulte Snow Cruiser die Heckpartie des Wolfschen Privatjets zertrümmerte, der nicht so hoch aufragte wie die beiden anderen Maschinen. Ohne jede Mühe riss das schwere Fahrzeug Höhen-und Seitenleitwerk ab, als wären sie aus Balsaholz, sodass es aussah, als setzte das Flugzeug zum Start an.
Giordino schüttelte den Kopf. »Du wirst nirgendwo mehr eingeladen, wenn du überall so ein Chaos hinterlässt.«
Mit breitem Grinsen wandte sich Pitt an Giordino.
»Wenigstens vergeht die Zeit wie im Flug, wenn man sich amüsiert.«
Pitt blickte auf und sah plötzlich in den zertrümmerten Überresten des Rückspiegels eine Schneekatze nahen. Er war nicht weiter beunruhigt, noch nicht zumindest. Der Snow Cruiser war seiner Schätzung nach gut und gern zehn Stundenkilometer schneller.
Verwegen donnerte er mit dem schweren Gefährt durch den Tunnel, schrammte und schlitterte an den Eiswänden entlang und versuchte den Vorsprung vor der mit Sicherheitskräften bemannten Schneekatze auszubauen. Er kachelte durch die Kurven, wo sie zumindest vorübergehend außer Schussweite waren, machte Boden gut und vergrößerte den Abstand, bis die Schneekatze nicht mehr zu sehen war.
»Du hast sie abgehängt«, sagte Giordino, der sich in aller Gemütsruhe die Glassplitter des zersprungenen Rückspiegels von der Schulter strich, als wären es nur Schuppen.
»Fürs Erste«, sagte Pitt. »Sobald wir ins Freie stoßen, ist die Jagd auf uns eröffnet.«
Vier Minuten später kamen sie um die letzte Biegung, fuhren vorbei an stehen gelassenen Baumaschinen und Türen, die in leere Lagerräume führten, und weitere zwei Minuten danach donnerte der Snow Cruiser aus dem Tunnel in den strahlenden Sonnenschein.
Endlich waren sie am Ziel angelangt, und zum ersten Mal sahen sie die Werksanlage in voller Größe vor sich. Im Gegensatz zu den Forschungsstationen am Südpol, die größtenteils unter dem Eis begraben sind, waren die Gebäude und die Straßen, die dazwischen hindurchführten, Schnee- und Eisfrei. Umringt von kleineren Hallen und Schuppen, ragten vor ihnen die beiden Hauptgebäude auf, in denen sich die Meerwasseraufbereitungsanlage und die technische Zentrale befanden.
Knatterndes Gewehrfeuer hallte plötzlich durch die eisige Luft, Flammen schlugen aus etlichen Bauten, und schwarzer Qualm wallte auf. Dazwischen donnerten immer wieder Explosionen, flogen Trümmer durch die Gegend. Verkrümmte Leichen lagen im blutroten Schnee entlang der Straßen, manche in schwarzen Uniformen, andere in weißen Tarnanzügen, aber die Schwarzen waren deutlich in der Überzahl.
»Sieht fast so aus«, sagte Pitt grimmig, »als ob die Party schon angefangen hat.«
44
Trotz der langen und harten Ausbildung, die jedes Mitglied von Team Apocalypse hinter sich hatte, trotz aller Tapferkeit und Entschlossenheit, mit der sie die Katastrophe verhindern wollten, drohte der ganze Einsatz fürchterlich in die Hose zu gehen. Für nichts und wieder nichts hielten sie hier den Kopf hin, hatten Tote und Verwundete zu
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