Akte Atlantis
mitten auf der Straße liegen blieben, sodass die beiden anderen Fahrzeuge den hart bedrängten Amerikanern nicht weiter zusetzen konnten.
Cleary wurde rasch klar, dass die Gnadenfrist, die sie damit gewonnen hatten, nur von kurzer Dauer sein würde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Sicherheitskräfte merkten, dass sie keine weiteren panzerbrechenden Waffen hatten. Dann würden die Schneekatzen erneut angreifen, und nichts und niemand konnte sie noch aufhalten. Aber mit etwas Glück wendete sich das Blatt vielleicht, wenn Jacobs und seine Jungs die Barrikade in der Flanke fassten.
In Washington hatte man unterdessen anhand der Berichte vom bisherigen Kampfverlauf erkannt, dass die Eingreiftruppe in der Klemme steckte. Von Minute zu Minute wurde deutlicher, dass Cleary und seine Männer regelrecht zusammengeschossen wurden.
Präsident und oberster Generalstab trauten ihren Ohren kaum.
Der Einsatz, den man so wagemutig in die Wege geleitet hatte, drohte in einer Katastrophe zu enden, einem Massaker. Sie waren entsetzt über diesen Fehlschlag und die Gefahr, in der die gesamte Menschheit schwebte. Es war ein einziger Albtraum.
»Die Maschine mit der Hauptmacht«, sagte der Präsident, der kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. »Wann…?«
»Die sind frühestens in vierzig Minuten über der Anlage«, antwortete General South.
»Und wie viel Zeit ist noch?«
»Noch zweiundzwanzig Minuten, bis die Flut ihren Höchststand erreicht.«
»Dann müssen wir Raketen abfeuern.«
»Damit bringen wir aber auch unsere Männer um«, warnte General South.
»Haben wir eine andere Wahl?«, hielt ihm der Präsident vor.
South schaute auf seine Hände und schüttelte den Kopf.
»Nein, Mr. President.«
»Soll ich dem Kommandanten der
Tucson
den Feuerbefehl erteilen?«, fragte Admiral Eldridge.
»Wenn ich etwas vorschlagen dürfte«, sagte General Coburn, der Oberbefehlshaber der Air Force. »Meiner Meinung nach sollten wir die Tarnkappenbomber einsetzen. Die haben Raketen, die von der Besatzung ins Ziel gelenkt werden und viel genauer treffen als die Tomahawks der Marine.«
Der Präsident entschied sich rasch. »Na schön, verständigen Sie die Bomberpiloten, aber sagen Sie ihnen, dass sie nicht angreifen sollen, solange sie nicht ausdrücklich den Befehl dazu erhalten. Man weiß ja nie, ob nicht vielleicht doch noch ein Wunder geschieht und Major Cleary mit seinen Männern in die Schaltzentrale eindringen und den Countdown stoppen kann.«
Während General Coburn die entsprechenden Befehle erteilte, murmelte General South leise vor sich hin. »Ein Wunder, genau das brauchen wir auch.«
43
Von dem Platz aus führten nach allen Seiten Straßen zwischen den Bauwerken hindurch, die aus dem Eis aufragten. Es waren keine Monumentalbauten, wie sie von späteren Hochkulturen errichtet worden waren. Pitt und Giordino hatten eine derartige Architektur noch nirgendwo gesehen. Sie hatten keine Ahnung, wie groß diese Stadt einst gewesen sein mochte, wussten aber, dass sie hier nur einen Bruchteil der ganzen Pracht sahen, die die Amenes einst geschaffen hatten.
Auf der einen Seite des Platzes ragte ein großer, tempelartiger Bau auf – dreieckige Säulen, auf denen ein Fries mit allerlei Tier- und Menschengestalten ruhte, die ebenso gekleidet waren wie die Mumien auf St. Paul, darüber ein spitzer Giebel, verziert mit einem Relief, das eine ganze Flotte alter Schiffe darstellte.
Pitt und Giordino kannten so manches alte Bauwerk, aber so etwas hatten sie noch nie gesehen.
Einem Architekten allerdings wären vermutlich gewisse Grundformen aufgefallen, die über die Jahrtausende weitergegeben und später von den Erbauern der großen Tempel von Luxor, Athen und Rom wieder aufgegriffen worden waren.
Die dreieckigen Stützpfeiler allerdings wirkten mehr als sonderbar, vor allem, wenn man sie mit den kannelierten dorischen, ionischen und korinthischen Säulen verglich.
Ein breiter Eingang tat sich hinter dem Säulenportal auf.
Treppen gab es nicht, dafür aber Rampen, die nach oben führten.
Wie gebannt stiegen Pitt und Giordino aus dem Snow Cruiser und gingen unter den Säulen hindurch. Ein ausladendes dreieckiges Dach überspannte den Innenraum, dessen eisbedeckter Boden aus dem blanken Fels gehauen worden war.
In hohen Nischen entlang der Wände standen steinerne Statuen, die offenbar Könige der Amenes darstellten – eindrucksvolle Gestalten mit runden Augen und schmalen Gesichtern, alle aus schimmerndem, mit Glimmer
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