Akte X
Augen funkelten hinter seinen Brillengläsern. »Vergiftung?«
Die anderen Agenten rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her und begannen leise zu murmeln. Skinner warf einen kurzen Blick auf den Untersuchungsbericht.
»Sie werden nichts darüber im Autopsiebericht der Navy-Pathologin finden«, bemerkte Mulder. »Was wollen Sie damit sagen, Agent Mulder?« Die Aussicht auf eine weitere offene Frage ließ Skinners Stimme ungehalten klingen.
»Daß der Autopsiebericht unvollständig ist. Daß die toxikologischen Untersuchungsergebnisse vom Militär unter Verschluß gehalten werden.«
Skinner griff den Vorwurf unverzüglich auf. »Und warum sollten die so etwas tun?« »Weil sie wissen, wo Scully ist«, erwiderte Mulder leise und beherrscht. Er wußte, daß die bloße Behauptung an sich schon unglaubwürdig genug klang, auch ohne daß er die Stimme hob.
Der Agent mit dem fleischigen Gesicht starrte ihn an. Seine angewiderte Miene verriet deutlich, was er von Mulders Anschuldigung hielt. »Warum sind Sie nur so verdammt paranoid, Agent Mulder?« platzte es aus ihm heraus.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Mulder bissig. »Ich schätze, es fällt mir einfach nur schwer, irgend jemandem zu vertrauen.«
Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Büro, ohne sich noch einmal umzusehen. Sein plötzlicher Abgang ließ die Agenten schweigend und verblüfft zurück, alle außer Skinner, der sich dem Cigarette Smoking Man zuwandte und ihn scharf musterte.
Der Mann mit dem zerfurchten Gesicht erwiderte den Blick ungerührt, während er eine scheinbar endlose Rauchwolke ausatmete, aber keiner von beiden sagte ein Wort.
7 FBI-Zentrale Büro der Untersuchungskommission für interne Angelegenheiten
Mulders Wut und Hilflosigkeit zeigten sich in der Art, wie er die Schultern hängen ließ und den Kopf vorstreckte, als er sich der Tür zum Büro der Untersuchungskommission näherte. Er blieb davor stehen, zögerte kurz und ging dann weiter. Am Ende des Flurs entdeckte er Krycek, der ihm entgegenkam. Er beschleunigte seine Schritte.
»Ich brauche Ihre Autoschlüssel«, erklärte er, als er Krycek erreicht hatte.
Krycek wich einen Schritt zurück. »Wozu? Wo wollen Sie hin?«
»Ich muß jemanden aufsuchen«, erwiderte Mulder einsilbig.
Krycek warf einen prüfenden Blick über Mulders Schulter hinweg in den Korridor. »Aber wir haben einen Termin bei der Untersuchungskommission um...«
»Geben Sie mir einfach die Schlüssel«, unterbrach ihn Mulder unfreundlich und hielt die Hand auf.
Einen Moment lang schien Krycek protestieren zu wollen, doch dann sah er Mulders vor Müdigkeit rotgeäderte Augen. Er zuckte die Achseln, zog den Wagenschlüssel aus der Jackentasche und ließ ihn in Mulders geöffnete Hand fallen.
Mulder bedankte sich nicht einmal. Er schob sich an Krycek vorbei und ließ ihn ohne ein weiteres Wort einfach stehen. Krycek drehte sich langsam um und schaute ihm nach.
8 Russel Senate Office Building Washington, D.C. 11:45 Uhr
Das Treppenhaus war alt und dunkel. Mulder stieg langsam die Stufen empor, tief in seine düsteren Gedanken versunken. Er registrierte ein verblaßtes Schild, auf dem die Büros in der Etage aufgeführt waren, die er gerade betrat. Eins dieser Büros gehörte Senator Richard Matheson. Mulder blieb vor der Tür stehen und streckte die Hand nach der Klinke aus.
»Der Senator kann jetzt nichts für Sie tun«, ertönte eine Stimme von oberhalb der Treppe.
Mulder hob den Kopf und starrte zum nächsten Treppenabsatz empor, der im Dunklen lag. Zuerst tauchte ein Paar auf Hochglanz polierter Schuhe aus der Dunkelheit auf, dann eine teure Wollhose. Die Gestalt stieg Stufe um Stufe hinab, bis Mulder das dunkle bärtige Gesicht des Mannes erkannte, den er nur X nannte. X blieb einige Stufen über ihm stehen und sah schweigend auf ihn herab.
»Was soll das heißen?« fragte Mulder.
»Jedenfalls nicht, ohne politischen Selbstmord zu begehen.«
»Warum? Haben die irgend etwas gegen ihn in der Hand?«
»Die haben gegen jeden irgend etwas in der Hand, Mr. Mulder«, erwiderte X. Seine Stimme klang distanziert, mitfühlend und resigniert. »Die Frage ist nur, wann sie dieses Wissen nutzen.« Mulder schob einen Fuß auf die nächste Stufe. »Ich brauche Hilfe...«
X hob eine Hand. »Niemand kann Ihnen jetzt helfen. Ihre Kanäle für Hilfeersuche und Beschwerden sind geschlossen.«
Mulder spürte, wie sich seine Kiefermuskeln verhärteten. Er steckte in einer
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