Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Nachbarn klopfen, seine Dienstmarke vorzeigen und sich nach neuen Gesichtern in der Gegend erkundigen.
Die einzige mögliche Komplikation war Sam Polowski. Nach letzten Berichten hielt sich der FBI-Agent ebenfalls in der Stadt auf, ebenfalls auf Hollands Spur. Polowski war ein verbissener Arbeiter. Es würde unangenehm sein, einen Bundesagenten zu erledigen. Aber andererseits war Polowski nur ein winziges Rädchen in einem gewaltigen Getriebe, genau wie diese Weaver.
Niemand würde die beiden vermissen.
9. KAPITEL
I n den kalten, klaren Stunden vor der Morgendämmerung erwachte Cathy zitternd aus einem Albtraum. Einen Moment lag sie in der Dunkelheit unter einer Daunendecke auf Milos Wohnzimmerfußboden. Sie erinnerte sich kaum daran, wie sie unter die Decke gekrochen war. Irgendwann nach drei Uhr musste sie eingeschlafen sein. Als Letztes erinnerte sie sich daran, dass Ollie und Victor noch immer über die Fotos diskutiert hatten. Jetzt herrschte nur Stille. Das Haus lag in Dunkelheit.
Sie drehte sich auf den Rücken und stieß mit der Schulter gegen etwas Warmes und Festes. Victor. Er bewegte sich, murmelte etwas, das sie nicht verstehen konnte.
„Bist du wach?” flüsterte sie.
Er drehte sich zu ihr und schlang schläfrig die Arme um sie. Sie wusste, dass ihn nur Instinkt zu ihr zog, die Sehnsucht eines warmen Körpers nach einem anderen. Oder vielleicht war es die Erinnerung an seine Frau, die neben ihm geschlafen hatte.
Sie ließ zu, dass er sich an seinen Traum klammerte. Während er halb schläft, soll er glauben, dass ich Lily bin, dachte sie. Was kann es schon schaden? Er braucht die Erinnerung. Und ich brauche den Trost.
Sie schmiegte sich in seine Arme, an die sichere Stelle, die einst einer anderen Frau gehört hatte. Ohne die Folgen zu bedenken, ließ sie sich von der Fantasie packen, in diesem Moment die einzige Frau auf der Welt zu sein, die er liebte. Wie gut sie sich fühlte, wie beschützt und umsorgt. Er atmete warm in ihr Haar und flüsterte Worte, die für eine andere bestimmt waren, drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände und presste seine Lippen in einem so verlangenden Kuss auf ihren Mund, dass ihr eigener Hunger entzündet wurde. Ihre Reaktion kam instinktiv und war von der ganzen Sehnsucht einer Frau erfüllt, der Liebe zu lange fremd gewesen war.
Sie erwiderte seinen Kuss mit einem genauso tiefen, genauso sehnsüchtigen Kuss.
Sie war auf der Stelle verloren und wirbelte in einen gewaltigen und herrlichen Abgrund. Er streichelte ihr Gesicht, ihren Hals. Seine Hände wanderten zu den Knöpfen ihrer Bluse. Cathy bog sich ihm entgegen, und ihre Brüste sehnten sich plötzlich nach seiner Berührung. Es war so lange her, so lange …
Sie wusste nicht, wann er die Bluse geöffnet hatte. Sie wusste nur, dass seine Finger in dem einen Moment über Stoff strichen und sich im nächsten Moment auf ihre Haut legten. Die süße Folter seiner Finger, die ihre Brustspitzen streichelten, ließ den allerletzten Widerstand schwinden. Wie viele Chancen blieben ihnen beiden noch? Wie viele gemeinsame Nächte? Sie sehnte sich nach so viel mehr, nach einer Ewigkeit, doch dies mochte alles sein, was sie hatten. Und sie begrüßte es, begrüßte ihn mit der Leidenschaft einer Frau, der eine letzte Kostprobe von Liebe zugestanden wurde.
Ihre Hände glitten über sein Hemd, öffneten Knöpfe, fanden ihren Weg durch die dichten Haare auf seiner Brust zu seinem Hosenbund. Sie stockte, als sie ihn scharf Atem holen hörte, und wusste, dass auch er nicht mehr zurückkonnte.
Gemeinsam zerrten sie an Knöpfen und Reißverschlüssen, beide in fiebriger Hast sich von allem zu befreien. Und als das letzte Kleidungsstück gefallen war, als nichts mehr zwischen ihnen war als die samtige Dunkelheit, tastete sie nach ihm und zog ihn über sich.
Freude erfüllte sie, als hätte dieser erste tiefe Stoß in ihr auch eine lange leere Stelle in ihrer Seele erreicht.
„Bitte”! murmelte sie, und ihre Stimme brach.
Er hielt sofort still. „Cathy?” fragte er. „Was …?”
„Bitte, hör nicht auf …”
Sein leises Lachen reichte zu ihrer Beruhigung. „Ich habe nicht die Absicht aufzuhören”, flüsterte er. „Absolut nicht …”
Und er hörte nicht auf. Nicht bevor er sie den ganzen Weg mit sich genommen hatte, höher und weiter, als je ein Mann es geschafft hatte, bis an einen Ort, der jenseits aller Vernunft lag. Erst als eine Woge der Erleichterung nach der
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