Akte X
erwartet?« erkundigte sich Dr. Slaughter.
»Sie haben noch keine toxikologische Untersuchung durchgeführt?« fragte Mulder zurück.
Dr. Slaughter warf einen weiteren Blick auf das Klemmbrett. »Die Ergebnisse müßten in Kürze vorliegen.« Sie trat an das Ende der Bahre, legte das Klemmbrett wieder auf Duane Barrys Brust und wollte die Leiche aus dem Raum schieben.
»Es würde mich interessieren, was Sie dabei herausfinden«, beharrte Mulder.
Die Pathologin blieb stehen und warf ihm einen Blick über die Schulter zu.
»Wann wird der Bericht fertig sein?« wollte Mulder wissen.
»Am späten Vormittag.«
»Könnte ich so schnell wie möglich eine Kopie bekommen?«
Dr. Slaughter schüttelte den Kopf, und ihr Gesicht wurde auf eine merkwürdige Weise noch verschlossener. »Tut mir leid, aber Sie werden sich über die regulären militärischen Kanäle informieren müssen.«
Mulders Augen weiteten sich. »Was meinen Sie damit? Sind Sie nicht vom FBI?«
»Quantico fällt unter militärische Zuständigkeit.« Anscheinend bemerkte die Pathologin, daß Mulder sich mit dieser Auskunft nicht begnügen würde, denn sie fügte hinzu: »Heute morgen stand kein FBI-Pathologe für die Autopsie zur Verfügung.«
Mulder starrte sie an. Dr. Slaughter musterte ihn noch einen Moment lang, dann drehte sie sich um und schob Duane Barrys Leichnam hinaus.
Mulders Unterbewußtsein registrierte, daß die Räder der Bahre dringend geölt werden mußten. Sie quietschten bei jeder Umdrehung, während Duane seine letzte Reise in die Dunkelheit antrat.
6 FBI-Zentrale Büro von Assistant Director Skinner 10:36 Uhr
Mulder betrachtete die Rauchschwaden, die träge zur Zimmerdecke hinaufzogen. Er hatte das Gefühl, gerade ein Deja-vu-Erlebnis zu haben. Er hatte schon einmal an diesem Tisch gesessen, im selben Raum mit denselben Männern und Frauen. Wie lange war das jetzt her? Und wie oft war es passiert?
Alles schien sich in seiner Erinnerung zu verwischen, einschließlich des Krebskandidaten, der wie üblich lässig in seinem Ledersessel im Hintergrund hockte. Mulder sah, wie er ein neues Päckchen Morleys aus der Jackentasche zog, die Zellophanhülle aufriß und sich eine neue Zigarette anzündete.
Skinners Tonfall veränderte sich gerade merklich genug, um Mulders Aufmerksamkeit zu erregen.
»Auf Grund von Quetschungen im Halsbereich und des Kehlkopfes, ist eine Strangulation die wahrscheinlichste Todesursache.« Skinner schwieg einen Moment lang und bedachte Mulder mit einem bedeutungsvollen Blick. »Möchten Sie sich dazu äußern, Agent Mulder?«
Nicht unbedingt, dachte Mulder und sah aus irgendeinem Grund, der ihm selbst nicht ganz klar war, kurz zu dem Cigarette Smoking Man hinüber, der seinen Blick diesmal erwiderte. Mulder wandte sich wieder Skinner zu.
»Ich habe Duane Barry nicht getötet, falls es das ist, was Sie damit andeuten wollen.« Um den Tisch herum erhob sich ein leises Gemurmel.
»Aber Sie haben ihm körperlich zugesetzt?« hakte Skinner nach.
»Ich habe ihm einige Fragen über Scully gestellt und ihn etwas bedrängt, weil er nicht antworten wollte...«
»... und dabei die Beherrschung verloren«, warf ein hochrangiger Agent mit fleischigem Gesicht ein. Wieder kam Bewegung in die versammelten Agenten. Mulder starrte den Mann an.
»Nur für einen kurzen Moment. Und als ich den Raum verlassen habe, war Duane Barry noch sehr lebendig. Ich habe nach dem Vorfall noch mit ihm gesprochen. Agent Krycek hat nach mir ebenfalls mit ihm gesprochen.«
»Wie Agent Krycek aussagt, hat er den Raum betreten, weil der Verdächtige würgende Geräusche von sich gegeben hat«, riß Skinner die Leitung der Diskussion schnell wieder an sich. Mulder nickte. Zumindest ist es das, was Krycek sagt, dachte er. »Behauptet Agent Krycek ebenfalls, daß ich Duane Barry getötet hätte?«
»Nein. Er bestätigt Ihre Aussage. Aber wir haben hier einen toten Verdächtigen, Agent Mulder, und keine andere plausible Todesursache. Die Untersuchungskommission für interne Angelegenheiten besteht darauf, daß Sie sich beide einem Lügendetektortest unterziehen. Sie sollen sich sofort dort melden.«
Mulder stand auf. Übernächtigt und unrasiert, wie er war, mit dunklen Rändern unter den Augen, wirkte er kraftlos und ausgezehrt. Er atmete tief durch und sah die versammelten Agenten der Reihe nach an.
»Es gibt noch eine andere plausible Todesursache.«
»Und die wäre?«
»Vergiftung. Durch Injektion oder durch orale Einnahme.«
Skinners
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