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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antikorper
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inzwischen mußte das Euthanol seine Wirkung entfalten.
    Die Deckenleuchten warfen störende Schatten. Hughart schaltete eine hellere Neonröhre ein, die unter den Wandschränken angebracht war, und beleuchtete den Objektträger unter dem Teleskop mit einer kleinen Lampe. Er rieb zunächst seine Augen, drehte am Schärferegler und studierte den Blutstropfen.
    Der Hund mußte in diesem Moment in den ewigen Schlaf hinüberdämmern - aber sein Blut war absolut lebendig.
    Außer den üblichen roten und weißen Blutkörperchen und -plättchen entdeckte Hughart winzige Hecken, kleine silberne Objekte ... wie quadratische, glitzernde Kristalle, die sich wie von einem eigenen Willen beseelt bewegten. Wenn es sich dabei um die Erreger einer gefährlichen Infektion handelte, dann ähnelten sie keinem Mikroorganismus, den er kannte. Die metallischen Objekte waren so groß wie Zellen und flitzten so schnell hin und her, daß ihre Umrisse verschwammen.
    »Das ist unglaublich«, sagte er, und seine Stimme klang im klaustrophobisch engen Laborbereich sehr laut. Er sprach oft mit den Tieren oder zu sich selbst, und es hatte ihn bisher noch nie gestört. Doch jetzt wünschte er, nicht allein zu sein; er wünschte, jemand wäre hier, um mit ihm die sensationelle Entdek-kung zu teilen.
    Um was für eine Krankheit oder Infektion konnte es sich nur handeln? Nach den langen Jahren als Veterinärmediziner hätte ihn eigentlich nichts mehr überraschen dürfen. Doch er hatte noch nie etwas gesehen, was dem hier auch nur im entferntesten ähnelte.
    Und er hoffte, daß es nicht ansteckend war.
    Dieses umgebaute Haus war schon seit Jahrzehnten Elli-ott Hugharts Heim, sein Arbeitsplatz, aber jetzt kam es ihm fremd und bedrohlich vor. Falls dieser Hund an irgendeiner unbekannten Krankheit litt, mußte er das Seuchenkontrollzentrum informieren.
    Er wußte, was im Fall einer Tollwutepidemie oder einer anderen Tierseuche zu tun war - aber diese winzigen mikroskopisch kleinen ... Splitter? Sie waren ihm absolut fremd.
     
    Drüben im Operationsraum schwoll der Lärm der Käfig
     
    tiere an. Sie jaulten und bellten. Der alte Mann hörte den Krach, aber er war so von dem fasziniert, was er unter seinem Mikroskop sah, daß er nicht reagierte.
    Hughart rieb sich die Augen, drehte wieder am Regler, bis das Bild verschwamm, und stellte es anschließend wieder auf die ursprüngliche Schärfe ein. Die Maschinen waren noch immer da und flitzten herum, Zellen, die sich aus eigener Kraft bewegten. Er schluckte hart; seine Kehle war trocken und rauh. Was sollte er jetzt tun?
    Dann wurde ihm bewußt, daß das Bellen und Miauen aus den Käfigen im OP-Raum zu einem höllischen Radau angeschwollen war, als hätte sich ein Fuchs in einen Hühnerstall geschlichen.
    Hughart fuhr herum, prallte gegen seinen Metallhocker, kippte ihn um und hüpfte auf einem Fuß, als der Schmerz durch seine Hüfte zuckte. Als er schließlich in den Operationsraum stürzte, sah er, daß sich die gefangenen Tiere gegen die hinteren Gitterstäbe ihrer Käfige preßten, als hätten sie Angst vor etwas, das sich in der Mitte des Raumes befand.
    Er sah nicht einmal zu dem schwarzen Labrador hinüber, da er wußte, daß er inzwischen tot sein mußte - aber dann hörte er das Tapsen von Pfoten auf der glatten Oberfläche rostfreien Stahls.
    Der Hund war auf allen Vieren, schüttelte sich und sprang vom Operationstisch, auf dem er nur einen Blutfleck hinterließ. Am Körper des Tieres war kein Zeichen von Schaden oder Verwundung. Der Hund zitterte förmlich vor Energie.
    Hughart war vor Schock wie gelähmt. Er konnte nicht fassen, daß der Hund nicht nur das Bewußtsein zurück erlangt hatte — trotz seiner schweren Verletzungen und dem Gift - sondern auch vom Tisch gesprungen war. Dies war so unglaublich wie die herumflitzenden Erreger in der Blutprobe.
    Er hielt den Atem an und ging auf den Hund zu. »Schön brav, Hundchen, laß mich mal nachsehen.« Der Hund begann ihn anzubellen, zitternd, und wich zurück.

10 Ruine der DyMar-Laboratorien, Portland, Oregon Dienstag, 16:50 Uhr
    Kurz vor Sonnenuntergang wurde in den Bergen über Portland ein Streifen hellblauen Himmels sichtbar, ein seltener Anblick. Mulder kniff die Augen zusammen und wünschte, eine Sonnenbrille mitgenommen zu haben, während er den Mietwagen die steile Auffahrt zu den Ruinen der DyMar-Laboratorien hinaufsteuerte.
    Das Mauerwerk der Forschungseinrichtung war größtenteils intakt, doch alles Brennbare hatte das Feuer

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