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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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Tezcatlipoca, dessen Lebensziel es war, Zwietracht zu säen.« Rubicon schob sich seine Brille auf die Nase, obwohl sie im strömenden Dschungelregen völlig nutzlos war. Es schien seine Gewohnheit zu sein, ein unvermeidlicher Reflex, wann immer er eine Geschichte erzählte. »Tezcatlipoca kam einmal, als gutaussehender Mann getarnt, zu einem wichtigen Fest und zog die Aufmerksamkeit auf sich, indem er tanzte und ein magisches Lied sang. Die Leute waren so gebannt, daß eine Vielzahl von ihnen begann, seinen Tanz nachzuahmen – äh, so ähnlich wie beim Rattenfänger. Er führte sie alle auf eine Brücke, die unter ihrem Gewicht zusammenbrach. Viele Menschen wurden in den Fluß tief unten in der Schlucht geschleudert, wo sie sich in Steine verwandelten.«
Rubicon grinste. »In einer anderen Stadt erschien Tezcatlipoca mit einer Puppe, die durch Zauberei auf seiner Hand tanzte. In ihrem Staunen über dieses Wunder drängten sich die Leute so nahe heran, daß viele von ihnen erstickten. Daraufhin gab Tezcatlipoca vor, über seine Tat zutiefst bestürzt zu sein, und bestand darauf, zu Tode gesteinigt zu werden. Und so geschah es... Doch als Tezcatlipocas Leichnam verweste, ging ein so fürchterlicher Gestank von ihm aus, daß erneut viele Menschen starben. Schließlich gelang es einer Reihe tapferer Helden, in einer heiligen Mission einer nach dem anderen die Leiche aus der Stadt zu schaffen – Sie müssen sich eine Art Staffellauf mit einem stinkenden Kadaver vorstellen –, bis der Ort schließlich von der Plage befreit war.«
Sie marschierten weiter durch den Dschungel. Rubicon hob seine knochigen Schultern. »Das sind ohnehin alles nur Legenden. Es liegt an uns, diesen Geschichten zu lauschen und aus ihnen zu lernen, was wir können. Ich werde Ihnen nicht sagen, was Sie glauben sollen.«
»Alle anderen scheinen das zu tun«, sagte Mulder leise, doch er brachte das Thema der antiken Astronauten an diesem Tag nicht noch einmal zur Sprache.

13
    Das Pentagon,
Arlington, Virginia Samstag, 13.03 Uhr
    Als er durch den Korridor im Ostflügel des Pentagons schritt, fiel Major Willis Jakes in seine übliche Routine, Orientierungspunkte auszumachen und sich seine Route einzuprägen, um unter allen erdenklichen Bedingungen den Rückweg zu finden. Normalerweise würde er sich einen abgebrochenen Baumstamm, einen Felsvorsprung oder eine Schlucht im öden Hochland von Afghanistan merken, würde durch die fiebergärenden Sümpfe Südostasiens marschieren oder sich in den nördlichen Gebirgen des Iran auf kurdischem Territorium befinden. Heute jedoch hatte Major Jakes statt einer Tarnausrüstung oder eines Survivalanzugs seine vollständige militärische Galauniform angelegt, säuberlich gebügelt und nach Waschmittel duftend.
    Trotz der Annehmlichkeiten der Zivilisation fühlte er sich in dieser Aufmachung und an diesem Ort ganz und gar nicht wohl.
    Immerhin erwiesen sich die Flure des Pentagons als eine fast ebenso schwierige Herausforderung wie jede Bergwildnis, da alle Korridore im Inneren des labyrinthähnlichen Hauptquartiers symmetrisch angeordnet und ohne besondere Merkmale waren. Die geometrische Form des riesigen Gebäudes barg die Gefahr, leicht die Orientierung zu verlieren und sich zu verlaufen. Man konnte durch einen vertraut aussehenden Ausgang hinaus auf den Parkplatz treten... nur um festzustellen, daß man sich auf der falschen Seite der gewaltigen Festung befand.
    Für Major Jakes jedoch war dies kein unüberwindliches taktisches Hindernis. Er musterte die endlosen Reihen der Büros: bei den meisten waren die Türen verschlossen, und im Inneren brannte kein Licht. Samstags standen die Büros des Pentagons leer, und die Beamten und das militärische Personal genossen zu Hause das nach ihrer Meinung wohlverdiente Wochenende. Normale Zivilisten arbeiteten ihre regulären Vierzig-Stunden-Wochen, füllten vorschriftsmäßige Formulare aus und reichten sie von Büro zu Büro, um sie mit den ebenso vorschriftsmäßigen Stempeln, Unterschriften und Aktenkopien versehen zu lassen.
    Doch für einen Berufsoffizier wie Major Willis Jakes hatten die Arbeitszeiten der Zivilisten keine Bedeutung. Er betätigte keine Stechuhren, wenn er an die Arbeit ging. Seine Dienste standen auf Abruf zur Verfügung, den ganzen Tag über, das ganze Jahr über – wann immer die Pflicht ihn rief. Zeit für Urlaub und Entspannung nahm er sich, wenn es die Umstände erlaubten... Und er hätte es auch gar nicht anders haben wollen.
    Die

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