Akte X
Hintertür vor.
Sie drehte den Knauf... und die Tür öffnete sich.
Ehe sie vorsichtig ins Haus schlüpfte, zückte Scully ihre Pistole.
Sie befand sich in einer Waschküche. Der Lichtkegel zeigte ihr eine Waschmaschine, einen Trockner und einen verschlossenen Schrank, den sie für einen Wäscheschrank hielt. Rechts führte eine offene Tür zur Küche.
„Mrs. Kearns?“ rief sie wieder, doch nur der Wind und die Äste der Bäume, die über das Dach schrammten, antworteten ihr. Scully ging in die Küche und ließ den Lichtstrahl der Taschenlampe durch den Raum wandern. Es gab keine Zeichen für einen Kampf, nichts deutete auf ein Verbrechen hin. Schließlich durchquerte sie die Küche in Richtung Tür, um den Rest des Hauses zu erkunden.
Ein eisiger Lufthauch zog durch den Raum, bevor die Hintertür krachend ins Schloss fiel. Scully wirbelte herum und richtete Waffe und Lampe auf die Tür. Es war niemand zu sehen. Mit Hilfe ihrer Taschenlampe untersuchte sie den Bereich bis zur Hintertür solange, bis sie sich wieder sicher fühlte.
Nur der Wind, dachte sie und wandte sich erneut der Tür zum Flur zu. Es war nur der Wind.
Sie war entschlossen, das ganze Haus zu durchsuchen
- obwohl sie davon überzeugt war, dass sie Doris Kearns hier nicht mehr finden würde.
Während Scully Doris Kearns’ Haus durchsuchte, erreichte Mulder Chacos Villa.
Nachdem nach seinem zweiten Klingeln bereits eine halbe Minute verstrichen war, erwog er ernsthaft, sich gewaltsam Einlass zu verschaffen, aber dann wurde die Eingangstür doch noch geöffnet.
Vor ihm stand die beleibte Hausdame und zog ein mürrisches Gesicht.
Mulder hielt ihr seinen Ausweis unter die Nase. „Ist Mr. Chaco da?“ fragte er ohne Umschweife.
Die Hausdame wich zurück und gestattete ihm einzutreten. „Ich werde nachsehen, ob er noch wach ist“, erwiderte sie steif.
Als sie die Treppe hinaufgestiegen war, ging Mulder direkt in Chacos Museum. Die Wände waren mit unzähligen geschnitzten Masken und Trommeln behängt, doch vor allem der Inhalt einer Vitrine nahm Mulders Blick sofort gefangen.
Da lag ein Schädel. Ein menschlicher Schädel und Werkzeuge, die aus Knochen geschnitzt worden waren.
Mulder trat näher, um die Gegenstände in dem Schaukasten genauer zu studieren. Im obersten Fach entdeckte er Fotografien von einem jüngeren Walter Chaco. Auf einem Bild saß Chaco im Cockpit eines alten Kampfflugzeugs aus dem zweiten Weltkrieg. Ein anderes zeigte ihn auf einer Dschungellichtung in Gesellschaft einiger Mitglieder eines primitiven Stammes. In seiner Militäruniform bildete Chaco einen krassen Gegensatz zu den Eingeborenen, die lediglich mit Lendentuch und Halskette bekleidet waren. Die Dunkelhäutigen, deren nackte Körper über und über bemalt waren, standen voller Stolz um den weißen Piloten herum und reckten ihre langen Speere. Mulder betrachtete das Bild noch genauer. Er war sich nicht sicher, aber scheinbar waren die Halsketten der Krieger aus Zähnen gemacht worden. Menschlichen Zähnen.
Mulder musterte die anderen Stücke in dem Glasschrank, und die Einzelteile des Puzzles fügten sich allmählich zusammen. Die Knochen, aus denen die Werkzeuge geschnitzt worden waren, stammten ebenfalls von Menschen. Der Schädel war mit weißen Hühnerfedern gesäumt. Mulder betrachtete das Schild neben dem Schädel, auf dem fein säuberlich getippt die Worte: ,Jalestamm, Neu Guinea, 1944’ standen.
Er hatte von den Jale gehört. Von den Anthropologen waren sie lange Zeit kannibalistischer Praktiken verdächtigt worden, doch diese Vermutungen waren nie bewiesen worden. Bis heute, dachte Mulder wenig begeistert.
Beunruhigt wandte er sich von der Vitrine ab, und sein Blick fiel auf den mit edlen Schnitzereien verzierten, mächtigen Mahagonischrank, der den Raum beherrschte. Mit wenigen Schritten war er bei dem hölzernen Ungetüm und untersuchte den hölzernen Riegel und das Vorhängeschloss, mit dem es gesichert war. Bedauerlich, dass die Türen des Schranks nicht ebenfalls aus Glas sind, dachte Mulder. Chacos Sammlerstolz hatte offensichtlich Grenzen - oder war gerade das Gegenteil der Fall? Angesichts des beeindruckenden Aussehens und der Sicherung durch das Schloss war zu vermuten, dass dieser Schrank einen äußerst kostbaren Inhalt verbarg.
Als er die Schritte der Hausdame auf den Stufen hörte, drehte er sich um. Sie erreichte den Fuß der Treppe, sah sich um und setzte eine verwunderte Miene auf, bis sie ihn schließlich in dem kleinen Raum entdeckte. Ihr
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