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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kannst das nicht allein durchfechten! Und er kann dir helfen …”
    „Wer kann das?”
    Aus der Dunkelheit kam eine andere Stimme. „Ich kann es.”
    Victor erstarrte, sein Blick zuckte zurück zu dem Torbogen hinter Cathy. Ein Mann kam langsam auf ihn zu. Ein Mann mit einem Körper, der in einer Annonce für Abnehmen unter VORHER gezeigt worden wäre. Er kam zu Victor und pflanzte sich vor ihm auf.
    „Hallo, Holland”, sagte er. „Ich freue mich, dass wir uns endlich kennen lernen. Mein Name ist Sam Polowski.”
    Victor drehte sich um und sah Cathy ungläubig an. „Warum?” fragte er in leisem Zorn. „Sag mir nur das eine. Warum?”
    Sie reagierte, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. Zögernd griff sie nach seinem Arm. Er zuckte zurück.
    „Er will helfen.” In ihrer Stimme schwang Schmerz. „Hör ihn an!”
    „Das hat kaum einen Sinn. Jetzt nicht mehr.” Er fühlte, wie sein Körper unter der Niederlage erschlaffte. Er verstand es nicht, würde es nie verstehen. Es war vorbei, das Weglaufen, das Weitermachen in Angst und Hoffnung. Alles nur, weil Cathy ihn verraten hatte. Er wandte sich beiläufig an Polowski. „Ich nehme an, ich bin verhaftet.”
    „Wohl kaum.” Polowski deutete mit einem Kopfnicken zu dem Torbogen. „Angesichts dessen, dass er meine Waffe hat.”
    „Was?”
    „Hey, Gersh! Hier!” rief Ollie. „Siehst du, ich habe ihn im Visier!”
    Polowski zuckte zusammen. „Himmel, müssen Sie mit dem verdammten Ding winken?”
    „Tut mir Leid”, sagte Ollie.
    „Also, überzeugt Sie das, Holland?” fragte Polowski. „Glauben Sie, ich würde meine Kanone einem Idioten wie ihm übergeben, wenn ich nicht mit Ihnen sprechen wollte?”
    „Er sagt die Wahrheit”, behauptete Cathy. „Er hat Ollie die Waffe gegeben. Er war bereit das Risiko einzugehen, nur um mit dir zusammenzutreffen.”
    „Schlechter Schachzug, Polowski”, sagte Victor bitter. „Ich werde wegen Mordes gesucht, erinnern Sie sich? Industriespionage. Woher wollen Sie wissen, dass ich Sie nicht einfach umlege?”
    „Weil ich weiß, dass Sie unschuldig sind.”
    „Macht das einen Unterschied?”
    „Für mich schon.”
    „Warum?”
    „Sie sind in eine große Sache verstrickt, Holland. Etwas, das Sie bei lebendigem Leib auffressen wird. Etwas, bei dem mein Vorgesetzter sich überschlägt, um mich von dem Fall fern zu halten. Ich mag es nicht, wenn ich von einem Fall abgezogen werde. Es verletzt mein zartes Ego.”
    Die beiden Männer betrachteten einander in der hereinsinkenden Dunkelheit, schätzten einander ein.
    Endlich nickte Victor. Er sah Cathy an, bat stumm um Verzeihung, weil er nicht an sie geglaubt hatte. Als sie dann in seine Arme kam, fühlte er, dass die Welt wieder in Ordnung war.
    Er hörte ein Räuspern, wandte sich um und sah, wie Polowski die Hand ausstreckte. Victor akzeptierte den Handschlag, der sehr leicht sein Verderben sein konnte – oder seine Rettung.
    „Sie haben mich auf eine lange, harte Jagd gelockt”, sagte Polowski. „Ich finde, es ist Zeit, dass wir zusammenarbeiten.”
    „Grundsätzlich”, sagte Ollie, „haben wir es hier lediglich mit unserer schlichten täglichen, unmöglichen Aufgabe zu tun.”
    Sie waren in Polowskis Hotelzimmer versammelt, ein fünfköpfiges Team, das Milo die „älteren, verrückteren Falschspieler” getauft hatte. Auf dem Tisch befanden sich Kartoffelchips, Bier und die Fotos des Viratek-Sicherheitssystems. Es war auch eine Karte des Viratek-Grundstücks vorhanden, vierzig Morgen Gebäude und bewaldetes Gelände, alles von einem elektrischen Zaun umgeben. Sie hatten die Fotos jetzt eine Stunde betrachtet, und die vor ihnen liegende Aufgabe wirkte hoffnungslos.
    Ollie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Selbst wenn diese Tastencodes noch gültig sind, habt ihr es mit dem menschlichen Element zu tun. Zwei Wächter, zwei Positionen. Keine Chance, dass die euch passieren lassen.”
    „Es muss eine Möglichkeit geben”, sagte Polowski. „Kommen Sie, Holland, Sie sind der Eierkopf. Benutzen Sie Ihr kreatives Gehirn.”
    Cathy blickte zu Victor. Während die anderen Ideen gewälzt hatten, war er schweigsam geblieben. Und dabei brachte er den höchsten Einsatz – sein Leben. Es erforderte unglaublichen Mut, eine solche Verzweiflungstat überhaupt in Betracht zu ziehen. Doch er betrachtete die Karte so ruhig, als würde er nichts Gefährlicheres als einen Sonntagsausflug planen.
    Er musste ihren Blick gefühlt haben, da er seinen Arm um sie schlang

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