Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
FBI zu sein.”
„Polowski”, murmelte Victor und zog sein Hemd an. „Das muss er sein.”
„Du kennst ihn?”
„Das ist der Kerl, der mir eine Falle gestellt hat. Der Kerl, der uns seither ständig verfolgt.”
„Woher wusste er, dass wir hier sind?” fragte Cathy. „Niemand könnte uns gefolgt sein …”
„Nicht nötig. Sie haben meinen Lebenslauf. Sie wissen, dass ich hier Freunde habe.” Victor sah zu Milo. „Tut mir Leid, Kamerad. Hoffentlich bringt dich das nicht in Schwierigkeiten.”
Milos Lachen klang gepresst. „Hey, ich habe nichts Schlechtes getan. Ich habe nur einen Studienkollegen beherbergt.” Sein Schneid schwand plötzlich. „Was für Schwierigkeiten muss ich denn erwarten?”
„Fragen.” Victor knöpfte rasch sein Hemd zu. „Viele. Vielleicht sehen sie sich sogar um. Bleib ganz cool, sag ihnen, dass du nichts von mir gehört hast. Meinst du, du schaffst das?”
„Sicher, aber ich weiß nicht, wie Ma …”
„Deine Ma ist kein Problem. Sag ihr, sie soll nur Chinesisch sprechen.” Victor griff nach dem Umschlag mit den Fotos und sah zu Cathy. „Bereit?”
„Lass uns verschwinden.”
„Hintertür”, schlug Milo vor.
Sie folgten ihm durch die Küche. Ein prüfender Blick sagte ihnen, dass die Luft rein war.
Als sie die Tür öffneten, fügte Milo hinzu: „Ich hatte fast vergessen … Ollie will dich heute Nachmittag sehen. Etwas wegen dieser Fotos.”
„Wo?”
„Am See. Hinter dem Bootshaus. Du kennst die Stelle. Dort erwartet er dich.”
Sie traten in die kalte Feuchtigkeit des Morgens hinaus. Nebelverhangene Stille empfing sie. Werden wir nie aufhören wegzulaufen, dachte Cathy. Werden wir nie aufhören, auf Schritte zu lauschen?
Victor klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Danke, Milo. Ich schulde dir einen großen Gefallen.”
„Den ich irgendwann einfordern werde!” zischte Milo, als sie davon eilten.
Victor hob eine Hand zum Abschied. „Auf Wiedersehen.”
„Ja”, murmelte Milo in den Nebel. „Hoffentlich nicht im Gefängnis:”
Der Chinese log. Auch wenn der Mann sich nicht in seiner Stimme durch Zögern oder ein schuldiges Schwanken verriet, wusste Savitch dennoch, dass dieser Mr. Milo Lum etwas verbarg. Seine Augen gaben ihn preis.
Er saß auf der Wohnzimmercouch gegenüber von Savitch. Etwas seitlich saß Mrs. Lum in einem Sessel und lächelte verständnislos. Vielleicht konnte Savitch die alte Krähe benutzen. Aber im Moment interessierte ihn der Sohn.
„Ich verstehe nicht, warum Sie hinter ihm her sind”, sagte Milo.
„Victor ist absolut sauber. Zumindest war er es, als ich ihn kannte. Aber das ist lange her.”
„Wie lange?” fragte Savitch höflich.
„Oh, Jahre. Ja. Habe ihn seither nicht mehr gesehen.”
Savitch hob eine Augenbraue. „Sie und Ihre Mutter leben hier allein?”
„Seit mein Vater starb.”
„Keine Untermieter? Niemand sonst wohnt hier?”
„Nein. Warum?”
„Weil es in der Nachbarschaft Beschreibungen eines Mannes gab, die auf Holland zutreffen.”
„Glauben Sie mir, falls Victor von der Polizei gesucht wird, hält er sich bestimmt nicht hier auf. Meinen Sie, ich lasse einen Mordverdächtigen ins Haus? Wo nur ich und meine alte Ma hier sind?”
Savitch blickte zu Mrs. Lum, die bloß lächelte. Die alte Frau hatte scharfe Augen, die alles sahen. Die Augen einer Überlebenden.
Es wurde Zeit, dass Savitch seine Ahnung untermauerte. „Entschuldigen Sie”, sagte er und stand auf. „Ich habe eine lange Fahrt hinter mir. Darf ich Ihr Bad benutzen?”
„Ah, sicher. Den Korridor hinunter.”
Savitch ging ins Bad und schloss die Tür. Innerhalb von Sekunden hatte er den gesuchten Beweis gefunden. Er lag auf dem gekachelten Boden: eine lange braune Haarsträhne. Sehr seidig, sehr fein.
Der Farbton Catherine Weavers.
Der Beweis reichte aus, dass er den nächsten Schritt tat. Er griff unter sein Jackett nach seinem Schulterhalfter und holte die Halbautomatik hervor. Dann klopfte er bedauernd gegen sein gestärktes weißes Hemd. Schmutzige Tätigkeit, so eine Befragung. Er musste auf Blutflecke achten.
Er trat auf den Korridor und hielt die Pistole lässig an seiner Seite. Er wollte sich zuerst die alte Frau vornehmen, ihr die Mündung an den Kopf halten und drohen, den Abzug zu drücken. Zwischen dieser Mutter und diesem Sohn bestand ein ungewöhnlich starkes Band. Die beiden würden einander um jeden Preis beschützen.
Savitch hatte schon den halben Korridor hinter sich gebracht, als es an der
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