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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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das Lager abbrachen, bemerkte Mulder, daß seine Uhr stehengeblieben war. Sein erster Gedanke war, daß irgendwann in der Nacht ein unbemerkter Besuch von Außerirdischen stattgefunden haben mußte... doch dann wurde ihm klar, daß die blockierten Uhrzeiger wohl eher auf den Dreck des Dschungels als auf irgendwelche extraterrestrischen Phänomene zurückzuführen waren.
    Er schälte sich aus der äußeren Schicht nasser, schmutziger Kleidung und zog einen neuen Satz hervor, der im Laufe dieser Tageswanderung ebenso dreckig werden würde. Mulder beschloß, sein New York KnicksT-Shirt mit dem zerrissenen Ärmel anzuziehen, da es keine Rolle spielte, wenn es noch fleckiger und abgerissener wurde. Währenddessen kam Scully aus ihrem Zelt gekrabbelt und schlug träge nach stechenden Insekten, die Augenlider schwer und noch halb geschlossen.
    »Guten Morgen, Sonnenschein«, griente Mulder. »Erinnern Sie mich daran, daß ich mich in die Archivabteilung versetzen lassen«, nuschelte sie gähnend und streckte sich. »Die Leute da haben wenigstens ein sauberes, trockenes Büro und einen SandwichAutomaten im Flur.«
    Sie nahm einen Schluck aus ihrer Feldflasche, ließ dann etwas Wasser auf ihre Handfläche tropfen, spritzte es sich ins Gesicht und rieb es sich über die Augen. Sie massierte ihre Lider, bis ihr Blick wieder klar wurde, und wedelte – nun wesentlich energischer – mit der Hand durch einen Schwarm Moskitos über ihrem Kopf. »Ich habe bisher nie richtig zu schätzen gewußt, wie wunderbar ein insektenfreier Arbeitsplatz ist.«
    Fernando Aguilar stand vor einem Baum und starrte in einen kleinen Rasierspiegel, wobei er ein zusammenklappbares Rasiermesser in der Hand hielt. Sein Ozelotfellhut baumelte eine Armeslänge entfernt an einem abgebrochenen Ast. Nach einer Weile drehte er sich um und grinste sie mit eingeseiften Wangen an. »Buenos dias, amigos«, sagte er und fuhr dann fort, mit der Klinge über seine Wangen zu schaben, die Augen vor Genuß halb geschlossen. »Es geht doch nichts über eine gute Rasur am Morgen, eh? Erst dann fühlt man sich frisch und fit für den Tag!«
    Mit der Präzision eines professionellen Messerwerfers schnippte er die seifigen Bartstoppeln vom Ende des Rasiermessers und bedeckte einige Farnblätter mit weißen Sprenkeln. »Mein Geheimnis, Señor Mulder: Ich mische meine Rasierseife mit Insektenabwehrmittel. Es scheint zu helfen.«
    »Vielleicht versuche ich das auch mal«, meinte Mulder und rieb sich das kratzende Kinn. »Wo ist hier die nächste Dusche?«
    Aguilar lachte – es war ein lautes, hohes Kichern, das Mulder an die keifenden Schreie der Brüllaffen erinnerte, die er während der Nacht gehört hatte.
    Die einheimischen Helfer schlugen die Zelte ab, rollten Kleidungsstücke und Vorräte in Seesäcke ein und falteten sie zu kompakten Paketen zusammen. Sie bewegten sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und hatten im Nu alles für den Abmarsch gepackt.
    Vladimir Rubicon marschierte ungeduldig hin und her, während er an einer kleinen Tüte Rosinen kaute. »Sollten wir uns nicht allmählich auf den Weg machen?« Mulder sah, daß die hellblauen Augen des Archäologen blutunterlaufen waren, und er ahnte, daß Rubicon nicht gut geschlafen hatte, obwohl er an die äußeren Bedingungen gewöhnt war.
    Aguilar beendete seine Rasur und wischte sich das nunmehr spiegelblanke Gesicht mit einem großen Tuch ab, das er anschließend in seine Tasche stopfte. Prahlerisch wirbelte er seinen Ozelothut auf dem Zeigefinger herum und setzte ihn sich dann mit einem eleganten Schwung auf den Kopf. »Sie haben recht, Señor Rubicon – wir sollten uns aufmachen, um Ihre Tochter zu finden. Es ist noch ein langer Marsch, aber wenn wir ein gutes Tempo vorlegen, können wir Xitaclan morgen vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.«
    Sie machten sich wieder auf den Weg durch den gnadenlosen Dschungel. Die stillen, ernsten Einheimischen gingen voraus und bahnten den Weg mit ihren Macheten, unmittelbar gefolgt von Aguilar, der die Richtung angab. Ein Schwarm Schmetterlinge, eine Wolke bunter Farben und flatternder Flügel, stieg von einem Tümpel neben einem umgestürzten Baum auf. Sie erinnerten an eine Gischt aus Edelsteinen, die von Sonne umschmeichelt durch die Luft spritzt. Nur die zahllosen bunten Orchideen, mit denen die Bäume ringsum gesprenkelt waren, leuchteten ebenso prächtig und strahlten mit ihnen um die Wette.
    Schlangen hangelten sich von Ästen herab und musterten sie mit kalten

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