Akte X
verträglich zeigte, dann würden sie ihn auch mögen, dessen war er sich sicher.
George sah zu den Sternen auf, die fahlen, verwaschenen Punkten gleich am Nachthimmel prangten, und sagte sich, dass es in seiner Hand lag, die Dinge zu ändern. Noch war es nicht zu spät. Noch hatte er alle Möglichkeiten.
Mit diesem beruhigenden Gedanken und einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen drehte er den Zündschlüssel um. Röhrend startete der Motor. Er schaltete die Scheinwerfer an, die die Landschaft vor ihm in kaltes Halogenlicht tauchten. Ein alter Schlager kam ihm in den Sinn, und während er leise vor sich hinsummte, lenkte er den Wagen auf die Straße und fuhr nach Dudley zurück. Zurück in die Stadt. Zurück in sein Leben.
George war nur ein paar Meilen weit gekommen, als er den Wagen am Straßenrand entdeckte. Auf der verlassenen Landstraße wirkte das Zucken seiner Warnblinkleuchten verloren, und das bernsteinfarbene Licht erinnerte ihn an die Augen einer riesigen Katze, die schlaftrunken blinzelte.
Er lächelte unwillkürlich, als er den Fuß vom Gaspedal nahm. Dies war seine erste Chance, seinen Mitbürgern zu zeigen, dass er ein guter Kerl war. Er würde anhalten und dem armen Teufel da eine Freifahrt zurück in die Stadt spendieren.
Als er näherkam, öffnete sich die Tür des Wagens, und die Innenraumbeleuchtung riss die Silhouette einer jungen Frau aus der Dunkelheit. Sie stieg aus und winkte ihm lebhaft zu.
Auf einer Höhe mit dem Wagen am Straßenrand erkannte er die Frau.
Es war Paula Gray, Chacos Enkelin.
Besser kann es gar nicht kommen, dachte George. Das war genau das, was er jetzt brauchte.
Er hielt neben ihr und kurbelte die Seitenscheibe herunter.
„Guten Abend, Miss Gray“, begrüßte er sie respektvoll. Sicher würde sie ihrem Großvater von seiner Hilfsbereitschaft berichten. Das war zwar nicht viel, aber es war ein Anfang im Kampf um die Gunst des alten Mannes. „Ärger mit dem Wagen?“ fragte er, doch noch während die Worte über seine Lippen kamen, zuckte er angesichts der Unsinnigkeit seiner Feststellung unmerklich zusammen.
„Hi, Mister Kearns“, sagte Paula lächelnd und ganz offensichtlich erfreut, ihn zu sehen. Seine überflüssige Äußerung schien ihr gar nicht aufgefallen zu sein. „Ja, genau das ist mein Problem.“
George setzte eine betroffene Miene auf. „Ich könnte ja einen Blick unter die Motorhaube werfen...“ Mit einem verlegenen Grinsen unterbrach er sich. „Ich kann nur leider den Vergaser nicht von der Batterie unterscheiden. Wie wäre es, wenn ich Sie in die Stadt mitnehme?“
Paula lachte leise und nickte. „Prima.“
George beugte sich auf die Beifahrerseite hinüber, entriegelte das Schloss und schubste die Tür auf. Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ sich die junge Frau auf den Sitz gleiten. „Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen... Ich wollte schon die Hoffnung aufgeben und mich zu Fuß auf den Weg machen.“
„Um so mehr freue ich mich, dass ich noch rechtzeitig vorbeigekommen bin.“
„Ich auch“, zwitscherte sie, während sie es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte.
Einige Minuten fuhren sie schweigend in Richtung Stadt. George spielte in Gedanken seine nächsten Schritte durch und überlegte krampfhaft, wie er diesen winzigen Akt der Ritterlichkeit zu einer Sprosse auf der Karriereleiter machen konnte. Paula starrte durch die Windschutzscheibe hinaus und schien vollkommen in Gedanken versunken zu sein, bis sie sich plötzlich vorbeugte.
„Oh, Mister Kearns, bitte halten Sie an.“
„Was ist?“ fragte George erschrocken. „Stimmt etwas nicht?“
„Hier!“ Sie zeigte auf den Straßenrand. „Halten Sie genau hier an.“
Verwirrt lenkte George den Wagen an die Seite und stoppte. Das Fernlicht schnitt einen gigantischen Baumstumpf aus der Dunkelheit, der seinen Wagen deutlich überragte. Sie befanden sich in dem schmalen Waldstreifen, der die Wohngegenden der Stadt von den Außenbezirken trennte.
Warum wollte sie, dass er hier anhielt?
„Was ist denn, Miss Gray?“
„In diesem Wald gibt es etwas, das ich ihnen unbedingt zeigen muss“, antwortete sie und schenkte ihm das bezauberndste Lächeln, das er je gesehen hatte.
Sie lehnte sich zu ihm herüber und blickte ihm direkt in die Augen. „Sie werden es nicht bereuen.“
Guter Gott, dachte George. Was hat sie bloß vor?
George betrachtete Paula Gray genauer. Seiner Schätzung nach musste sie knapp zwanzig sein. Ihr glänzendes, kastanienbraunes Haar fiel ihr über die Schultern,
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