Akte X
Hühner, ohne auch nur zu ahnen, was im Inneren des Gebäudes vor sich ging. Tausende von Hühnern kamen jeden Tag hier durch, und es war ihre Aufgabe, sie bei Laune zu halten, bis sie von der nächsten Ladung abgelöst wurden.
Einer der Arbeiter kämpfte mit seinem schweren Plastikkübel. Er hatte sich in der letzten Zeit verdammt mies gefühlt, und auch jetzt war er schweißgebadet. Sein Overall klebte kalt und feucht auf der Haut und ließ ihn in der kühlen Morgenbrise frösteln.
Er wünschte sich, er wäre endlich mit seiner Arbeit fertig und könnte nach Hause fahren, um sich im Bett zu verkriechen. Die Vögel waren ihm egal. Es war ihm gleichgültig, was für ein Schicksal auf sie wartete.
Noch weniger interessierte ihn das Futter: eine Mischung aus Körnern, handelsüblichem Futtermehl und dem gekochten Brei aus der Abfallmühle. Wann waren diese Biester nur endlich satt? Er fuhr sich mit dem Handgelenk über die nasse Stirn.
Keuchend schleifte er den Kübel zu einem der Futterspender hinüber, der jeden Käfig in der langen Reihe mit einer sorgsam abgemessenen Nahrungsmenge versorgen würde. Als er den Kübel an den Einfüllstutzen legte, bemerkte er eine Bewegung in seinem dämmrigen Inneren. Da flatterte etwas.
Mit seiner behandschuhten Hand griff er in den Behälter und zog ein Büschel grauweißer Haare hervor.
Komisch, dachte er und öffnete die Hand, doch das Haar klebte an dem schmierigen Handschuh fest. Er bewegte die Finger sacht hin und her, bis sich das Büschel löste und von der sanften Brise davongeweht wurde. Die Leute sollten besser aufpassen.
Dann leerte er den Kübel in den Einfüllstutzen und sah zu, wie Futtermehl, Körner und Hühnerabfälle in dem Spender verschwanden und auf die einzelnen Käfige verteilt wurden. Die Hühner gackerten auf. Sie scharrten mit instinktiven Bewegungen.
Und begannen gierig zu fressen.
ENDE
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