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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
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verstehen konnte. »Das ist es, was die am meisten fürchten...«
    Diesmal war es Mulder, der vor Überraschung stumm und reglos blieb. Er starrte Skinner an, der seinen Blick jedoch nicht erwiderte. Nach einer Weile drehte sich Mulder langsam um und verließ das Büro. Skinner hob nur den Kopf und blickte ihm mit undurchdringlicher Miene hinterher, schweigend und rätselhaft.

10 Paul Brown Plaza Washington, D.C.
    Für eine Stadt, die für ihr furchtbares Wetter so berüchtigt ist wie Washington, war es ein herrlicher Tag. Weiße flauschige Wolken zogen über einen blauen Himmel, und die Sonne schien strahlend auf die geschäftigen Menschenmassen herab.
    Hohe Ahornbäume in Betonkästen raschelten leise in einem frischen Wind, der die silbriggrünen Unterseiten ihrer Blätter aufblitzen ließ. Der geräumige Platz war in mehreren Ebenen und Terrassen gestaltet und wurde auf der Rückseite von einem langgezogenen künstlichen Wasserfall begrenzt. Das Rauschen des Wassers dämpfte den fernen Verkehrslärm.
    Mulder schleppte sich müde durch die Menschenmenge, die Hände tief in den Taschen vergraben. Der Wind zerzauste sein Haar, aber er bemerkte es nicht.
    Er stieg eine Reihe weit ausladender Stufen hinauf und setzte sich auf eine Betonbank neben einem schwarzen schmiedeeisernen Geländer. Obwohl er abseits des allgemeinen Trubels saß, strahlte seine ganze Haltung eine so tiefe Mutlosigkeit aus, daß einige der Passanten ihm mitleidige Blicke zuwarfen. Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen, ohne die Menschen um sich herum wahrzunehmen.
    Nach einer Weile griff er in die Jackentasche und zog das kleine Kreuz an der goldenen Kette hervor. Er ließ es von seinen Fingern herabbaumeln. Die Sonne zauberte winzige goldene Lichtblitze auf dem glänzenden Metall hervor, die über Mulders erschöpftes Gesicht tanzten. Er starrte das Kreuz lange an, während er vor sich hingrübelte.
    »Agent Mulder?«
    Er fuhr erschrocken zusammen. Wieder überkam ihn das unheimliche Gefühl, Scullys Stimme gehört zu haben, aber als er den Kopf hob, sah er, daß es Scullys Mutter Margaret war, die sich ihm näherte. Mulder stand langsam auf. Margaret blieb ein paar Schritte vor ihm stehen und musterte ihn. »Danke, daß Sie mich angerufen haben«, sagte sie.
    »Ich hatte gehofft, Ihnen bessere Nachrichten bringen zu können«, erwiderte er, machte eine unbestimmte Geste und schloß die Hand um das Kreuz und die Kette.
    Margaret Scullys Gesicht veränderte sich. Es fiel übergangslos in sich zusammen, und plötzlich enthüllte das erbarmungslose Sonnenlicht alle Fältchen und Linien, die das Make-up bis jetzt so sorgfältig verborgen hatte. Für Mulder bot sich der Anblick einer Frau, die innerhalb von zehn Sekunden um zehn Jahre alterte. Margarets Stimme verlor ihren sanften Tonfall und wurde rauh und brüchig.
    »Haben Sie noch irgend etwas von Dana gehört? Geht es ihr gut?«
    Mulder ballte die Faust, in der er das Kreuz hielt, fest zusammen. »Wir haben keine neuen Informationen.« Er wußte, daß das keine guten Nachrichten waren, aber als er sah, wie sich Scullys Mutter langsam wieder entspannte, wurde ihm klar, daß es für sie wenigstens keine schlechten waren. Es hatte sich nichts geändert, und deshalb bestand noch Hoffnung, wie schwach sie auch sein mochte.
    Er deutete auf die Bank. Sie setzten sich. Margaret betrachtete sein Gesicht, und er konnte seine eigene Erschöpfung und Kraftlosigkeit in ihren Augen wiederfinden.
     
    »Ich weiß, daß Sie Ihr Möglichstes versucht haben«, flüsterte sie.
    Ihre Worte versetzten seinem Herzen einen Stich und taten ihm gleichzeitig gut. Sie war Scullys Mutter, wie sehr mußte sie unter dem Verlust und der Angst um ihre Tochter leiden? Und trotzdem versuchte sie, ihn zu trösten. Mulder verspürte den Wunsch, ihr etwas von diesem Trost zurückzugeben, aber er wußte nicht, wie. Er konnte sich nicht einmal selbst trösten.
    Margarets Blick wanderte zu dem Wasserfall hinüber. »Ich hatte letzte Nacht wieder diesen Traum... in dem Dana entführt wird. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das erschreckt hat.« Mulder schloß kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. »Es wäre wahrscheinlich noch beängstigender, wenn Sie den Traum nicht mehr hätten.«
     
    Sie wechselten einen Blick, mit dem sie dieses Wissen teilten, und Mulder verspürte das gleiche Gefühl der Verbundenheit mit ihr, das er schon einmal in Scullys

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