Akte X
Syracuse, New York, hatte sich Techniken patentieren lassen, die eine Speicherung und Verarbeitung von Daten in Würfeln aus Bakteriorhodopsm ermöglichten, einem genetisch veränderten Protein. Zu viele Leute arbeiten an zu vielen verschiedenen Aspekten des Problems. David hatte recht - niemand konnte die Entdeckung der Nanotechnologie rückgängig machen.
Aber Dorman wußte, daß es Leute in der Regierung gab, die genau das vorhatten. Und trotz aller Vereinbarungen und stillschweigenden Abmachungen hatten sie Dorman keine Zeit zur Flucht gelassen, obwohl sie es versprochen hatten.
Als Kennessy zum Telefon stürzte, um seine Frau vor dem Überfall und der Gefahr, in der sie schwebte, zu warnen, nutzte Dorman die Gelegenheit und suchte nach den ursprünglichen, unveränderten Nanomaschinen, fand aber nur Prototypen, Restbestände und fragwürdige Proben, die mit unterschiedlichsten Ergebnissen - vor ihrem Erfolg mit dem Hund ausprobiert worden waren. Dennoch, die Prototypen hatten funktioniert... bis zu einem gewissen Punkt. Sie hatten ihn gerettet, technisch gesehen zumindest.
Dann hörte Dorman, wie oben im ersten Stock die Fenster splitterten, wie die haßerfüllten Stimmen näherkamen — und er wußte, daß er sich beeilen mußte.
Diese Prototypen waren seine letzte Hoffnung. Die Labortiere waren überlebensfähig gewesen, oder nicht? Dem Hund ging es gut, er war völlig gesund. Was für eine Wahl hatte er jetzt noch? Dennoch zögerte er einen Moment lang, von Furcht und Unsicherheit gelähmt — wenn er es tat, konnte er es nicht mehr rückgängig machen. Er konnte nicht einfach in die nächste Apotheke spazieren und sich das Gegenmittel holen.
Aber dann dachte er an diese Männer, die ihn verraten hatten, die ihn töten und so all ihre Probleme lösen wollten, und er spürte neue Entschlossenheit in sich aufsteigen.
Nachdem Dorman das Aktivierungshormon und die autoregenerative Trägerflüssigkeit hinzugefügt hatte, sollten sich die mikroskopisch kleinen Maschinen anpassen und ihr Programm neu starten.
Er hörte, wie in der Lobby mit dumpfem Knall ein Molo-tow-Cocktail explodierte, dann das Geräusch rennender Füße. Professionell klingende, gedämpfte Stimmen im Inneren der Laboratorien - ein Kontrast zu den Sprechchören der bestellten Demonstranten draußen.
Schnell und leise setzte Dorman die Spritze an und drückte ab, kurz bevor David Kennessy auf ihn zukam. Der Leiter der Forschungseinrichtung DyMar sah jetzt doch verängstigt aus, und das aus gutem Grund.
Vier Kugeln trafen ihn in die Brust und schmetterten ihn rücklings gegen die Labortische. Dann ging das DyMar-Gebäude viel schneller in Flammen auf, als Jeremy Dorman erwartet hatte.
Er versuchte zu fliehen, aber als er losstürmte, brausten bereits die Flammen heran, setzten die Wände in Brand und schlössen ihn ein. Die Druckwelle einer weiteren schweren Explosion schleuderte ihn gegen eine der Kellerwände aus Beton. Die Treppe verwandelte sich in eine Feuerrutsche, und die Hitze verschmorte seine Haut. Er sah, wie sie Blasen warf und sich schwärzte. Dorman schrie seine Wut über den Verrat hinaus...
Dann erwachte er schreiend unter der Brücke. Die Echos seiner Schreie hallten über den Fluß und verfingen sich unter der Brückenkonstruktion.
Dorman rappelte sich auf. Seine Augen brauchten einen
Moment, um sich an das Licht der Straßenlaternen und des Mondes zu gewöhnen, der halb hinter den Wolken verborgen war. Sein Körper zuckte und wurde von Krämpfen geschüttelt. Er spürte, wie sich die Geschwülste in ihm wanden, wie sie sich bewegten wie eigenständige Lebewesen.
Dorman biß die Zähne zusammen, drückte die Ellbogen gegen die Rippen und kämpfte gegen die Krämpfe an. Er atmete schnaufend durch die Nase. Die Luft war kalt und metallisch, gesäuert von der Erinnerung an brennendes Blut.
Während er schwankend auf die Beine kam, fiel sein Blick auf das Felsufer, wo er so unruhig geschlafen hatte. Dort sah er die Kadaver von vier Tauben liegen, mit ausgebreiteten Flügeln, gesträubtem Gefieder und glasigen grauen Augen. Ihre Schnäbel waren aufgerissen, und von ihren Zungen tropfte Blut.
Dorman starrte die toten Vögel an, und ihm drehte sich der Magen um. Er wußte nicht, was sein Körper getan hatte, als er während seiner Alpträume die Kontrolle verloren hatte. Nur die Tauben wußten es.
Eine letzte graue Feder schwebte lautlos zu Boden.
Dorman stolperte davon und kletterte die Böschung zur Straße
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