Al Wheeler und das Phantom
ihrer Seite.«
»Erzählen Sie mir von Drury«,
wiederholte ich.
»Da gibt’s nicht viel zu
erzählen. Ich kannte ihn, ja. Ich glaube, hier in der Stadt kannten ihn fast
alle Leute. Er hatte Verbindungen.«
»Rauschgift?«
»Und alles andere auch. Was
immer man haben wollte, Drury konnte es einem jederzeit beschaffen.«
»Einschließlich Mädchen?«
fragte ich.
Lamont nickte bedächtig. »Ich
bezahlte ihm eine Vermittlungsgebühr, wenn er was Brauchbares anbrachte. Von
dem Zeug, mit dem er da handelte, wollte ich nichts wissen.«
»Allem nach, was ich gehört
habe, versuchte er sich selbst in die Zuhälterbranche reinzudrängen und Sie
auszubooten.«
»Da haben Sie was Falsches
gehört«, sagte er gleichmütig. »Drury hätte nie den Nerv dafür gehabt. Ein
Stups mit dem kleinen Finger — und er fiel platt aufs Gesicht.«
Die Tür öffnete sich, und ein
Mädchen trat zwei Schritte weit ins Zimmer. Sie war groß und bewegte sich
anmutig. Sie trug ein langes blaues Samtgewand mit einer Kapuze, die sie über
den Kopf gezogen hatte. Ich hatte einen flüchtigen Eindruck von langem blondem
Haar und großen braunen Augen.
»Ich gehe, sagte sie mit einer
weichen und zugleich leicht heiseren Stimme. »Bis später, Danny.«
»Gut«, sagte Lamont.
»Ist er das?« Sie sah mich an
und lachte dann leise. »Ich bin mal von einem Bullen festgenommen worden. Es
tat verdammt weh.«
»Spar dir die komischen
Geschichten für deine Memoiren«, brummte Danny.
Sie zuckte die Schultern,
drehte sich um, ging aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
»Weibsbilder!« sagte Lamont.
»Es gibt Zeiten, in denen ich das Gefühl habe, es wäre leichter, ein Homo zu
sein.«
»Erzählen Sie mir jetzt was
über Drury?« erkundigte ich mich.
»Er war ein Kontaktmann«, sagte
Lamont. »Er kam viel herum und schien alle Leute zu kennen. Wie gesagt, ich
bezahlte ihn für die Mädchen, mit denen er mich bekannt machte. Ich erklärte
ihm, an Heroin und dem übrigen Dreck sei ich nicht interessiert und meine
Mädchen auch nicht. Das war alles.«
»Wann haben Sie ihn zum
letztenmal gesehen?«
Er dachte ein paar Sekunden
lang nach. »Vielleicht vor einer Woche? Ich bin nicht ganz sicher. Er hatte
ungefähr einen Hunderter gut, und den kassierte er.«
»Wohnen alle Ihre Mädchen in
diesem Gebäude mit den Junggesellenapartments? «
»Nur Vicky und Sandra«, sagte
er. »Aber sie arbeiten nicht dort.«
»Wo dann?«
»In Hotel- und Motelzimmern, in
Privatwohnungen«, sagte er. »Ich achte darauf, daß keines meiner Mädchen dort
arbeitet, wo es lebt. Das ist vornehmer.«
»Und außerdem bleiben die
Pferdchen anonym«, pflichtete ich bei. »Drury schlief mit Sandra Bryant. Wußten
Sie das?«
»Mir ist völlig egal, was sie
in ihrer Freizeit tun«, sagte er gleichmütig. »Aber sie arbeiten nicht ohne
meine Zustimmung.«
»Dann kam eine andere Frau
daher und schnappte Sandra Drury weg«, fuhr ich fort. »Eine Frau namens Ann
Rearden. Kennen Sie sie?«
»Ich habe nie von ihr gehört.«
»Sie ist außerdem Joe Simons
Freundin«, sagte ich. »Behaupten Sie bloß nicht, Sie hätten auch von ihm noch
nie gehört.«
»Natürlich habe ich von Joe
Simon gehört«, sagte er. »Wer nicht?«
»Und was haben Sie von ihm
gehört?« fragte ich gelassen.
»Er ist hier in der Stadt ein
großes Tier.« Er schluckte einen Mundvoll Scotch hinunter. »Der Mann mit
den guten Verbindungen.«
»Kennen Sie ihn persönlich?«
Lamont schüttelte schnell den
Kopf. »Ich habe ihn in meinem ganzen Leben noch nie gesehen.«
»Wie steht’s mit Diana Thomas?«
»Diana Thomas?« Er starrte mich
mit aufgerissenen Augen an. »Das soll wohl ein Witz sein?«
»Keine Spur!« zischte ich.
»Aber das war doch Diana!« Er
wies mit dem Finger auf die Tür. »Sie war eben gerade hier.«
»Diana Louise Thomas?« sagte
ich.
»Genau.«
»Heute habe ich meinen
Glückstag«, brummte ich. »Gehört sie zu Ihren Mädchen?«
»Man könnte sie eher als
freiberuflich bezeichnen«, murmelte er. »Sie nimmt gelegentlich mal einen
Auftrag an, wenn ihr danach zumute ist.«
»Wo kann ich sie finden?«
»Weiß ich nicht.«
»Dann werde ich mal bei der
Sitte anrufen und mich erkundigen, ob man dort ihre Adresse hat«, sagte ich
kalt.
»Ich werde mich durch ihren
Freund mit ihr in Verbindung setzen«, sagte er schnell. »Ich weiß nicht, ob sie
ständig mit ihm zusammenlebt oder nicht.«
»Hat er auch einen Namen?«
»Berger. Louis Berger.«
»Adresse?«
»Pine Street
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