Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
Vom Netzwerk:
Korridor des Krankenhauses und begann zu rennen, als vor ihm die Doppeltür mit der Aufschrift »Intensivstation« auftauchte.
     
    Er bot alles andere als einen angenehmen Anblick: Das Haar stand ihm wild zu Berge, seine Augen waren gerötet, die eingefallenen Wangen stoppelbärtig.
    Die Tür am Ende des Korridors wurde geöffnet. Eine schlanke dunkelhäutige Frau in gestärkter Schwesterntracht betrat den Flur. Sie hielt ein Klemmbrett in der Hand und machte ein nachdenkliches Gesicht. An ihrem Kittel trug sie ein Namensschild, auf dem stand: Schwester Wilkins.
    Mulders Schritte wurden langsamer, als der Flur in einen Vorraum überging, in dem ein paar billige Stühle und Sitzbänke standen. Er sah kurz zu Schwester Wilkins hinüber und ging dann auf die Flügeltür zu.
    Es gab nichts, was Schwester Wilkins in diesem Raum nicht schon einmal erlebt hätte. Sie eilte Mulder hinterher, fing ihn dicht vor der Tür ab und ergriff ihn am Arm.
     
    »Sir«, sagte sie scharf, »Sie können da nicht...«
     
    Mulder schenkte ihr keinerlei Beachtung. Er entwand sich ihrem Griff, ohne es überhaupt bewußt zu registrieren.
    Er ging durch die Schwingtür, die hinter ihm und Schwester Wilkins wieder zufiel, lief noch ein paar Schritte weiter, bevor er plötzlich stehenblieb, wie gelähmt durch den Anblick, der sich ihm hier bot.
    Es war eine verwirrende Szene. Die Beleuchtung war gedämpft und spärlich. Er blickte sich um und versuchte, sich zu orientieren.
    Mulder sah weiße Vorhänge, die um einige Betten herumgezogen worden waren, und das Grün der Laken, der Pflegeruniformen und der Krankenhauskleidung, in denen die reglosen Körper der Patienten steckten.
    Von überall her drangen leise geheimnisvolle Geräusche an Mulders Ohren. Die Mechanik von Beatmungsgeräten klickte, die Zylinder der künstlichen Lungen drückten zischend Luft durch Atemschläuche, die Kolben hoben und senkten sich in endlosen Zyklen. Leises Piepen von elektronischen Überwachungsgeräten, das Quietschen von Gummisohlen auf geschrubbtem Linoleumfußboden. Mulder roch Ammoniak, scharfe Desinfektionsmittel und den schwachen süßlichen Gestank von entzündetem Fleisch.
    Gerade, als Schwester Wilkins an seinem Ärmel zupfte, entdeckte er Margaret Scully, die am anderen Ende des Raumes neben einem Bett saß. Die Vorhänge waren zurückgezogen. Margarets Blick war auf die reglose Gestalt unter dem Laken gerichtet, der Ausdruck auf ihrem Gesicht war rätselhaft.
    Mulder ging weiter, eilte auf das Bett zu, blieb an dessen Fußende stehen und starrte auf Dana Scullys leblosen Körper hinab. Einen Moment lang ließ der Anblick seinen Verstand aussetzen.
    Neben Scullys Kopf blähte sich ein dicker schwarzer Ballon auf, zog sich zusammen, schwoll an, zog sich zusammen... Ihr Kopf war etwas vorgeneigt, durch ein Kissen unter ihrem Nacken abgestützt, so daß das Licht der Bettlampe die Konturen des alptraumhaften Gewirrs um ihren Kopf scharf hervortreten ließen.
    Elektroden waren mit hautfarbenen Klebestreifen auf ihrer blassen Stirn befestigt. Ihre Augenlider, dünn wie Papier, wurden von weiteren Klebestreifen zugehalten und zitterten kaum wahrnehmbar. Auf ihren Wimpern schimmerte eine feine Schicht Augensalbe.
    Aus ihren bläulichen Lippen ragte das Mundstück eines Luftröhrenschlauchs aus Kunststoff hervor. Schweiß glitzerte auf ihren Wangen, durchtränkte ihr Haar und ließ es dunkler erscheinen, als es wirklich war. Einmal lief ein kurzes Rucken durch ihren Kopf, aber die Bewegung wirkte nicht so, als würde sie durch menschliches Bewußtsein gesteuert. Sie erinnerte Mulder vage an das Zucken der Schenkel toter Frösche.
    Ein Koma hat nichts mit Frieden zu tun. Koma ist ein Kampf auf einer derart tiefen und allumfassenden Ebene des Lebens, daß es alle ängstigt und verstört, die diesen Kampf verfolgen. Koma ist ein Krieg, den der Körper mit sich selbst führt.
    Margaret Scully hob langsam den Kopf und starrte Mulder an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Sie wirkte völlig erschöpft und innerlich ausgelaugt.
    Mulder fühlte eine entsetzliche Angst in sich aufsteigen. Dies war ein Leben im äußersten Grenzbereich der Existenz, dem das furchtbarste Grauen entspringt, das der Mensch zu empfinden vermag.
    Was auch immer Scully zugestoßen war, es hatte auch ihre Mutter besiegt. Mulder spürte, wie es ihn ebenfalls zu überwältigen drohte, als sich die Krankenschwester am anderen Ende des Bettes, die Scullys Stirn abgetupft hatte, aufrichtete und ihn

Weitere Kostenlose Bücher