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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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wird, bis ein neues Archäologenteam eintrifft, um weitere Objekte zu entfernen.«
Carlos Barreios Gesicht verfinsterte sich. »Um genau zu sein, wollen sie Quintana Roo seines Schatzes berauben und ihn aus dem Land fortbringen, in das er gehört.« Aguilar hoffte, der Polizeichef würde sich nicht zu sehr erhitzen und einen seiner endlosen politischen Vorträge halten.
»Ja, aber wir werden vorher retten, was wir können, nicht wahr?« sagte Aguilar lächelnd. »Und natürlich sind Sie, Exzellenz Salida, einer der angesehensten Bewahrer unserer Kultur.«
Fernando Victorio Aguilar war auf den Straßen von Merida aufgewachsen. Seine Mutter, eine Prostituierte, hatte ihm schon früh das Stehlen beigebracht, so daß die Familie ein relativ sorgloses Leben führen konnten. Doch er hatte bald gelernt, daß Diebstahl Diebstahl blieb, ob er nun ein Stück Obst oder einen Mercedes-Benz stahl. Nach seiner Philosophie, so hatte er eines Abends bei einer Flasche Mescal lachend gesagt, sollte man, wenn man es schon auf Mangos abgesehen hatte, lieber gleich die Diamantuhr eines Touristen stehlen und sich von dem Geld ein Leben lang mit Mangos versorgen. Diebstahl war Diebstahl. Warum also nicht gleich das Beste nehmen?
Trotz seiner Herkunft hatte das Stehlen bei Aguilar immer ein gewisses Unbehagen zurückgelassen. Einen Anflug von Schuldgefühl konnte er nicht abschütteln, wenn er in den Gesichtern der Touristen, die er ausraubte, oder der Ladenbesitzer, die er überfiel, den Zorn, die Verzweiflung und die Angst sah.
Dann allerdings hatte Aguilar zu seinem Entzücken entdeckt, daß das Stehlen kostbarer historischer Schätze eine ganz andere Sache war. Hier nahm er Leuten etwas fort, denen es egal war, Leuten, die schon lange tot waren. Zudem brachte diese Sache sehr viel mehr Geld ein, und sie war auch nicht so riskant wie ein Raubüberfall auf einen Touristen in Cancuen. Natürlich nur, wenn nicht gerade ein lästiges Archäologenteam zur falschen Zeit am falschen Ort war...
Als Xavier Salida ein Gebot für das Relikt abgab, war sein erster Preis bereits weit höher, als Aguilar zu hoffen gewagt hatte. Carlos Barreio konnte sich kaum zurückhalten und pumpte hektisch Luft durch seine bräunlichen, schlecht rasierten Wangen, doch Aguilar schaffte es, den Preis noch einmal um fünfzehn Prozent hochzutreiben.
Nach dem Handel führte sie der Wächter wieder zu dem geparkten Streifenwagen hinaus. Alle Beteiligten waren höchst zufrieden. Das Gesicht des Drogenbosses hatte sich sichtlich aufgehellt, nachdem er sein neues objet d’art erworben hatte, während Aguilar und Barreio mehr als glücklich mit dem erzielten Preis waren.
Der Polizeichef steuerte seinen Streifenwagen wieder durch das gußeiserne Tor hinaus und die lange Kiesauffahrt hinunter. Als sie die unbefestigte Straße am Fuß des Berges erreichten, forderte Aguilar Barreio auf, den Wagen anzuhalten. Er drehte sich zu seinem jungen Gehilfen auf dem Rücksitz um.
»Du steigst hier aus, Pepe. Ich möchte, daß du sofort nach Xitaclan zurückkehrst. Du hast gesehen, wieviel Geld wir für dieses eine Stück bekommen haben. Es muß noch mehr davon geben... Ich traue niemandem außer dir. Sieh zu, was du in den Ruinen finden kannst – und beeil dich.«
Pepe kletterte zögernd aus dem Fond und langte unter den Sitz nach der alten Machete, die er meistens bei sich trug. »Aber... soll ich denn zu Fuß hingehen?«
Aguilar sah ihn finster an. »Du kannst innerhalb eines Tages da sein. Oder in zwei Tagen, wenn du langsam gehst. Fahr unterwegs ein Stück per Anhalter, aber beeil dich! Oder hast du Angst? Mann, da steckt ein dicker Bonus für dich drin.«
Pepe schluckte schwer und schüttelte dann den Kopf. »Ich werde tun, was Sie verlangen, Señor Aguilar.«
»Du weißt ja, wo du mich findest.« Aguilar griff in seine Reisetasche und zog einen Packen Geldscheine hervor. »Hier, das ist für deine Familie – du wirst noch viel mehr bekommen, aber du solltest es nicht immer alles bei dir tragen, wenn du allein bist. Grüß deine liebe Mutter und deine Schwestern von mir. Vielleicht komme ich sie bald wieder besuchen.«
Stammelnd beteuerte Pepe seine unverbrüchliche Treue und verschwand dann im Dschungel neben der Straße. Aguilar stülpte sich seinen Ozelot-Schlapphut auf den Schädel, löste dann seinen Pferdeschwanz und schüttelte sein offenes Haar. Zutiefst befriedigt sprang er wieder auf den Beifahrersitz des Streifenwagens. Die Welt lag ihm zu Füßen... und vielleicht

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