Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
schob sie zum Eingang des Krankenhauses. „Vorwärts, gehen Sie hinein.”
„Aber …”
„Dr. Wozniak wartet auf uns im Labor.”
„Warten” beschrieb nicht genau Ollies Lage. „Gebündelt und verschnürt” wäre zutreffender gewesen. Sie fand Ollie vornübergebeugt in seinem Büro, mit Handschellen an das Fußteil seines Schreibtisches gefesselt, während drei seiner Laborkollegen ihn staunend und gaffend umringten.
„Wieder an die Arbeit, Leute!” Der Agent scheuchte die Zuschauer aus dem Büro. „Nur eine Routineangelegenheit.” Er verschloss die Tür. Dann wandte er sich an Cathy und Ollie.
„Ich muss Victor Holland finden. Und ich muss ihn sehr schnell finden.”
„Der Typ klingt wie eine stecken gebliebene Schallplatte”, murmelte Ollie in seinen Bart.
„Wer sind Sie?” fragte Cathy.
„Sam Polowski. Ich arbeite für das Büro in San Francisco.” Er zog seine Dienstmarke hervor und knallte sie auf den Schreibtisch. „Sehen Sie sich das Ding genauer an, wenn Sie wollen.”
„Ah, entschuldigen Sie”, rief Ollie. „Könnte ich vielleicht unter Umständen eine bequemere Haltung einnehmen?”
Polowski ignorierte ihn. Seine Aufmerksamkeit war auf Cathy gerichtet. „Ich brauche Ihnen wohl nicht zu erklären, Miss Weaver, dass Holland in Schwierigkeiten steckt.”
„Und Sie sind eines seiner größten Probleme”, erwiderte sie.
„Darin irren Sie sich.” Polowski näherte sein Gesicht ihrem Gesicht. „Ich bin eine seiner Hoffnungen, vielleicht seine einzige Hoffnung.”
„Sie versuchen, ihn umzubringen.”
„Nicht ich, sondern ein anderer. Jemand, der auch Erfolg haben wird, falls ich ihn nicht aufhalten kann.”
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht dumm! Ich weiß über Sie Bescheid. Was Sie versucht haben …”
„Nicht ich, der andere.” Er griff nach dem Telefon auf dem Schreibtisch. „Hier.” Er streckte ihr den Hörer hin. „Rufen Sie Milo Lum an. Fragen Sie ihn, was heute Morgen in seinem Haus passiert ist. Vielleicht wird er Sie überzeugen, dass ich auf Ihrer Seite bin.”
Cathy starrte den Mann an und fragte sich, welches Spiel er spielte.
„Holland ist allein da draußen”, sagte Polowski. „Ein Mann, der sich gegen die US-Regierung auflehnt. Er ist neu in dem Spiel. Früher oder später wird er etwas Dummes tun. Und das wird das Ende sein.” Er wählte für sie. „Sprechen Sie mit Lum.”
Sie hörte das Telefon dreimal klingeln, gefolgt von Milos „Hallo! Hallo!”.
„Milo?”
„Sind Sie das, Cathy? Himmel, ich habe gehofft, dass Sie mich endlich anrufen …”
„Hören Sie, Milo, ich muss Sie etwas fragen. Es geht um einen Mann namens Polowski.”
„Ich habe ihn kennen gelernt.”
„Wirklich?” Sie blickte hoch und sah Polowski nicken.
„Zu meinem Glück”, sagte Milo. „Der Kerl hat den Charme eines alten Schuhs, aber er hat mir das Leben gerettet. Ich weiß nicht, wovon Gersh geredet hat. Ist Gersh da? Ich muss …”
„Danke, Milo”, murmelte sie. „Vielen Dank.” Sie legte auf.
Polowski sah sie noch immer an.
„In Ordnung”, sagte sie. „Ich möchte alles von Anfang an von Ihrer Seite aus hören.”
„Werden Sie mir helfen?”
„Ich habe mich noch nicht entschlossen.” Sie verschränkte die Arme. „Überzeugen Sie mich.”
Polowski nickte. „Genau das habe ich vor.”
10. KAPITEL
F ür Victor war es ein langer und erbärmlicher Nachmittag. Er wanderte auf dem Campus herum, versuchte, seine Gedanken auf Viratek zu lenken, und beschäftigte sich doch andauernd mit Cathy, während er auf Ollies Rückkehr wartete.
Immer wieder zählte er die Stunden, die Ollie zum San Jose Airport und zurück brauchte. Drei Stunden mussten reichen. Cathy war jetzt schon in der Maschine, unterwegs in wärmere Gefilde.
Wo blieb Ollie?
Bei dem Klang von Schritten wirbelte er herum. Einen Moment traute er seinen Augen nicht, begriff nicht, wieso sie als Silhouette unter dem Torbogen aus Sandstein stand. „Cathy?”
Sie trat auf den Hof heraus. „Victor”, sagte sie leise. Sie ging zuerst langsam auf ihn zu, rannte dann in seine wartenden Arme. Er riss sie hoch, schwenkte sie herum, küsste ihr Haar, ihr Gesicht. Er verstand nicht, warum sie hier war, aber er genoss es.
„Ich weiß nicht, ob ich das Richtige getan habe”, murmelte sie. „Ich hoffe nur, dass es richtig war.”
„Warum bist du zurückgekommen?”
„Ich war nicht sicher … ich bin es noch immer nicht …”
„Cathy, was machst du hier?”
„Du
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