Al Wheeler und das unheimliche Haus
Eddie
Moran.«
»Sie sind nicht bei Trost,
Lieutnant.« Er schüttelte verächtlich den Kopf. »Es ist genauso, wie ich gesagt
habe — das alles ist nur ein Märchen wie das von dem goldenen Napf, der am Ende
des Regenbogens stehen soll. Es stimmt einfach nicht.«
»Vielleicht kommen Sie jetzt
gleich mit mir zum Leichenhaus, und ich werde Ihnen das scheußlichste Märchen
zeigen, das Sie je gesehen haben«, fuhr ich ihn an.
»Vielleicht hat der arme Eddie
an ein privates Märchen geglaubt?« bemerkte er. »Und hat bei dem Versuch, den
goldenen Napf am Ende des Regenbogens zu finden, ins Gras beißen müssen.«
»Wer würde sich schon der Mühe
unterziehen, einen Burschen, der hinter Regenbogen her ist, mit einem Dumdumgeschoß
zu erledigen?«
Es gab einen schwachen
rasselnden Laut eines Schlüssels, der im Schloß umgedreht wurde, und ich
blickte mich in der Sekunde um, als ein großer dünner Bursche das
Dachgartenappartement betrat. In der einen Hand trug er seinen Hut und in der
anderen seine Aktentasche, während er das Wohnzimmer betrat. Auf seinem
blassen, bebrillten Gesicht lag ein Ausdruck scharfer, nervöser Intelligenz;
und ich wünschte mir lebhaft, soviel zu verdienen, um mir gelegentlich einen
solchen Anzug leisten zu können, wie er ihn trug. Als er sah, wie wir ihn beide
beobachteten, blieb er plötzlich stehen, und auf seiner Stirn begann ein
kleiner Muskel unregelmäßig zu zucken.
»Das ist mein Sohn Sigmund«,
sagte Parson. »Das hier ist ein Polyp — Lieutnant irgendwas.«
»Wheeler«, sagte ich.
»Guten Tag, Lieutnant.« Sigmund
Jones kam herbei und schüttelte mir feierlich die Hand. »Vom Büro des Sheriffs,
nehme ich an?«
»Sigmund ist’n
Rechtsverdreher«, sagte Parson.
»Rechtsanwalt, wenn du
erlaubst, Vater«, antwortete der Sohn steif. »Hauptsächlich Vertretung von
Unternehmen. Soeben habe ich nichts zu tun.«
»Sie haben Ihr Büro hier in
Pine City, Sigmund?« fragte ich gleichmütig.
»Nur eine kleine Filiale — mein
Hauptbüro ist in Los Angeles«, erklärte er. Die scharfen Augen betrachteten
mich eingehend hinter den schützenden Brillengläsern. »Dies hier ist
hoffentlich nur eine Höflichkeitsvisite, Lieutnant?« Es sollte wie ein Scherz
klingen und kam heraus wie ein Gebet.
»Nicht ganz.« Ich berichtete
ihm kurz von Eddie Morans Ermordung, von der Theorie mit der vermutlich
versteckten halben Million seines alten Herrn und wie sich die Angelegenheit
aus der Sicht der Polizei ausnahm. Ich nahm mir viel Zeit und Mühe, ihm die
Sache in genau derselben Weise zu erklären wie seinem Vater. Als ich damit
fertig war, pochte der kleine Muskel auf seiner Stirn wie wild.
»Ich habe ihm gesagt, daß das
Ganze nichts weiter als ein Märchen ist — daß nie auch nur ein Vierteldollar
versteckt worden ist.« Parson kicherte. »Aber du weißt ja, wie die Polypen
sind, Sohn, sie erfinden einfach Geschichten, damit sie außer den paar lausigen
Dollar pro Woche, die sie aus ihren Miniatur-Schwindelgeschäften herausholen,
auch noch was zu tun haben.«
»Nein.« Sigmunds Stimme
explodierte mit plötzlicher nervöser Eindringlichkeit. »Ich weiß nicht, wie
>Polypen< sind — jedenfalls nicht in deinem Sinn. Alles, was ich weiß,
ist, daß einer deiner ehemaligen Teilhaber brutal ermordet worden ist. Ich habe
dir gleich am ersten Tag gesagt, daß der Gedanke, hierher in eine kleine Stadt
zurückzukommen, dein altes Haus zurückzukaufen und dein altes Leben wieder zu
beginnen, zutiefst absurd ist. Aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Nun,
nach dem, was passiert ist, wirst du vielleicht ein bißchen Vernunft annehmen
und mit mir nach Los Angeles zurückkehren, wie ich es dir gleich zu Anfang
vorgeschlagen habe.«
»Daß Eddie abgemurkst worden
ist, ist reiner Zufall«, sagte Parson mit gepreßter Stimme. »Das ändert nicht
das geringste — und hör auf, dir vor einem Polypen das Maul darüber zu
zerreißen, wie klug du warst. Wenn wir irgendwelche Auseinandersetzungen haben,
tragen wir sie unter uns aus, so als ob wir eine Familie wären. Verstanden?«
»O Himmel!« sagte Sigmund
verzweifelt. »Wann werde ich dir endlich klarmachen können, daß heute alles
ganz anders ist. Alles hat sich verändert — völlig verändert! Die Methoden der
Polizei haben sich verändert, haben sich entwickelt, sind wissenschaftlich
geworden. Die meisten der vertrottelten Polypen, von denen du faselst, sind
heutzutage Männer mit Collegebildung! Selbst die Männer aus deiner
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