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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eingefallen,
daß Lindstrom vor drei Wochen Los Angeles verlassen hat und sich seither hier
in Pine City aufhält«, murmelte er. »Er hat sich sogar vor vier Tagen heimlich
mit meinem Vater getroffen.«
    »Sie werden wohl kaum wissen,
wo ich ihn finden kann?« sagte ich mit entsagungsvoller Stimme.
    »Der Angestellte am Empfang
hier kann Ihnen sicher die Nummer seines Zimmers geben.« Sigmund grinste
plötzlich. »Ich erinnere mich deutlich, daß es im elften Stock liegt.«
    »Mr. Jones«, sagte ich
respektvoll, »Sie sind einer der besten Spürhunde, die kennenzulernen ich je in
meinem Leben das Vergnügen hatte.«
    »Danke«, sagte er zweifelnd.
»Was meinen Sie mit >Spürhund    »Wenn Sie je wieder mit Ihrem
Vater sprechen werden«, sagte ich und zog mich schnell zurück, »fragen Sie ihn
doch selbst. Ich glaube, er hält Sie auf diesem Gebiet für einen Experten.«

5
     
    Es war ein schöner, zum
Nichtstun einladender Nachmittag, als ich meine Wohnung verließ, eine
Übernachtungstasche auf den Nebensitz des Healey plumpsen ließ und in Richtung
des Hauses, in dem derzeit Pop Livvy wohnte, abfuhr. Ich war heiter gestimmt,
weil ich vorhatte, den Nachmittag zu genießen und zugleich, sofern das möglich
war, nachzudenken.
    Lindstrom, zu diesem Ergebnis
war ich nach dem Lunch gekommen, konnte warten. Er konnte unmöglich wissen, daß
ich, was ihn betraf, einen Hinweis bekommen hatte. Ihn aufzusuchen hätte die
Zerstörung jedes taktischen Vorteils, über den ich im Augenblick verfügte,
bedeutet. So war ich statt dessen in meine Wohnung zurückgefahren, hatte Pop
Livvy angerufen und ihn gefragt, ob es ihm recht wäre, wenn ich für zwei Nächte
bei ihm draußen schliefe, für den Fall, daß es noch irgendwelche Scherereien
geben sollte.
    Er sagte, das wäre großartig,
und so hatte ich meine Reisetasche gepackt.
    Das einzige verbleibende
kleinere Problem war, daß ich mich nicht der Mühe unterzogen hatte, den Sheriff
wissen zu lassen, was ich vorhatte — hauptsächlich deshalb, weil er dann
angenommen hätte, ich hätte einen logischen Beweggrund, den ich ihm erklären
sollte, und das wäre mir peinlich gewesen.
    So konzentrierte ich mich für
den Rest der Fahrt darauf, ein vernünftiges Motiv für das, was ich tat,
auszuknobeln, Nach einer halben Stunde hatte ich es endgültig aufgegeben. Wenn
sich die Sache zuspitzte, konnte ich noch immer Geisteskrankheit geltend machen
und es darauf ankommen lassen, zu einem scharfsinnigen Psychiater geschickt zu
werden, der aus meinen Reaktionen auf ein paar hingeschmierte Tintenflecke
Rückschlüsse auf mein gesamtes Sexualleben ziehen würde.
    Es war das erstemal, daß ich
das Haus bei Tageslicht sah, und Lavers’ Bezeichnung
»Alkoholschmuggler-Feudalstil« kam mir äußerst zutreffend vor.
    Ich lenkte den Healey über die
unebene Auffahrt hinter dem offenen Gartentor und betrachtete, je näher ich
kam, das Haus mit einer ständig ansteigenden Faszination.
    Sowohl innen wie außen war das
Haus ein Phantasiegebilde, das Nonplusultra an Vulgärheit, der totale Triumph
schlechten Geschmacks, eine Ungeheuerlichkeit — es spottete in der Tat jeder
Beschreibung, denn wie immer man es bezeichnen mochte, es traf zumindest
teilweise zu. Es sah aus wie das, was wahrscheinlich dabei herausgekommen wäre,
wenn ein Hollywoodmagnat Orson Welles beauftragt hätte, ohne Rücksicht auf Kosten
für die Mammutproduktion eines Othello -Films eine maurische Burg zu
entwerfen und zu bauen, um sich dann hinterher statt dessen für die Verfilmung
einer modernen surrealistischen Version der Heiligen Johanna zu
entscheiden und für die Umgestaltung des Gebäudes Salvadore Dali völlig freie
Hand zu lassen.
    Ich ließ meinen Wagen vor dem
Haus stehen und schleppte meine Tasche auf die Vorveranda. Die Eingangstür
stand ebenso weit offen wie in der vorhergehenden Nacht, und ich fragte mich,
ob man sich hier wohl je der Mühe unterzog, sie zu schließen. In dem riesigen
Flur angelangt, schlich ich nervös auf Zehenspitzen weiter, bereit, die Tasche
beim ersten schwachen Dschungel-Brunftschrei fallen zu lassen und wie ein
Verrückter davonzurennen.
    Ich streckte meinen Kopf
vorsichtig durch den Perlenvorhang und spähte ins Wohnzimmer — gerade
rechtzeitig, um einen scharlachroten Fleck hinter einer Couch verschwinden zu
sehen, gefolgt von einem entsetzten Schrei der Qual. Ganz mutiger
Polizeilieutnant, sprang ich mit einem Satz ins Zimmer, dabei die
Achtunddreißiger aus dem Holster zerrend.

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