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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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unter die Haut gegangen. Er will dranbleiben.”
    „Es gibt so etwas wie einen direkten Befehl.”
    „Im Moment ist Polowski nicht zu erreichen. Er ist in Palo Alto und gräbt der Himmel weiß was aus. Aber ich ziehe ihn zurück, sobald ich kann.”
    „Tu das. Und Stillschweigen. Höchste Geheimhaltungsstufe.”
    Nachdem Dafoe aufgelegt hatte, wanderte sein Blick automatisch zu dem Foto auf dem Kaminsims. Es war ein Schnappschuss aus 1968 von ihm und dem Cowboy. Zwei junge Marines, grinsend, die Gewehre über die Schultern gehängt, während sie knöcheltief in einem Reisfeld standen. Es war eine verrückte Zeit gewesen, in der das Leben von der Loyalität von Kameraden abhing.
    Matt Tyrone war damals ein Held gewesen, und er war jetzt ein Held. Dafoe starrte auf dieses lächelnde Gesicht auf dem Foto, und Neid mischte sich ungewollt in seine Bewunderung für den Mann. Obwohl Dafoe auf vieles stolz sein konnte – solide achtzehn Jahre beim FBI, vielleicht irgendwann einmal stellvertretender Direktor, konnte er nicht mit dem Schwindel erregenden Aufstieg Matt Tyrones im Nationalen Sicherheitsrat mithalten.
    Auch wenn Dafoe nicht genau wusste, welche Position der Cowboy im Nationalen Sicherheitsrat innehatte, so hatte er doch gehört, dass Tyrone regelmäßig an Kabinettssitzungen teilnahm, das Vertrauen des Präsidenten besaß und mit Geheimnissen und Sicherheitsfragen zu tun hatte. Er war ein Mann, den das Land brauchte, ein Mann, für den Patriotismus mehr war als bloßes Fahnenschwenken und Redenhalten. Für ihn war es eine Lebensart. Matt Tyrone würde für sein Land mehr tun, als zu sterben. Er würde dafür leben.
    Dafoe konnte einen solchen Mann, einen solchen Freund nicht im Stich lassen.
    Er wählte Sam Polowskis Privatnummer und hinterließ eine Nachricht.
    „Dies ist ein direkter Befehl. Sie haben sich sofort von dem Holland-Fall zurückzuziehen. Bis Sie weitere Nachricht erhalten, sind Sie suspendiert.”
    Er war versucht hinzuzufügen, „auf besonderes Ersuchen meiner Freunde in Washington”, überlegte es sich jedoch. Hier war kein Platz für Eitelkeit. Der Cowboy hatte gesagt, die nationale Sicherheit stehe auf dem Spiel.
    Dafoe zweifelte nicht daran. Er hatte es von Matt Tyrone gehört. Und Matt Tyrones Autorität kam direkt von dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
    „Das sieht nicht gut aus. Das sieht gar nicht gut aus.”
    Ollie Wozniak blinzelte durch seine Nickelbrille auf die vierundzwanzig Fotos, die auf Milos Esstisch verstreut lagen. Er hob eines hoch, um es genauer zu betrachten. Durch die dicken Linsen starrten hellblaue Augen riesengroß heraus. Man sah nur Ollies Augen. Alles andere, hohle Wangen, schmale Lippen und babydünnes Haar, trat in den Hintergrund.
    „Du hast natürlich recht”, sagte er. „Einiges davon kann ich nicht interpretieren. Das möchte ich später studieren. Aber das hier sind eindeutig Eintragungen von Todesfällen. Rhesusaffen, vermute ich.” Er machte eine Pause und fügte leise hinzu: „Hoffe ich.”
    „Für so etwas werden sie aber doch keine Menschen benutzen”, sagte Cathy.
    „Nicht offiziell.” Ollie legte das Foto weg und sah sie an. „Aber es ist bereits gemacht worden.”
    „Aber nur in Nazi-Deutschland.”
    „Hier auch”, sagte Victor.
    „Was?” Cathy sah ihn ungläubig an.
    „Militärische Studien über bakterielle Kriegsführung. Man verstreute Kolonien von Serratia Marcescens über San Francisco und wartete ab, wie weit sich die Organismen verstreuen würden. Infizierte tauchten in etlichen Bay Area-Krankenhäusern auf. Einige Fälle endeten tödlich.”
    „Ich kann es nicht glauben”, murmelte Cathy.
    „Der Schaden entstand unabsichtlich, aber die Menschen starben trotzdem.”
    „Vergiss nicht Tuskegee”, sagte Ollie. „Dort sind auch Menschen bei den Experimenten gestorben. Und dann war da dieser Fall in New York. Geistig behinderte Kinder in einem staatlichen Krankenhaus wurden bewusst mit Gelbsucht infiziert. Zwar starb da niemand, aber es war trotzdem ein Verbrechen. Es ist also bereits geschehen. Manchmal im Namen der Menschlichkeit.”
    „Und manchmal nicht”, sagte Victor.
    Ollie nickte. „Wie in diesem speziellen Fall.”
    „Wovon genau sprechen wir eigentlich?” fragte Cathy. „Ist das eine medizinische Forschung? Oder die Entwicklung einer Waffe?”
    „Beides.” Ollie zeigte auf eines der Fotos. „Viratek arbeitet an dem Projekt Zerberus, einem höchst ansteckenden Virus mit einer

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