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Akunin, Boris - Pelagia 01

Akunin, Boris - Pelagia 01

Titel: Akunin, Boris - Pelagia 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pelagia und die weissen Hunde
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das Geld genommen und die Leichen vom Steilufer in den Fluss geworfen, der sie weiter stromab an Land gespült hat. Die Köpfe, die Hand und die Kleidung wurden im Park vergraben, unter der Espe. Jetzt wird man den Verbrecher nicht mehr finden. Es ist zu viel Zeit vergangen.«
    Pelagia hörte nicht mehr zu, sondern rief:
    »Ach, darum hat sie die Hunde getötet!«
    Sie setzte sich mit einem Ruck im Bett auf, aber von der heftigen Bewegung drehte sich alles vor ihren Augen, und sie legte sich wieder hin. Als der Schwindel vorüber war, fuhr sie fort:
    »Jetzt ist alles klar. Natürlich ging es nicht ums Erbe. Es ging um die Bulldoggen selbst. Sie konnten frei herumlaufen und stromerten durch den Park. Unter der Espe witterten sie einen interessanten Geruch und begannen zu buddeln. Naina Telianowa hat das beobachtet. Zuerst hat sie die Hunde wohl einfach davongejagt, aber sie kamen immer wieder. Da hat sie beschlossen, sie zu vergiften . . .«
    »Moment mal . . .« Mitrofani runzelte die Stirn. »Demnach müsste ja Naina den Kaufmann und seinen Sohn getötet und ihnen die Köpfe abgeschnitten haben. Unsinn!«
    »Nein, getötet hat sie sie nicht. Aber sie wusste, wer es getan hat, und sie wusste von den Köpfen.«
    »Die Fürstin als Mittäterin? Aber weshalb?«
    »Nicht Mittäterin, eher Augenzeugin. Zufällig. Wie konnte das geschehen?« Pelagia blickte den Geistlichen nicht an. Sie bewegte die Brauen, krauste die sommersprossige Nase, kurzum, sie dachte nach. »Sie ging abends und sogar nachts oft allein im Park spazieren. Nicht außergewöhnlich bei einem romantischen Mädchen. Offenbar hat sie gesehen, wie der Mörder die Köpfe vergrub.«
    Mitrofani schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Sie hat es gesehen und verschwiegen? Das ist doch ein teuflischer Frevel.«
    »Genau!«, rief die Nonne. »Teuflisch! Darum geht es! › Liebe ist immer ein Frevels das waren ihre Worte.«
    »Was denn, war sie Diabolus verfallen?«, wunderte sich der Bischof.
    »Aber nicht doch, Vater, nicht Diabolus, der Liebe war sie verfallen.«
    »Ich verstehe nicht . . .«
    »Natürlich.« Pelagia machte eine abwehrende Handbewegung und tat, als spreche sie mit sich selbst. »Ein leidenschaftliches junges Mädchen, mit Phantasie, voll unverbrauchter Gefühle. Von Kind an verwöhnt, exzentrisch, auch grausam. Sie lebte wie im Traum dahin und liebte den einzigen passablen Mann ihrer Umgebung, Schirjajew, sprach mit ihm über das Schöne und Ewige, träumte davon, Schauspielerin zu werden. Darüber wäre sie eine alte Jungfer geworden, denn Marja Tatistschewa ist eine Dame von robuster Gesundheit, und bis zu ihrem Tode hätte sich Schirjajew nicht von Drosdowka weggerührt und auch nicht um Nainas Hand angehalten. Aus seiner Sicht wäre es wohl unsittlich gewesen, jemanden zu nötigen, der von ihm abhängig war. Das Dilemma besteht darin, dass er voller Skrupel ist. Er liebt Naina leidenschaftlich, aber an ihrer Keuschheit hat er sich nicht vergriffen. Was er aber hätte tun sollen«, fügte Pelagia halblaut hinzu. »Dann würde sie vielleicht noch leben.«
    »Hör auf, der Unzucht das Wort zu reden«, rief der Bischof seine geistliche Tochter zur Ordnung. »Und schweife nicht ab. Sprich zur Sache.«
    »Dann ist plötzlich Poggio aufgetaucht, ein Mann aus der großen weiten Welt. Und der hatte keine Skrupel. Er verdrehte der Fürstin den Kopf, verführte sie. Obwohl das nicht schwer war, denn sie war schon überreif. Sie vergaß ihre Theaterträume und wollte nun Malerin werden. Aber zu der Zeit, als ich nach Drosdowka kam, waren Paris und Palette bereits Vergangenheit, und auch Poggio war abgetan. Naina ging mürrisch und schweigsam umher, benahm sich geheimnisvoll und sprach in Rätseln. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sie nicht ganz bei Sinnen war. Und so muss es auch gewesen sein. Dass sie nicht davor zurückschreckte, die Hunde zu töten, dass sie das Leben ihrer Großmutter aufs Spiel setzte und sie auch wirklich beinahe ins Grab gebracht hätte, kann nur eins bedeuten – sie hatte sich besinnungslos verliebt und alle anderen Gefühle ausgeschaltet.«
    »In wen, in Bubenzow?«, fragte der Bischof, der Pelagias Gedankengängen kaum folgen konnte. »Er war doch nur zu einem kurzen Besuch in Drosdowka. Allerdings versteht er sich meisterlich auf Frauen. Natürlich, er kann sie verlockt haben, ganz bestimmt sogar. Aber was hat Wonifatjew damit zu tun?«
    »Ganz einfach. An dem Abend, an dem der Wald verkauft wurde, hatte Sytnikow zunächst

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