Akte Atlantis
beklagen. Keinen Meter Boden hatten sie bisher gewonnen. Und es kam noch schlimmer, viel schlimmer, als Cleary befürchtet hatte. Jacobs’ Navy-SEALs wurden nach ihrem gescheiterten Flankenangriff auf die Barrikade gnadenlos auf die Stellung zurückgetrieben, in der sich die beiden anderen Trupps verschanzt hatten. Die Falle war zugeschnappt.
Jeder Ausweg abgeriegelt. Die gesamte Eingreiftruppe war eingekesselt.
Ein Granatsplitter riss Clearys Kinn auf, eine Kugel traf ihn an der Hand. Auch zwei seiner Offiziere hatte es erwischt.
Sharpsburg am Arm und an der Schulter. Garnet, der am Hals getroffen war, hustete Blut. Nur Jacobs war noch unversehrt, ermutigte seine Männer lauthals und wies ihnen ihre Ziele zu.
Dann stellten die Sicherheitskräfte unverhofft das Feuer ein.
Die Eingreiftruppe gab noch den einen oder anderen Schuss ab, bis Cleary ihnen befahl, sich ruhig zu verhalten. Er fragte sich, was die Wolfs damit bezwecken wollten.
Eine Stimme, klar und deutlich zu verstehen, schallte aus den rundum an den Gebäuden angebrachten Lautsprechern, hallte die Straße auf und ab – über die Mikrofone der Eingreiftruppe bekam man in Washington jedes einzelne Wort mit.
»Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Hier spricht Karl Wolf.
Ich möchte mich hiermit an die amerikanische Kommandotruppe wenden, die das Werksgelände der Destiny Enterprises überfallen hat. Inzwischen haben Sie wohl erkannt, dass Sie hoffnungslos in der Unterzahl sind, umzingelt und eingekesselt. Jedes weitere Blutvergießen ist sinnlos. Ich rate Ihnen, aufzugeben und sich auf das Schelfeis zurückzuziehen.
Dort können Sie von Ihren Leuten abgeholt werden. Ihre Toten und Verwundeten dürfen Sie mitnehmen. Wenn Sie die sein Vorschlag nicht innerhalb der nächsten sechzig Sekunden Folge leisten, werden Sie allesamt sterben. Sie haben die Wahl.«
Die Durchsage traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Cleary wollte sich nicht mit der Niederlage abfinden.
Ohnmächtig starrte er auf die zusammengekrümmten, von Kugeln zerfetzten Leichen der Gefallenen, die Verwundeten, die ringsum in ihrem Blut lagen. Die anderen allerdings, die noch einsatzfähig waren, ließen sich weder Angst noch Verzagen anmerken. Sie hatten sich tapfer geschlagen und alles Menschenmögliche gegeben. Aber jetzt konnten sie sich nur mehr bis zum bitteren Ende wehren, die letzte Stellung halten und kämpfend untergehen.
Nur ganze sechsundzwanzig einsatzfähige Männer waren von der stolzen fünfundsechzig Mann starken Eingreiftruppe übrig geblieben, mit der Cleary aus der C-17 abgesprungen war. Sie lagen unter schwerem Beschuss von vorn, und von hinten setzten ihnen die beiden gepanzerten Schneekatzen zu. Cleary löste sich aus der lähmenden Lethargie, die ihn angesichts der bitteren Niederlage einen Moment lang zu befallen drohte. Auch wenn es noch so hoffnungslos sein mochte, er wollte noch einen Vorstoß wagen. Selbstverständlich war jeder weitere Angriff der reinste Selbstmord. Doch er dachte nicht daran aufzugeben.
Jeder Mann wusste, dass es hier um Leben und Tod ging, dass sie sowieso alle sterben würden, wenn die Erde außer Rand und Band geriet. Trotzdem war Cleary nicht wohl zu Mute, als er die Überreste seiner Einheit zu einem letzten Angriff auf die Schaltzentrale sammelte.
Dann meinte er in der Stille, die während der Feuerpause herrschte, eine Art Tröten zu hören, wie von einer fernen Lastwagenhupe. Kurz darauf wieder, aber viel lauter, worauf sich alle Mann verdutzt umwandten.
Und dann tauchte das Unding hinter ihnen auf.
»Was ist da los?«, rief Loren, um sich im allgemeinen Gemurmel ringsum bemerkbar zu machen, als sie das jähe Geschrei und Stimmengewirr aus den Lautsprechern vernahm.
In den Lagerräumen im Pentagon und im Weißen Haus wandten sich aller Augen den großen Monitoren zu, auf denen verschwommene Bilder von dem Werksgelände zu sehen waren.
Einen Moment lang saßen alle verwirrt da, als trauten sie ihren Ohren nicht, und achteten auf die Funksprüche, die sie über die Lautsprecheranlage mithören konnten.
»Meine Güte!«, stieß Admiral Eldridge krächzend aus.
»Was, in drei Teufels Namen, geht dort vor?«, wollte der Präsident wissen.
»Ich habe keine Ahnung, Mr. President«, versetzte General South, der in dem wilden Geschrei, das die Elitetruppen anstimmten, kein Wort verstehen konnte. »Nicht die geringste.«
Etwas Unglaubliches tat sich unterdessen auf den hart umkämpften Straßen des Fabrikgeländes. Erschrocken
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