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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsere kleine Stadt
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lief an den bereitstehenden Arbeitern vorbei, Lastwagen wurden beladen und abgefertigt.
    Doch einige Minuten nach Beginn der ersten Schicht traf eine Autokolonne der Staatspolizei mit heulenden Sirenen auf dem Werkhof ein.
    Polizisten sprangen aus ihren Wagen und stürmten die Fabrik.
„Bleiben Sie von den Fließbändern weg“, brüllte der Staffelleiter in sein Megaphon.
Pflichtbewusst gehorchten die Arbeiter und sahen schweigend zu, wie zwei Polizisten ein leuchtendgelbes Absperrband mit der Aufschrift: ,POLIZEI-SPERRE ÜBERTRETEN VERBOTEN’ anbrachten.
Mulder beobachtete, wie seine Partnerin mit den Staatsbeamten an den Arbeitern vorbeiging und ihnen diejenigen zeigte, die sie aus der vorangegangenen Nacht wiedererkannte. Er selbst hielt sich fern, während die Polizei ihre Arbeit tat und die Menschen festnahm.
Mit einem bitteren Gefühl der Befriedigung beobachtete Scully, wie Dr. Randolph abgeführt wurde. Sie konnte ihm ansehen, dass die Krankheit in seinem Fall schon sehr weit fortgeschritten war. Vermutlich war er an diesem Tag aus reiner Gewohnheit und nicht aufgrund einer bewussten Entscheidung zur Arbeit gekommen. Nach einem Blick in seine flackernden Augen war sich Scully ziemlich sicher, dass er binnen einer Woche an der Kreutzfeld-Jacob-Krankheit sterben würde.
Während sie die Arbeiter musterte, dachte sie kurz an die Aussichtslosigkeit ihres Tuns. In der letzten Nacht waren so viele Menschen auf dem Feld gewesen, und sie konnte nur so wenige identifizieren. Doch im Grunde war es gleichgültig. Dr. Randolphs Fall hatte ihr gezeigt, dass die Natur selbst sich derer annehmen würde, die sie nicht verhaften lassen konnte.
Die Maschinen wurden abgeschaltet. Nachdem die Polizisten die Stromzufuhr unterbrochen hatten, blieb das Band stehen, und Schweigen senkte sich über die Halle. Mulder schlenderte durch die merkwürdig stille Fabrik. Durch ein Fenster sah er einige Arbeiter hinter dem Gebäude, die die Polizisten noch nicht erreicht hatten. Sie wussten nicht, dass ihr Arbeitstag heute anders enden würde und waren an den langen Reihen aus Hühnerkäfigen und Kunststofftrögen mit Füttern beschäftigt.
„Fox Mulder?“
Mulder drehte sich um und sah einen der Staatspolizisten, der ihm eine Eilsendung überreichte.
Der Umschlag enthielt ein Telefax mit Walter Chacos Militärakte. Das ging aber schnell, dachte Mulder angenehm überrascht. Erst in der letzten Nacht hatte er die Anfrage per Fax an die Militärbehörde geschickt, und auch wenn es jetzt nicht mehr so wichtig zu sein schien, war er dankbar, dass er die Antwort so schnell erhalten hatte.
Er überflog den Text. Die Dokumente bestätigten, dass Chaco einige Zeit mit den Jale in Neu Guinea verbracht hatte. Offenbar war die Transportmaschine, die er während des zweiten Weltkriegs geflogen hatte, abgeschossen worden, und Chaco hatte den Absturz als einziger überlebt.
Sechs Monate war er bei dem Stamm geblieben, was sogar im trockenen Amtsstil der Akte mit Überraschung vermerkt wurde, da man den Stamm kannibalistischer Praktiken verdächtigte. Mulder nahm an, dass Chacos unvergleichliches Charisma die Sprachbarriere überwunden hatte - vermutlich war er als eine Art weißer Gott behandelt worden.
Mit einem säuerlichen Lächeln auf den Lippen blätterte Mulder weiter, bis er auf einen Eintrag stieß, der seine Aufmerksamkeit fesselte. Zumindest war er beeindruckt genug, um zu Scully hinüberzugehen, die noch lange nicht am Ende der Arbeiterschlange angekommen war.
„Entschuldigen Sie“, sagte er zu dem Polizisten in Scullys Begleitung und hielt ihr das Papier unter die Nase. Sein Finger deutete auf die Zeile, die ihm aufgefallen war.
Walter Chacos Geburtsjahr. 1901.
Da Scully keinerlei Regung zeigte, brachte es Mulder auf den Punkt.
„Für einen Mann über neunzig machte er einen mächtig lebendigen Eindruck“, bemerkte er leise. „Er sah keinen Tag älter als sechzig aus.“
Statt einer Antwort blickte ihn Scully unverwandt an und auf einmal erschien sie ihm unendlich müde. Einige Sekunden verstrichen, dann wandte sie sich ab und setzte ihren Weg mit dem Polizisten fort.
Während er zusah, wie sie die Reihe der Werksmitarbeiter weiter abschritt, wanderten seine Gedanken kurz zu Chaco zurück. Scully hatte ihm erzählt, was letzte Nacht geschehen war, doch weder Kopf noch Körper waren gefunden worden. Also wo? fragte sich Mulder. Wo war der Leichnam abgeblieben?
Mit stoischer Ruhe versorgten die Arbeiter hinter der Fabrik die hungrigen

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