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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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der Aufschrift »Nur Notausgang« und löste einen Feueralarm aus. Während die Sirenen durch den Raum kreischten, zerrte die Lehrerin den heulenden Jungen eilends davon. Die anderen Kinder scharten sich wie verängstigte Küken um sie, als ein Museumswächter mit finsterer Miene im Laufschritt näherkam.
»Manchmal denke ich, es wäre für einen alten Archäologen friedlicher, wieder draußen auf dem Feld zu sein«, sagte Vladimir Rubicon kaum hörbar und spielte mit der Brille, die um seinen Hals hing. Er zwang sich zu einem Lächeln und sah zuerst Scully und dann Mulder an. »Also, wann brechen wir auf? Wie schnell können wir in Xitaclan sein? Ich brenne darauf, meine Tochter zu finden.«
»Wir?« Scully riß die Augen auf.
Mulder legte eine Hand auf ihren Arm. »Ich habe das bereits genehmigen lassen, Scully. Er ist sowohl mit den geographischen Verhältnissen als auch mit Cassandras Arbeitsgebiet vertraut. Er kennt sich mit Maya-Ruinen so gut aus wie der beste Führer, den wir finden könnten.«
»Ich habe einige Ersparnisse. Ich werde meinen Flug selbst bezahlen.« Ein verzweifelter Ausdruck huschte über Rubicons Züge. »Können Sie eigentlich nachfühlen, was ich seit Cassandras Verschwinden durchgemacht habe... nicht zu wissen, ob sie am Leben oder tot ist und wo sie sein könnte?«
Mulder sah Scully eindringlich an. Sie erwiderte seinen Blick, und plötzlich wurde ihr klar, wie sehr sich ihr Partner mit dem alten Mann und seiner Suche nach der verschwundenen Tochter identifizieren mußte. Vor vielen Jahren hatte auch Mulder jemanden verloren, der ihm sehr nahe stand...
Mulder schluckte. »Ja, Dr. Rubicon«, sagte er behutsam. »Sie werden es mir vielleicht nicht glauben, aber ich kann genau verstehen, was Sie durchmachen.«

6
    Internationaler Flughafen Miami, Florida
Donnerstag, 13. 49 Uhr
    Vladimir Rubicon beteuerte immer wieder, es würde ihm gar nichts ausmachen, wirklich überhaupt nichts, den Mittelplatz zwischen Mulder und Scully einzunehmen. Obwohl er von langer, schlaksiger Gestalt war, schien er darin geübt zu sein, sich so zusammenzufalten, daß er mit wenig Platz auskam. Wahrscheinlich liegt es daran, dachte Mulder, daß er sein halbes Leben damit zugebracht hat, sich durch enge Öffnungen zu zwängen, in überfüllten Zelten zu schlafen oder sich im Regen unter Bäumen zusammenzukauern.
    Während die Passagiere das Flugzeug bestiegen, setzte sich Mulder wie üblich auf den Fensterplatz, in der Hoffnung, draußen einen Blick auf etwas Interessantes zu erhaschen. Er musterte die Reihen der anderen Fluggäste in der Chartermaschine und sah reihenweise bläulichweiß schimmernde Haare und Jacketts, die schon so lange aus der Mode waren, daß sie höchstwahrscheinlich morgen schon wieder der letzte Schrei sein würden.
    Doch statt nervös und still auf ihren Plätzen zu sitzen wie zu Beginn eines Gottesdienstes, benahm sich diese Gruppe von Rentnern so ausgelassen wie Kinder in einem Schulbus. Jeder von ihnen trug eine selbstklebende Plakette mit der Aufschrift: »Hi! Mein Name ist ____________«.
    Mulder ging all die Fälle durch, die er zusammen mit seiner Partnerin bearbeitet hatte, beugte sich hinüber zu ihrem Sitz am Gang und meinte leise: »Scully, ich kann mich nicht erinnern, je mit einer so beängstigenden Situation konfrontiert gewesen zu sein... ein gecharterter Seniorenflug nach Cancuen!« Er schnallte sich an und machte sich auf eine turbulente Reise gefaßt.
    Nachdem sie gestartet waren, führte der Flug sie fort vom klaren, sonnigen Himmel Floridas, über die Keys hinweg und dann nach Südwesten über die Karibik dem wolkenverhangenen Horizont von Yucatan entgegen. Scully nutzte einen Moment der Stille, um sich zu entspannen, lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    Mulder lächelte versonnen und dachte an ihren allerersten Fall zurück, als sie nach Oregon geflogen waren, um die rätselhaften Tode einiger High-SchoolSchüler zu untersuchen, die nach Mulders Überzeugung von Außerirdischen entführt worden waren. Während des Fluges war ihre Maschine ins Schlingern geraten und hatte an Höhe verloren. Damals hatte sich Scully an die Armlehnen ihres Sitzes geklammert, während er gelassen und ruhig geblieben war.
    Eingeklemmt auf den schmaleren Mittelsitz schob sich Vladimir Rubicon seine Halbbrille auf die Nase und studierte blinzelnd seinen Notizblock. Er notierte sich Namen, Orte und Personen, an die er sich von früheren Expeditionen erinnerte. »Es ist schon lange her,

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