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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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aufs andere, hängte sein Gewehr über die andere Schulter und ließ schließlich das gußeiserne Tor nach innen aufschwingen, so daß Barreio passieren konnte.
    Der Polizeichef parkte den Wagen auf dem breiten, mit Steinplatten gepflasterten Kreisel im Inneren der Einfriedung. Hunde bellten und heulten in ihren Zwingern: Salida hielt sich ein halbes Dutzend reinrassiger Dobermänner, die er bei Bedarf zur Einschüchterung einsetzte. Importierte Pfauen stolzierten über das Gelände und sammelten sich in der Nähe des kühlen Dunsts einer hohen Fontäne, die in die schwüle Luft aufstieg.
    Aguilar wandte sich dem Fahrer und seinem Assistenten auf dem Rücksitz zu. »Dies ist ein kompliziertes Geschäft, also überlaßt mir das Reden. Wenn wir Salida gegenüberstehen, werde ich die Verhandlungen führen. Da es sich um ein seltenes und ungewöhnliches Objekt handelt, haben wir keine Möglichkeit, seinen wahren Wert zu ermessen.«
    »Holen Sie so viel raus wie möglich«, knurrte Barreio. »Waffen kosten Geld, und die Liberacion Quintaner Roo braucht sie dringend.«
    »Ja, ja, Sie und Ihre kostbaren Revoluzzer.« Aguilar strich die Vorderseite seiner Khakiweste glatt und rückte seinen gefleckten Hut zurecht, wobei er darauf achtete, daß sein langes, schwarzes Haar säuberlich in einem Pferdeschwanz zusammengebunden blieb. Dann blickte er auf zu der weiträumigen, weiß verputzten Fassade der aus Adobeziegeln erbauten Villa.
    Es hatte eine Menge Mühe gekostet, die Werke der Maya aus Xitaclan unter den wachsamen Augen des amerikanischen Archäologenteams herauszuschmuggeln – doch nun war die Sache erledigt. Die Ausländer würden keine Schwierigkeiten mehr machen. Die Kostbarkeit auf dem Rücksitz war eines der letzten großen Stücke, die aus der Pyramide herausgeschafft worden waren, aus der »Kammer der Wunder«, wie sie der Indio mit ehrfürchtiger Stimme genannt hatte... kurz bevor er wieder im Dschungel verschwunden war, ohne je zu verraten, wo genau er den Schatz entdeckt hatte.
    Und jetzt hatten Aguilars Leute Xitaclan wieder fest in der Hand, konnten es in Ruhe erkunden... und ausbeuten. Nun war endlich die Zeit gekommen, um die Früchte all ihrer Anstrengungen zu ernten.
    Aguilar und Barreio stiegen aus dem Wagen, während Pepe die Kiste mit dem Schatz vom Rücksitz zerrte und unter der sperrigen Last unbeholfen taumelte. Der mysteriöse Gegenstand war trotz seiner Größe überraschend leicht, doch der junge Mann war schmächtig, aber weder Aguilar noch Barreio dachten auch nur daran, ihre Hilfe anzubieten.
    Sämtliche Balkone im zweiten Stock des Hauses waren mit Blumen bepflanzt, farbigen Kaskaden, die sich zwischen den Geländern und über die leuchtend weiße Lehmziegelfassade ergossen. Auf einem der kleineren Balkone schaukelte eine Hängematte in der leichten Brise, leere Korbsessel standen auf einem anderen.
    Ein Wachmann an der Tür trat vor und hielt das Gewehr über seiner Schulter demonstrativ nach vorne. »Hola!« grüßte Aguilar und zeigte sein einstudiertes Lächeln. »Wir sind hier, um mit Exzellenz Salida zu sprechen.«
    »Er hat heute keinen guten Tag«, entgegnete die Wache finster. »Wenn Sie ihn sehen wollen, gehen Sie ein ganz schönes Risiko ein.«
    »Er wird uns empfangen!« Aguilar lächelte erneut. »Wenn Sie wollen, daß dieser Tag für ihn besser wird... dann werden Sie ihn sehen lassen, was wir ihm mitgebracht haben, nicht wahr?«
    Der Wächter betrachtete die Kiste und versteifte sich in instinktivem Argwohn. Aguilar kam der Frage des Mannes zuvor: »Ein weiterer kostbarer Fund für Ihren Meister. Noch atemberaubender als die Statue der gefiederten Schlange, die wir neulich geliefert haben. Und Sie wissen ja, wie sehr er diese Skulptur zu schätzen wußte.«
    Draußen auf dem Hof erhob einer der Pfauenhähne sein lautes Gezeter, ein rauhes Glucksen, das alle anderen Geräusche der Umgegend für einen Moment übertönte. Aguilar blickte sich um und sah, wie der große Vogel seinen erstaunlichen Schwanzfächer ausbreitete. Er hockte auf einer hohen Stele, einer Steinsäule, die ringsum mit Maya-Glyphen ziseliert war, in deren Mitte ein blutrünstig blickender Jaguarkopf prangte. Die Stele war drei Meter hoch und wog etliche Tonnen. Sie hatte sich leicht geneigt, obwohl Salidas Landschaftsgärtner sie fest im Boden verankert hatten. Dutzende schwitzender Arbeiter hatten sich stundenlang abgemüht, um das Kunstwerk unbemerkt die Kiesstraße hoch in den eingefriedeten Hof des

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