Al Wheeler und das Phantom
Minuten. Er
möchte sofort erfahren, wenn jemand mit Ihnen zusammentrifft. Sie seien ein
toter Mann, sagt er. Und jeder, der nicht umgehend berichtet, wenn er mit Ihnen
zusammengetroffen ist, sei ebenfalls ein toter Mann. Er wollte wissen, ob Sie
von mir erfahren hätten, daß er und dieses Luder, die Rearden, zusammen bei mir
gewesen seien. Ich habe es abgestritten.« Er kniff sich in eines seiner Kinne.
»Ob er mir geglaubt hat, ist zweifelhaft.«
»Seit wann treibt sich Joe
Simon hier herum?«
»Seit drei oder vier Monaten.
Angeblich ist er aus Los Angeles gekommen. Jedenfalls rückte er mit seiner
eigenen Organisation an. Das hier sei eine kleine Stadt, reif für Entwicklung,
sagt er.«
»Sein Buchhalter überprüft
jeden Monat Ihre Bücher?«
»Ein Steuerfahnder wäre
leichter zu ertragen. Das Luder ist eine lebende Rechenmaschine.«
»Luder«? Ich sah ihn verdutzt
an. »Ann Rearden vielleicht?«
»Jetzt bin ich mit Sicherheit
ein toter Mann! Wissen Sie ein elegantes Bestattungsunternehmen, das sich
innerhalb kürzester Frist um uns beide annimmt, Lieutenant?«
»Ich bin Polizeibeamter«, sagte
ich. »Wie kommt es, daß ich bisher noch nie was von Joe Simon gehört habe?«
»Er brachte, wie gesagt, seine
eigene Organisation mit«, antwortete Frankenheimer melancholisch. »Sie begann
von vornherein nicht eben in kleinem Stil und wurde immer mächtiger. Ich
vermute, daß er sie eine Zeitlang Recherchen machen ließ, bevor er selbst in
Aktion trat. Als er eintraf, wußte er bereits ganz genau, wer verwundbar war
und wo er die Daumenschrauben anzusetzen hatte.«
»Zum Beispiel Drury?«
»Möglich«, gab er zu. »Drury
trieb sich ein gutes halbes Jahr lang hier herum, bevor Simon sich einmischte.
Zwei Burschen wollten sich nicht fügen und mußten beide dran glauben. Einer kam
bei einem Autounfall um, der andere krepierte an einer Überdosis Rauschgift.
Daraufhin kamen alle anderen zu dem Schluß, es sei zweckmäßig, mit Joe Simon
zusammenzuarbeiten.«
»Hat Simon Ihre Bar auch für
andere Zwecke benutzt — außer um dort mal was zu trinken, meine ich?«
Er nickte bedrückt. »Er selbst
natürlich nicht, aber Drury. Ich bin wirklich froh, daß der kleine Drecksack
tot ist. Er hat Stoff hierher geliefert — an Händler, nicht an Süchtige.
Außerdem hat er die Bar als Treffpunkt für Lamonts Mädchen benutzt. Was er
sonst noch getan hat, weiß ich nicht, aber da war bestimmt noch einiges.«
»Sie sind plötzlich erstaunlich
zugänglich, Mr. Frankenheimer«, sagte ich. »Ich wüßte gern, wieso?«
»Es spielt jetzt keine Rolle
mehr«, sagte er. »Sie sind ein toter Mann, Lieutenant.« Seine Augen weiteten
sich eine Spur, während er auf einen Punkt oberhalb meiner rechten Schulter
starrte.
Ich fuhr blitzschnell herum.
Meine Hand glitt zum Gürtelholster, aber dann erstarrte ich. Sie waren zu
zweit, und beide hielten Pistolen in den Händen. Der ältere war tun die Vierzig
herum, hatte ein unauffälliges Gesicht und war unauffällig gekleidet. Der
Jüngere konnte nicht viel über zwanzig sein und war ausgesprochen chic
angezogen.
»Sie haben ein großes Maul,
Max«, sagte der Ältere ruhig. »Wir haben draußen gelauscht.«
»Das ist egal«, sagte
Frankenheimer und versuchte den Schweiß zu ignorieren, der ihm vom Gesicht
tropfte. »Ich habe dem Lieutenant schon erklärt, daß er so gut wie tot ist.«
»Sie auch, Max«, sagte der
Jüngere und lachte dann. »Der Lieutenant wollte ein zu großes Stück vom Kuchen
haben, und das paßte Ihnen nicht. Sie gerieten sich deshalb beide gewaltig in
die Wolle, und dann zogen Sie die Pistole, was ein großer Fehler war.«
Frankenheimer schien auf seinem
Stuhl förmlich einzuschrumpfen. Einen Augenblick lang dachte ich, er würde sich
in eine riesige Fettpfütze auflösen.
»Ihr Freund hat ein großes
Mundwerk«, sagte ich zu dem Älteren.
»Was soll das heißen?« Seine
Augen waren mißtrauisch.
»Ich klopfte an die Tür und
sagte ihm, wer ich bin«, erklärte ich. »Im Augenblick, als ich eintrat, hatte
er eine Pistole in der Hand, gleich unterhalb der Schreibtischplatte. Und jetzt
erklärt ihm Ihr Freund, er wolle ihn umbringen.« Ich blickte auf Frankenheimer
und ignorierte den entsetzt flehenden Ausdruck in seinen Augen. »Sie können
einen von ihnen erledigen, Max«, sagte ich. »Vielleicht auch alle beide. Tun
Sie es!«
Die drei Schüsse folgten
schnell aufeinander. Der ältere der beiden wurde durch seinen Freund abgelenkt,
der drei Geschosse in
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