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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Es schien mir strategisch
erforderlich, mich der Couch in einem weiten Bogen zu nähern, für den Fall, daß
der Mörder bereitstand, mich mit einem weiteren, eigens für mich angefertigten
Dumdumgeschoß zu empfangen.
    Als ich schließlich einen
günstigen Punkt erreicht hatte, der mir einen offenen und ungehinderten
Ausblick auf das, was hinter der Couch vor sich ging, erlaubte, löste sich
meine innere Spannung schlagartig. Kein Mörder, nichts, nur ein übergroßer
scharlachroter Ball — von der Sorte, die man sich einander am Strand zuwirft,
wenn man sicher ist, daß einem zugeschaut wird. Ich verstaute meine Pistole
angewidert im Holster und wandte mich wieder der perlenbehängten Tür zu, als
der verdammte Ball zu wimmern begann.
    »Hilfe!« winselte er
mitleiderregend. »Ich stecke fest!«
    Was, zum Teufel? dachte ich
erbittert. Wenn ich ohnehin schon meinen Verstand verloren habe, warum soll ich
nicht noch einmal näher hinsehen? Bei näherer Betrachtung wies der Ball eine
bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Celeste Campbell auf, abgesehen von der nicht zu
widerlegenden Tatsache, daß kein menschlicher Körper einer solchen Behandlung
widerstehen konnte. Ich trat bis auf zehn Zentimeter Abstand an das Ding heran
und mußte feststellen, daß die mir zunächstliegende Rundung eine fast genaue
Nachbildung von Celestes stolz geschwungener Hüfte war. Ich tätschelte sie
liebevoll, und der Ball zuckte krampfhaft zusammen, was bewirkte, daß er noch
ein wenig näher rollte.
    Das war die entscheidende
Tatsache — es war eindeutig ein Ball. Mädchen pflegen am einen Ende ihres
Rumpfes Beine und am anderen alles übrige zu haben. Aber wer hat schon je ein
weibliches Wesen gesehen, dessen Mund und dessen beide starren Augen acht bis zehn
Zentimeter oberhalb ihres Rumpfes schweben? Es gab dafür nur eine einzige
logische Erklärung — ich hatte jetzt, am hellichten Tag und völlig wach, einen
Alptraum. Das kann jedem passieren, und es war kein Grund zur Beunruhigung.
Dann, beinahe wie auf ein Stichwort hin, öffnete sich der Mund weit, während
sich die Augen starr und unheilvoll auf mich richteten.
    »Das ist kein passender
Augenblick für Pogetätschel«, zischte mich eine mörderisch klingende Stimme an.
»Sehen Sie denn nicht, daß ich feststecke, Sie — Sie Lüstling?«
    »Ich höre es, aber ich glaube
es nicht«, sagte ich entschlossen. »Weiche von mir, du Ausgeburt meiner
krankhaften Phantasie!«
    »Ich bin Celeste Campbell, Sie
schieläugiger Kretin!« Die Stimme erstickte beinahe an ihrer eigenen Wut. »Ich habe
auf der Couch eine neue Übung ausprobiert und habe das Übergewicht bekommen. Um
Himmels willen, ziehen Sie mich auseinander! Ich spüre, wie mir demnächst die
Knochen brechen!«
    »Klar, Celeste«, sagte ich
vergnügt. »Wo soll ich anfangen?«
    »Egal wo, Sie Idiot!«
    »Okay, dann also los«, sagte
ich und machte mich eilfertig an die Arbeit.
    »Aaah!« Sie stieß einen
plötzlichen durchdringenden Schrei aus. »Nicht da, Sie blöder...«
    »Tut mir leid, Celeste«, sagte
ich. »Aber von meinem Standpunkt aus sieht alles gleich aus.«
    »Na schön, dann versuchen Sie’s
woanders!« fuhr sie mich an. Beim zweiten Versuch gelang es mir, einen Unterarm
zu packen und mit einem entschlossenen Ruck daran zu zerren. Es war wie bei
einem dieser vertrackten Geduldspiele, bei denen ein winziger Bestandteil den
Ausschlag für die Lösung gibt. Als ich zog, gab Celeste erneut einen dieser
entnervenden Schreie von sich und entwirrte sich dann plötzlich zu einem
Mädchen von normaler Größe.
    »Na, und?« sagte ich mit
kindlicher Befriedigung über meinen Erfolg.
    Sie setzte sich langsam auf und
rieb ihre Arme mit zarter Behutsamkeit, bis sich all ihre verbogenen Knochen
wieder in der richtigen Form befanden, und starrte mich dann düster an. »Warum
haben Sie das nicht gleich gemacht?« sagte sie wütend. »Das war ein übler
Streich, den Sie da einem wehrlosen Mädchen gespielt haben, Sie hinterhältiger
Polyp!«
    »Okay, das ist nun der Dank
dafür, daß ich Ihnen das Leben gerettet habe!« Ich stand mit verletztem
Gesichtsausdruck auf und stelzte auf den Perlenvorhang zu.
    »He!«
    »Was?« knurrte ich, ohne
zurückzublicken.
    »Wie heißen Sie mit Vornamen?«
    »Al.«
    »Okay, Al«, sagte sie, und ihre
Stimme klang eine Nuance wärmer. »Sie können mich Celeste nennen. Ich möchte
auch wissen, warum nicht — ich habe praktisch kein Geheimnis mehr vor Ihnen.«
    »He!« Ich blieb wie

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